FADE TO GREY
Grau. Es hat schlechthin keine Aussage, es löst weder Gefühle noch Assoziationen aus, es ist eigentlich weder sichtbar noch unsichtbar. Die Unscheinbarkeit macht es so geeignet zu vermitteln, zu veranschaulichen, und zwar in geradezu illusionistischer Weise gleich nach dem Photo. Und es ist wie keine andere Farbe geeignet, 'nichts' zu veranschaulichen.
Hans-Ulrich Obrist:Gerhard Richter,Text. Schriften und Interviews,erschienen im Insel Verlag,1996, Seite 76
Seit seiner Einweihung 1902 hat sich die bewegte Geschichte des Hauptgebäudes der heutigen Universität der Künste Berlin in der Hardenbergstraße 33 auch baulich fortgeschrieben.
Gerade die Räumlichkeiten des Studiengangs Architektur geben durch zahlreiche, höchst unterschiedliche Umbauten, Einbauten und Ergänzungen seit der Wiederinstandsetzungen in den frühen 1950-er Jahren Zeugenschaft namenhafter Lehrender. Der sogenannten Bereich 'Mittelachse' ist das Entrée, hier weiten sich die Räumlichkeiten, die ansonsten aus einseitig aufgeperlten Zeichensälen entlang eines endlosen Flures bestehen. Der gesamte Bereich ist überhaupt erst im Zuge der Wiederinstandsetzung durch das Einbringen einer neuen Decke nach dem zweiten Weltkrieg entstanden, zuvor waren die Flure des dritten Obergeschosses als Galerien einer zweigeschossigen Halle der Skulpturensammlung aus dem zweiten Obergeschoss ausgebildet.
Alle zentralen Einrichtungen des Studiengangs Architekur befinden sich hier, die einzigen beiden Vorlesungssäle,das gleichnamige Café samt Nebenräumen, sowie Sekretariat, Konferenz- und Besprechungszimmer.
Seit 1983 war dieser Bereich durch Einbauten verstellt, welche die
Absichten der wunderbaren Vorstudien Ludwig Leos, eine weitere, aufgeständerte Erschließungsebene innerhalb des 3.OG einzuführen, ad absurdum verkehrt haben.
One man on a lonely platform
One case sitting by his side
Two eyes staring cold and silent
Shows fear as he turns to hide
Ah, we fade to gray, fade to gray
Ah, we fade to gray, fade to gray
Midge Ure, 1979
Der Umbau durch LUDESCHERVONSPRECKELSEN hat zum Ziel mittels einfacher Maßnahmen den gesamten zentralen Bereich Mittelachse als räumliches Kontinuum freizuschälen.
Der zentrale Hörsaal 310, die Flurbereiche und das Café sind von den erdrückenden Einbauten befreit und räumlich zusammengefasst, um einen großzügigen, zeitgemäßen Zentralbereich aller kollektiven Einrichtungen des Studiengangs bereitzustellen. der den unterschiedlichsten Nutzungsanforderungen der Tages-und Semester-Zyklen gerecht wird und zugleich den komplexen Anforderungen an den Brandschutz nachkommt.
Der monolithische, längsgerichtete Tresen vereint alle Funktionen des Café innerhalb seiner elf Meter Länge. Er ist Rückgrat des Cafés und Fixpunkt einer Architektenausbildung an der UdK Berlin. Über der Auslegung fürden Cafébetrieb hinaus können anlässlich regelmäßiger Empfänge, Buchpräsentationen oder und auch Semesterparties die oberen Elemente umkonfiguriert werden.
Ergänzend wurden den Räumen wenige, zurückhaltende Vorsatzschalen und Decken hinzugefügt, deren technischen und akustischen Eigenschaften und Nutzungen sehr genau definiert sind und baulich vom Bestand abgesetzt eigenständig in Erscheinung treten.
Das räumliche Zusammenspiel von Bestand und Ergänzung wird mittels einer alles-erfassenden, monochromen Beschichtung hergestellt.
Der Farbe Grau / RAL 7035, Lichtgrau wird die Rolle zugeschrieben, räumlichen Zusammenhalt zu stiften . Von allen Wand-und Decken-Oberflächen, den schallabsorbierenden Heraklithdecken mit PU-beschichteten Reflektionsflächen, den eratischen Heraklith-Wandelementen welche die Brandschutz-Schiebetore einfassen, bis hin mächtigen Corian-Tresen sind alle architektonischen Elemente monochrom gehalten.
Trotz der erzielten klaren Großzügigkeit treten die Räume durch ihre monochrom-graue Unschärfe in den Hintergrund. Einzelne Elemente wie Bestuhlung, Beschilderung, und eine Rasterfolie auf der Glastrennwandzwischen Café und Küchenbereich sind in CMYK-Tönen des Vierfarbdruckmodells gehalten oder zerlegt. Sie ergeben in Ihrer anteilig kalibrierten Zusammensetzung eine weitere Spielart RAL 7035, Lichtgrau.
LUDESCHERVON SPRECKELSEN Architekten c/o studioberlin
www.studioberlin.net KarlMarxAllee 82, 10243 Berlin
alle Leistungen von Planung bis Bauleitung: Barbara Ludescher & Oliver von Spreckelsen (LP 1-9, 2008-2011)
Mitarbeiter: Andreas Froncalla, Johannes Maas, Jene van Abeele
Kosten:
ca. 450.000 Euro
Grundfläche des sanierten Bereichs: 465 qm
Ort: UdK Berlin, Hauptgebäude Studiengang Architektur 3OG, Hardenbergstraße 33,10623 Berlin
Auftraggeber: der Präsident der Univertät der Künste Berlin Prof. M.
Rennert, vertreten durch die Leitung des Referat 4
Auftragnehmer, Hersteller:
Tischlerarbeiten: Schreinerei Hecker, 84333 Malgersdorf
Bauhauptgewerbe &Trockenbau: Complet Bau GmbH, 12099 Berlin
Heraklith Akustikplatten Superfine RAL 7035 lichtgrau, teilweise Brandschutzklasse A2
Im Schallreflektionsbereich der Hörsaaldecke mit 2mm farblosem Polyurethan beschichtet.
PU-Beschichtungen: IRO Beschichtungen 12277 Berlin
Whiteboard und Kreidetafel-Wandvertäfelungen: emailliertes Stahlblech Firma Degen, 90411 Nürnberg
Hub-und Klappmechanik des Überkopfprojektors in rückwärtiger Wandnische des Hörsaals durch Firma BTM Multimedia GmbH, 63796 Kahl am Main
Rohrleuchten: Radolux, Gesellschaft für Lichttechnik mbH, 97857 Urspringen
CMYK-Glasfilm: Lüdtke & Kuhn Werbetechnik, 10243 Berlin
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