Der Neubau der Firma HAHN+KOLB Werkzeuge GmbH wurde als Vertriebs-, Technologie und Logistikzentrum auf einem 4,8 ha großen Gelände im Westen von Ludwigsburg errichtet. Die Firmenzentrale wurde für ca. 300 Büroarbeitsplätze konzipiert, das Logistikgebäude beinhaltet hochtechnisierte Shuttleregal- und Hochregallager mit zusätzlichen Büroflächen.
Das Vertriebs-, Technologie und Logistikzentrum gliedert sich in eine Spange von
Gewerbebauten ein. Im Süden grenzt eine Kleingartensiedlung an das Firmengelände. Durch die schräg ansteigenden Fassaden der Gebäude aus den Grünflächen in Richtung urbaner Bebauung wird der Dimensionssprung von Kleingartenhäusern und Gewerbebauten aufgenommen und es entsteht ein städtebauliches Eingangstor zur Weststadt Ludwigsburgs.
Die Orientierung der Firma HAHN+KOLB auf Qualität und Innovation kombiniert mit wirtschaftlichem Erfolg erforderte ein Headquarter, welches diese Firmenphilosophie nach
außen präsentiert. Somit wurde von Sigrid Hintersteininger Architekten ein Vertriebs- und
Technologiezentrum geplant, das durch seine Formensprache Dynamik verkörpert. Das Haus steigt von Süden nach Norden dynamisch an und mündet in einem kristallinen Glaskörper, der sich nach drei Seiten öffentlich präsentiert. Diese Formensprache wird im
Technologiezentrum und in der frei stehenden Logistikhalle fortgesetzt. Grundlage der
Gebäudeformen ist das nachhaltige Energiekonzept. Die nach Süden gerichteten, dynamisch aus den Grünzonen wachsenden Fassaden sind mit Fotovoltaikelementen belegt. Sie sorgen somit für eine nachhaltige Energieproduktion und minimieren die CO2-Emissionen. Diese Fotovoltaikfassaden legen sich jeweils im 45 Grad Winkel als homogene Haut über die Gebäude des Vertriebs- und Technologiezentrums. Gleichzeitig dienen die geschlossenen Schrägfassaden im Süden tragwerkstechnisch zur Rückhängung der auskragenden Eingangsfassade im Norden.
Die Haupterschließung erfolgt über die auskragende Nordfassade des Vertriebszentrums.
Hier wird man über einen öffentlichen Vorplatz in das Foyer bzw. den Empfangsbereich des Gebäudes förmlich eingesogen. Das Eingangsfoyer dient als Ausstellungsraum, in welchem den Kunden und Geschäftspartnern die neuesten Produkte von HAHN+KOLB präsentiert werden und Kunst aus der Sammlung Würth ausgestellt wird. Ein weiterer Ausstellungsraum für Produktpräsentationen lagert sich direkt neben dem Foyer an. Im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss sind die beiden Gebäudeteile des Vertriebs- und Technologiezentrums über die öffentlichen Nutzungen Restaurant, Lounge und Produktpräsentation verbunden. Diese Räumlichkeiten dienen als Herz des Unternehmens und können unabhängig vom Empfangsbereich separat von außen über eine großzügige Freitreppe erschlossen werden. Ein Wechselspiel von Zwei- und Eingeschossigkeit sorgt nicht nur für eine räumliche Spannung sondern auch für eine Verbindung von öffentlichen Bereichen und Verwaltung auf unterschiedlichen Geschossen. Der Innenhof gewährleistet die natürliche Belichtung und Belüftung aller Büros und bietet zusätzliche Freifläche für das Restaurant im Erdgeschoss.
Flexibilität und Variabilität waren im Zuge der Planung wichtige Parameter. Es wurde ein
Stützenraster mit höchst möglichen Spannweiten gewählt, so dass die Innenräume flexibel möbliert werden können. Die Büros wurden als „Open-Space-Büros“ mit offenen
Kommunikationszonen in der Mitte der Räume konzipiert. Vereinzelt sind Individualbüros mit Einzelarbeitsplätzen für Führungskräfte in die offene Bürostruktur integriert. Die Seminar- und 2 Schulungsräume wurden mit flexibel verschiebbaren Trennwänden ausgestattet, so dass die Möglichkeit einer Großveranstaltung als auch von kleineren Konferenzen und Schulungen im Technologiezentrum besteht.
Die Mitarbeiter der Firma HAHN+KOLB arbeiten in einem Firmenareal, das über die Funktion eines herkömmlichen Arbeitsplatzes hinausgeht. Es wurde ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass in nachhaltigen Gebäuden auf einem nachhaltigen Firmenareal nicht nur funktionale sondern auch soziokulturelle und atmosphärische Mehrwerte geboten werden. Anhand der spezifischen architektonischen Formensprache wird den Nutzern ein Haus geboten, das besondere Raumerlebnisse entfacht und so einen atmosphärischen Mehrwert darstellt. Durch die Schrägfassaden entstehen Innenräume, die eine spezifische Raumatmosphäre zu Eigen haben. Die Wände tauchen dynamisch aus dem Boden auf und es entstehen gleichzeitig Rückzugszonen.
Im zweigeschossigen Betriebsrestaurant und der weitläufigen Lounge werden die Mitarbeiter täglich mit frischem Essen versorgt. Der Loungebereich dient als Marktplatz für Meetings mit Kollegen und Kunden. Über die Loungeterrasse wird man über eine Freitreppe auf den halböffentlichen Vorplatz in einen großzügigen Park geführt. Hier befindet sich ein Biotop, welches als Erholungsoase im Freien dient. Die grünen Freiflächen werden u. a. mit Obstbäumen bepflanzt, so dass die Mitarbeiter in ihrer Pause frisches ökologisches Gut genießen können. Somit ist auch im Außenraum eine hohe und vielfältige Aufenthaltsqualität vorhanden.
Gleichzeitig dienen der firmeninterne Park, der begrünte Parkplatz und die als Gründächer
ausgeführten Flachdächer als Ausgleichsflächen für die versiegelten Bodenflächen. Unter
dem Parkplatz befindet sich ein Geothermiefeld, welches die Gebäudetemperierung und
Trinkwasserversorgung gewährleistet. Durch den konsequenten Einsatz von hochtechnisierten Materialien der Gebäudehülle (z.B. 3-fach-Verglasung mit Sonnenschutzfolie), einer regenerativen Technik und einer innovativen Energieerzeugung
wird dem Passivhausstandard entsprochen.
Der Neubau der Firma HAHN+KOLB ist in einem integrativen Planungsprozess mit einem
Team bestehend aus 18 Fachingenieuren entstanden. 80 ausführende Firmen waren am
Projekt in einer Bauzeit von nur 13 Monaten beteiligt.
Architekten:
• Sigrid Hintersteininger Architekten, Stuttgart (Planung und künstlerische Oberleitung);
• Kalis Innovation, Künzelsau (Werkplanung und Bauausführung)
Planungsbeteiligte:
• Mayer-Vorfelder und Dinkelacker, Sindelfingen (Tragwerksplanung);
• Ibb Burrer & Deuring, Ludwigsburg (Elektro);
• Zimmermann und Becker, Heilbronn (HLS);
• Horstmann + Berger, Altensteig (Bauphysik);
• Bauberatung Brandschutz Fakesch, Bensheim (Brandschutz)
Bauherr:
• Grundstücksgesellschaft Waldäcker I Ludwigsburg, Künzelsau-Gaisbach
BGF Vertriebs- und Technologiezentrum: 11.091 m²
BGF Logistikhalle: 11.735 m²
BRI Vertriebs- und Technologiezentrum: 48.550 m³
BRI Logistikgebäude: 120.408 m³
NF Vertriebs- und Technologiezentrum: 9.570 m²
NF Logistikgebäude: 10.952 m²
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