Quantcast
Channel: competitionline Projects
Viewing all articles
Browse latest Browse all 5494

Wartesälchen

$
0
0
Koblenzer Baudenkmal der 50er Jahre Mitten im Herzen von Koblenz, auf der Verkehrsinsel des vielbefahrenen Friedrich-Ebert-Rings, an der Schnittstelle zwischen Stadtzentrum und der südlichen Vorstadt, hat ein kleiner Pavillon die Jahrzehnte überdauert und erstrahlt seit kurzem in neuem Glanz. Der ursprüngliche Bau wurde von dem Koblenzer Architekt Otto Schönhagen (1885–1954) entworfen, nach eigener Aussage in Anlehnung an die „Wartehallen der elektrischen Schnellbahnen in Köln und Düsseldorf“. Aus Sicht der Generaldirektion Kulturelles Erbe ist der Pavillon „in seiner lichten Gestaltung ein typischer Vertreter der Baukunst der 50er-Jahre und prägend für das Erscheinungsbild der damals im Wiederaufbau begriffenen Koblenzer Innenstadt“. Der Betrieb des dort seit jeher ansässigen Kiosk, an dem viele Koblenzer morgens auf dem Weg zur Arbeit ihre Zeitung kauften und ein Schwätzchen hielten, wurde im Herbst 2011 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Die Stadt stellte kurz darauf den zu dieser Zeit sehr verwahrlosten Pavillon zu Beginn des Jahres 2012 unter Denkmalschutz. Das jüngste Kapitel dieses Bauwerks wurde nun in den Jahren 2013/14 durch das in Koblenz ansässige Architekturbüro Thillmann geschrieben, welches dort in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalpflege und dem neuen Besitzer ein Café im Stil der 50er Jahre realisierte. Mit der gebotenen Sorgfalt im Kontext der historischen Bausubstanz wurden viele Details neu konzipiert und umgesetzt, so dass der charmante Charakter des Pavillons bewahrt werden konnte. Von der Leuchtreklame in Neon über dem weit auskragenden halbrunden Dach, mit der umlaufenden Glasfassade, die den Blick der Vorbeifahrenden in den Innenraum von jeder Seite zulässt, bis hin zur gesamten Haustechnik und den sanitären Anlagen im Untergeschoss, wurde das Gebäude umfassend erneuert. Das gesamte Interieur wurde in Anlehnung an vergangene Tage gestaltet. Die Preistafel erinnert beispielsweise mit der Darstellung von Einzelbuchstaben an die Wechselpreisschilder aus den 50er Jahren. Die Thekenanlage als zentrales, raumbildendes Element wurde mit wertigem Massivholz verkleidet. Das „Wartesälchen“ eröffnete im Mai 2014 und lädt zum Kaffee- und Gaumengenuss von regionalen Produkten ein. Dabei entführt es seine Gäste mit liebevollen Details in vergangene Zeiten und ermöglicht es dem hektischen Alltag und dem Treiben rund um die Verkehrsinsel zu entfliehen. Für Architekturbegeisterte und Feinschmecker ein absoluter Pflichtbesuch.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 5494