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Bushof und Platzgestaltung Bahnhof Aarau

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Seit kurzem hat die Schweizer Kantonshauptstadt Aarau eine eigene Wolke: ein organisch geformtes Bushofdach mit einer teildurchsichtigen und reflektierenden Hülle. Das Dach schwebt gleichsam über dem Bahnhofvorplatz. Anders als ihr meteorologischer Namensvetter schützt die Aarauer Wolke jedoch vor Niederschlägen. Im Zuge des Bahnhofneubaus in Aarau von Theo Hotz erhielt der Bahnhofvorplatz samt Bushof ein neues Gesicht: Vorhandene Einbauten wurden entfernt sowie die Tiefgaragenerschließung verlegt, um die Bushaltestellen auf dem Bahnhofplatz zu konzentrieren. Dazu entwarfen Mateja Vehovar und Stefan Jauslin mit einem visuell federleichten Bushofdach einen Ruhepol zwischen der belebten Bahnhofstraße und dem neuen Bahnhofgebäude. Entstanden ist ein freundlicher Ort für die Pendler, die von den SBB auf die AAR Busse umsteigen – sowie ein Ort für die Nachtschwärmer, der großstädtisches Flair ausstrahlt. Das Folienkissendach hat in der Mitte eine organisch geformte Öffnung. Der Wechsel von halbtransparenter und freier Fläche verstärkt die Leichtigkeit und das Gefühl, unter freiem Himmel und zugleich geschützt zu sein. Unterstützt wird die visuelle Leichtigkeit durch eine Reihe planerischer Weichenstellungen: die Verwendung durchsichtiger Folie in klar und blau mit einer fein austarierten Bedruckung (Stefan Jauslin mit Paolo Monaco); die in einer Achse leicht geneigten Stützen, die in das Kissen eintauchen und die „Wolke“ tragen; der ungleiche Abstand der Folien zur innenliegenden Tragstruktur; eine in die Stahlkonstruktion vollständig integrierte technische Infrastruktur für Wasser, Luft, Elektro und Sensorik sowie das über und unter dem Kissen liegende unregelmäßige Netz aus Edelstahlseilen, das den Folien die benötigte Spannweite gibt. Diese multiplen amorphen Folienbäuche lösen die Großform auf. Sie sind die Träger der vielen Spiegelungen und Lichtreflexe auf der Folienhülle, Auslöser sind die in Stützenrichtung angeordneten Langfeldleuchten. Die innere Tragkonstruktion ist in der Durchsicht schemenhaft zu erkennen. In der Schrägsicht lösen sich die Träger auf und das Dach gewinnt an Volumen. So leicht und einfach die Wolke auch wirkt – sie erforderte ein fachkundiges und kommunikationsstarkes Planungsteam und eine enge Koordination aller Beteiligten. vja holten deshalb frühzeitig formTL als Spezialisten für das Tragwerk und die Folienhülle ins Team. Ein besonderes Anliegen von formTL war es, den Entwurf von Vehovar & Jauslin machbar zu machen und die Leichtigkeit und Filigranität herauszuarbeiten. Dies gelang, da die Planung und Realisierung auf drei Säulen ruhte: Das Planerteam unter Führung von suisseplan verfolgte konsequent das Ziel, das luftdichteste und im Betrieb sparsamste Luftkissen zu bauen. In der Arge Folienkissen waren engagierte und fachkundige Firmen mit der Realisierung gefunden worden. Und formTL wurde umfassend mit Tragwerksplanung, Integration der TGA, Ausschreibung, Fachbauleitung und Qualitätskontrolle beauftragt. Indem die jeweils dreiteilige Unter- und Oberfolie separat auf den gebogenen Randrohren befestigt wurde, gelang eine einfache und konstruktiv saubere Detaillierung der Wolke. Mit 1070 m² überdachter Fläche und 1810 m³ ist das Bushofdach zugleich das weltgrößte Einkammer-Folienkissen. Dabei versorgen je vier 120 Meter lange PE-Rohre unter der Fahrbahn das luftgestützte Kissen im Umluftverfahren mit sauberer und trockener Luft; vier weitere Leitungen führen die Kissenluft zurück in die Stützluftzentrale. Abhängig von der Witterung wird das gesamte System aus Stützluftanlage, Rohrleitung und Folienkissen auf 300-850 Pascal über Außenluftdruck per Sensoren eingeregelt. Da nur die über 2140 m² Kissenoberfläche eindiffundierte Feuchte entfernt werden muss und sowohl das Kissen als auch die Leitungen quasi luftdicht ausgeführt sind, ist das Dach sehr sparsam im Betrieb. Bereits unmittelbar nach seiner Inbetriebnahme wurde das Bushofdach als Exponat in die Werkschau architekur 0.13 in Zürich aufgenommen. Vom 26. April bis 27. Juli 2014 ist das Bushofdach in der Ausstellung „Bauen mit Luft“ in Verbindung mit einer Retrospektive 10 Jahre formTL im Luftmuseum Amberg zu sehen. Maße - Traufhöhe: 7 m - Länge: ca. 42 m - Breite: ca. 39 m - Bauhöhe Stahlbau: 0,4 m - Bauhöhe Kissen: 1,3 - 3,2 m - Überdachte Fläche: 1.070 m² Material - Farbbeschichtetes Stahltragwerk mit einer Farbbschichtung in C4 lang - Edelstahl-Spiralseile, Seilknoten aus eloxiertem Aluminium - ETFE-Folie 250 µm von Nowofol: klar bzw. blau durchgefärbt und von Firma Reisewitz bedruckt - Stützluftleitungen unterirdisch: 8 spiegelverschweißte PE-Rohre mit 250 mm Außendurchmesser in den Stützen: Edelstahlrohre mit 100 mm Innendurchmesser Bauherr: Stadt Aarau/CH Generalplaner und Tiefbau: suisseplan Ingenieure AG, Aarau/CH Architekt: Vehovar & Jauslin Architektur AG, Zürich/CH Lichtplanung: Atelier Derrer, Zürich/CH Tragwerkplanung, Ausschreibung, Werkstattplanung, Fachbauleitung: formTL Ausführende Firmen: Arge Foliendach mit Ruch AG, Altdorf/DE und Vector Foiltec GmbH, Bremen/DE

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