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St. Antoniusheim Haupthaus

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Das St. Antoniusheim ist seit mehr als 100 Jahren ein von Bürgern getragenes heilpädagogisches Zentrum in Fulda. Geprägt durch die christlich – vinzentinische Tradition der Einrichtung sieht das Antoniusheim seine Aufgabe im Beraten, Fördern und Begleiten von Menschen jeglichen Alters, die besondere Unterstützung benötigen. Die Einrichtung bietet differenzierte Wohnformen, zum einen in Wohngemeinschaften auf dem Hauptgelände, zum anderen in auswärtigen Wohngruppen. Wesentliche Aufgabe ist die Förderung und Bildung in mehreren Einrichtungen, beginnend mit Frühförderung und Kindergarten über Grund- Haupt- und Realschule bis hin zur Berufsförderschule in Verbindung mit einer Berufsausbildung. Gemäß dem Anspruch einer weitgehenden Selbstversorgung liegt der Schwerpunkt der Arbeit traditionell in der Lebensmittelerzeugung und Verarbeitung. So werden im eigenen Landwirtschaftlichen Betrieb, in der Gemüsegärtnerei, der Bäckerei und Küche für den Eigenbedarf sowie für den Verkauf Lebensmittel erzeugt und weiterverarbeitet. Ziel der Arbeit des Antoniusheims ist es, die Förderung und Hilfe zum eigenständigen und eigenverantwortlichen Leben zu geben sowie das Leben in der Gemeinschaft bis ins Alter, bis zum Tod zu ermöglichen. Im Antoniusheim leben 300 Menschen. Die Einrichtung bietet Arbeit für 800 Menschen. Ursprung der Einrichtung und bis heute deren zentrales und größtes Gebäude ist das Haupthaus. Konzipiert als zweiflüglige Anlage wurde zunächst der Ostflügel und der Mittelrisalit ab 1904 im wilhelminischen Stil errichtet. Im Jahr 1928 konnte das Gebäude mit dem Bau des Westflügels komplettiert werden. Alle übrigen, in den folgenden Jahren auf dem Hauptgelände errichteten Gebäude sind dem Haupthaus untergeordnet. Identität als Wiedererkennen des Ortes ist von elementarer Bedeutung für das Erfahren von Raum(qualität) und Architektur. Identität bietet das Haupthaus, es symbolisiert die Institution Antoniusheim als Wahrzeichen nach außen und innen. Der Erhalt und die Stärkung dieser besonderen Qualität ist die Grundlage für die bauliche Erweiterung. Das Haus zeigt sich als ein aufaddierter Baukörper in klar ablesbaren Bauphasen mit konsequenter Fortführung der symmetrisch angelegten Grundform. Die Erweiterung geht auf diese Vorgabe ein und ändert sie doch in einem wesentlichen Punkt: das einspännige Organisationsprinzip wird verlassen – die bisherige Rückseite wird durch die Erweiterung mit Wohn und Aufenthaltsbereichen der Wohngemeinschaften zur gleichberechtigten Nutzungszone und orientiert sich bewusst zum Innenhof, der zentralen Platzfläche der Anlage, die so zum integralen Bestandteil des Grundrisskonzeptes im Innenraum wird. Hier bedingt der eine Ansatz den anderen und ist ohne ihn nicht denkbar. Kein lebendiger Platz ohne eine zugewandte Nutzung des Hauses – keine Aufenthaltsqualität im Innern ohne den unmittelbaren Bezug nach draußen. Wie ein Regalsystem stapeln sich die Grundrisse vor den Altbau, eine neue Zeitschicht. Eigenständig und doch respektvoll im Kontakt zum Bestand entsteht die Identität des Neuen, im Verhältnis dazu die Ablesbarkeit des Vergangenen. Kein Dazukleistern, sondern Weiterbauen im typologischen Sinne des Ursprungsentwurfes. Die Flucht des Treppenhausrisalits wird aufgenommen und zwei Formate eingefügt, die keine Dreidimensionalität nach außen besitzen, nur Bildformat. Sie übernehmen die Rasterung der Backsteinarchitektur und Fensterteilungen und abstrahieren sie als Struktur in feingliedrigen rahmenlosen Glaspaneelen, die der Hofseite ein neues Gesicht geben. Nachts ändert sich das Bild. Die Fassade beleuchtet von innen in unterschiedlichen Stärken und Farben den Innenhof.

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