Jurybegründung:
"Hausmannstätten ist ein lebhaftes Dorf von knapp 3000 Einwohnern südlich von Graz. Etwas abseits vom Ortszentrum, in der Nähe des kürzlich eröffneten „Generationenparks“, befindet sich die neue Volksschule, die auch über einen Fußweg entlang des Ferberbachs erreichbar ist. Diese Annäherung bildet den Auftakt für ein Gebäude, in dem Landschaft und Architektur miteinander verflochten sind. Das dreigeschoßige, flach gedeckte Bauwerk hat eine vorvergraute Holzfassade, in die auf allen Seiten unterschiedlich gefärbte Veranden eingeschnitten sind, und schmiegt sich an den sanften Hügel neben dem Bach.
Entlang mehrerer Freibereiche zum Spielen und Entspannen gelangt man unter eine Auskragung an einer Seite der Schule und setzt von dort die „Bildungsreise“ fort, vorbei an den Gemeinschafts- und Personalräumen im Erdgeschoß, von denen sich einige zum Garten hin öffnen. Von der „Garderobenlandschaft“ erreicht man eine breite Treppe, die nach oben führt und zum Aufenthalt einlädt. In den beiden Obergeschoßen wechseln sich Klassenräume, Loggien und Terrassen ab, wodurch der Unterricht jederzeit ins Freie verlegt werden kann. Es gibt keine herkömmlichen Gänge, stattdessen gehen die Räume ineinander über und vermitteln einem das Gefühl, sich in einem Landhaus zu befinden.
Licht fällt tief in das Schulhaus ein und überall besteht eine enge Verbindung zur umgebenden Landschaft: Die großen Fenster in den Klassenräumen ermöglichen eine weite Aussicht über Hof, Hauptschule, Sportanlagen und Dorf bis ins angrenzende Hügelland.
Im Zentrum des Gebäudes ziehen zwei Besonderheiten den Blick auf sich: Der Aufzug und die leuchtend orangen Brüstungen entlang der Treppen und Lufträume. Frau Foller, die Direktorin, erzählt, dass sie selbst diese fröhliche Farbe ausgesucht hätte und dass sie stolz darauf sei, dass durch die Position des Aufzugs auch die Kinder mit besonderen Bedürfnissen im Mittelpunkt des Geschehens und nicht abseits stünden.
Die Wände und Decken der Innenräume sind weiß, die Böden aus Holz. Kinder, Möbel und Landschaft bilden die Farbtupfer vor diesem Hintergrund, der von den farbig gestalteten Veranden gerahmt wird. Alle Details wurden nach Möglichkeit bündig ausgeführt, um die Bewegung der Menschen durchs Haus nicht zu behindern. Von außen wirken die Aussparungen in der Gebäudekubatur als nahtlose Übergänge zwischen Umgebung und Innenraum.
Die Volksschule Hausmannstätten erhält aufgrund der beeindruckenden, scheinbar mühelosen Integrierung in die Landschaft und der baulichen Umsetzung eines zeitgemäßen pädagogischen Konzepts – nicht zuletzt in Form einer promenade architecturale – den Architekturpreis des Landes Steiermark 2013."
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