Volksbank Bad Urach - Bauen am schwäbischen Marktplatz
Am Marktplatz von Bad Urach, dem touristischen Herzstück, inmitten eines denkmalgeschützten mittelalterlichen Fachwerkbestandes den Neubau eines Bankgebäudes zu errichten war die uns gestellte Aufgabe. Die Auflagen des Denkmalschutzes hinsichtlich Form, Echtheit der Materialien und der Erscheinung waren natürlich hoch. Der Entwurf stellt deshalb den Versuch dar, mit traditionellen Vokabular einerseits und innovativen, technischen Konstruktionen andererseits sich in das Ensemble einzufügen. Natürliche Materialien wie Holz, Stein, Glas und Putz bestimmen das Erscheinungsbild der Bank.
Die umgebenden Häuser sind überwiegend geprägt von freigelegtem Fachwerk, giebelständigen, steil geneigten Dächern und Tuffsteinsockel. Diese Ordnung und Maßstäblichkeit wurde aufgenommen und in eine moderne Konstruktion übertragen.
Auf einem mit Gauinger Travertin vorgemauerten Sockelgeschoss wurde eine ingenieurmäßige tragende Douglasie-Leimholzkonstruktion errichtet, die bis zum First 4 Geschossebenen aufnimmt. Büroarbeitsplätze, darüber Sitzungs-, Schulungs- und Sozialräume sind um eine sich über alle Geschosse erstreckende glasüberdeckte Halle angeordnet.
Die Struktur der Stützen, Unterzüge, Pfetten und Sparren, aus im Innenbereich unbehandelter Douglasie bestimmt die angestrebte Ordnung, Maßstäblichkeit und Atmosphäre des Hauses, Innen wie Außen. Die Decken sind aus Stahlbeton und zum Kühlen und Heizen mit Leitungen durchzogen.
Mit der Kombination von im Holzbau sinnvollen geringen Stützweiten und den dadurch sehr dünnen Stahlbetondecken erlangt die Technik der thermischen Bauteilaktivierung eine größere Reaktionsschnelligkeit und macht ihren Einsatz effizient.
Die Nutzung statisch notwendiger Gründungspfähle für Energiegewinnung und Wärmeabgabe und eine Nachtkühlung vervollständigen das nachhaltige Energiekonzept.
Für den Geschossbau mit Holztragwerk wurde ein integriertes Brandschutzkonzept entwickelt, mit zweitem Fluchtweg über ein Treppenhaus, teilweise F30 Flurtrennwänden und einen im Brandfall zwischen Flur und offener Halle herunterfahrenden Rauchschutzvorhang.
Die massiven Holzstützen entlang der Flure konnten als Pfosten der Flurtrennwand angesetzt werden und ermöglichen trotz Brandschutzanforderung einen minimierten Anschluss der großen Gläser an die Stützen, so dass die primäre Tragstruktur auch in ausgebautem Zustand erlebbar bleibt. Vielfältige Blickbeziehungen schaffen ein transparentes einladendes Ganzes.
Das Holztragwerk liegt im Bereich der Fassade in der Ebene der Klimahülle und prägt so die Ansicht, Innen und Außen.
Unter Ausnutzung der innovativen Technischen Möglichkeiten des zeitgemäßen Holzbaus wurde auch die Dachschale mit in voller Sparrenlänge vorgefertigten Dachelementen geschlossen, mit fertiger innenseitiger Sichtoberfläche, aus Douglasie 3-Schicht-Platten. Die Elemente sind Bestandteil des Tragwerks und enthalten bei Anlieferung bereits alle Folien, Dämmung, Leerrohre, Lampendosen, raumakustische Lochungen und zugehörige Hinterlegungen.
Die energieoptimierte, ökologische Ausrichtung des Gebäudes ist neuartig. Die integrierte Technik, die vielfältigen räumlichen Blickbeziehungen und nicht zuletzt die haptischen Qualitäten der im Innenbereich unbehandelten Holzoberflächen schaffen einen natürlichen Organismus und zugleich ein Ambiente, das Arbeiten in einer Bank neu definiert.
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