Fastnacht der Hölle – so beschrieb der Offizier und Schriftsteller Ernst Jünger den Ersten Weltkrieg in seinen Kriegstagebüchern. Auch wenn eine Ausstellung heute diese Eindrücke niemals wirklich wiedergeben kann, so kann sie dennoch eine Ahnung über die unvorstellbare Realität der damaligen Zeit vermitteln. Denn wie dieser Krieg schmeckte, wie er sich anhörte, wie er roch, aussah oder sich anfühlte – diese unmittelbaren Sinneserfahrungen stehen im Mittelpunkt der Ausstellung im Stuttgarter Haus der Geschichte.
Fünf Sinnesstationen zu Beginn der Ausstellung geben den Besuchern anhand von Proben und Animationen einen persönlichen Zugang zu den Extrembelastungen, denen die Menschen während des Ersten Weltkrieges ausgesetzt waren: Zum Beispiel der infernalische Lärm von Explosionen und Sirenen, der Geschmack von Nervengas oder der beißende Geruch innerhalb der Schützengräben.
An der Front, auf der Etappe und in der Heimat wurden sehr unterschiedliche Sinneserfahrungen gemacht. Drei Großvitrinen verkörpern diese spezifischen Orte und zeigen authentische, persönliche Exponate, die entsprechend der Schauplätze verortet sind. Über den Objekten erscheinen die in Briefen und Tagebüchern festgehaltenen Erfahrungsberichte der Betroffenen als ephemere und schwerelose Einspiegelungen. Diese Zitate sowie Fotos, Filmausschnitte und Transkriptionen werden mittels „Pepper’s Ghost“-Technik projiziert. Die Exponate stehen dabei nicht singulär, sondern interagieren mit einem die Ausstellung umrahmenden Zeitband, das die Chronologie des Ersten Weltkrieges abbildet. Eine schwebende Längsvitrine begleitet den Besucher zum Ausgang und zeigt die bis heute sichtbaren Folgen des Krieges.
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