Der Neue Gerngross! Design und Gestaltung
1. Restructuring of the Existing Center
Das Flächenlayout des Bestandskaufhauses war nicht klar verständlich, Wegeführungen wirkten verwirrend und unübersichtlich, man fand sich nur schwer zurecht.
Um dies zu verbessern, wurden die Geschossebenen mit kleineren Mieterstrukturen (EG, OG1, OG2 und OG5) und mit einem völlig neuen Flächenlayout ausgestattet. Voraussetzung dafür war, die einzelnen Geschosse zunächst "leer" zu denken, um zukünftig ein verbessertes Orientierungssystem implementieren zu können.
Die Grundlagen dieses komplexen Vorhabens waren:
- jeder Mietfläche musste zukünftig eine neue, qualitativ hochwertigere Fläche in gleicher Größe zur Verfügung gestellt werden
- jeder Mieter musste während der Bauzeit zwei Mal umgesiedelt werden
- der laufende Einkaufsbetrieb durfte aber gleichzeitig nur minimal eingeschränkt werden
2. Create a new Centre!
Zu diesem Zweck wurde zunächst das bestehende Atrium mit seiner Rolltreppenerschließung in Szene gesetzt.
Dieses bildet nun die neue Mitte des Hauses und ist zentraler Orientierungspunkt des Centers.
3.Das Atrium: perspektivische Öffnung nach oben
Im Atrium, der neue Mitten bzw. dem zentralen Orientierungspunkt des Hauses, vereinen sich horizontale und vertikale Blickachsen.
Die einzelnen Geschossdecken wurden abgerundet und nach oben "gerollt". Somit weitet sich das Atrium in Richtung der Verkaufsebenen auf. Es erscheint größer und offener als es das bestehende Atrium tat. Atrium und Verkaufsbereiche beginnen miteinander zu verschmelzen. Die einzelnen Geschossebenen stehen in Dialog zueinander, das ganze Center wird zum räumlichen Kontinuum.
Dies setzt sich in der Materialität und der Beleuchtungsstrategie fort:
Materialien sowie die Art der Materialwechsel der Geschossebenen finden sich im Atrium wieder (große Lochfeldebenen erscheinen wie aus einer weißen Grundebene herausgeschält), die frei gesetzten Leuchtkörper der Geschossdecken überziehen die abgerundeten Büge des Atriums und der Rolltreppen bis sie zu vertikal gesetzten Lichtpunkten in den senkrechten Verkleidungen des Zentralraumes werden.
Insgesamt erscheint das Atrium leicht und dynamisch - die relativ geringen Geschosshöhen wirken nun luftiger und höher.
4.Der Innenraum:
Die einzelnen Shops des neuen Centers wurden schollenartig in den Etagen des Hauses verteilt. Diese Schollen
wurden durch Wechsel in den Bodenbelägen und durch Materialwechsel in den Deckenbereichen
gekennzeichnet und bilden so das sternförmige Wegekonzept in Decke und Boden ab.
Die Materialität von Boden und Decke unterstützt so die Orientierung im Haus. Wege- und Einkaufsbereiche
sind nun eindeutig gekennzeichnet und schon aus der Ferne sichtbar: So definieren große Lochfeldebenen oberhalb der Shops die Verkaufsflächen. Diese Felder fungieren als multifunktionales und hoch flexibles Deckensystem, in dem sich die primäre Raumtechnik, die Sicherheitstechnik und die Warenbeleuchtung befinden.
Der Wegeführung wurde mit einer hochwertigen Gipskartondecke entsprochen. Beide Deckenkonzepte ziehen
sich über runde Kanten das gesamte Atrium hinauf. Unterstützt durch die Rolltreppenverkleidung
entstand ein Gesamteindruck, welcher sich über das gesamte Innenleben des Gerngross erstreckt. Erweitert wurde der Innenraum noch durch Bespielungen wie Ruhemöbel, Sitzlounges und temporäre Inszenierungen.
5. Die Fassade des Gerngross
Die Fassade des neuen Hauses bildet die logische Fortsetzung des Inneren: die schollenartige Struktur des Innenraumes setzt sich auf der neuen Fassade des Gerngross fort.
Hierzu wurden großformatige, amorphe Farbflächen auf der Fassade aufgebracht.
In einigem Abstand davor wurde eine ornamental gestaltete, semitransparente weiße Fläche angebracht. Gemeinsam bilden diese Ebenen ein Volumen aus Licht und Farbe.
Dieser Effekt wird am Abend durch ein Beleuchtungskonzept zwischen den beiden Schichten der Fassade unterstützt.
Einige Bereiche der Fassade (z.B. Haupteingang, Erker) wurden mittels großflächiger weißer Rahmen zur Geltung gebracht und damit zusätzlich betont.
Aufgrund der Großflächigkeit der Fassade wurde das ganze Haus harmonisiert; die wahre Größe des Hauses betont. Werbeträger wie Logos und Steckschilder wurden gegenüber dem Urzustand stark reduziert und gebündelt.
Das ornamentale Muster wurde so entwickelt, dass die Aussicht aus dem Haus in den Straßenraum gewährleistet bleibt (50% freier Querschnitt). Im Weiteren wurde die gesamte Fassade thermisch saniert und technisch modernisiert. Das ornamentale Muster fungiert gleichzeitig als Sonnenschutz.
6. Der „Kippeffekt"
Betrachter werden die Fassade - je nach Standort und Perspektive - verschieden wahrnehmen:
bei einem flachen Blickwinkel erscheint sie eher als weiß-ornamentiertes Feld, je steiler der Blickwinkel wird, desto stärker kommt die Hintergrundfarbe des Hauses zur Geltung.
Dadurch entsteht eine Art Kippeffekt, welcher den Passanten begleitet.
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