Quantcast
Channel: competitionline Projects
Viewing all articles
Browse latest Browse all 5494

Isar-Plan BA5

$
0
0
Vom Wildfluss zur Kulturlandschaft Die Kelten nannten die Isar „die Reißende“. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts war sie ein typisch alpiner Wildfluss mit ausgedehnten Kies- und Sandbänken und einem sich stetig verlagernden Flussbett. Handwerksbetriebe nutzten ihre Wasserkraft über eine Vielzahl von Kanälen. Hochwasser überflutete aber immer wieder das Lehel, die Au und das Tal. Aus diesen Gründen wurde sie ab Mitte des 19. Jahrhunderts begradigt und in ein enges Korsett gezwängt. Deiche, ein breites Hochwasserbett, Ufermauern, Wehranlagen und der Werkkanal zur Wasserkraftnutzung wurden angelegt. Mehr als 100 Jahre lang floss die Isar in einem kanalartigen Gerinne durch die Stadt. Der Isar-Plan – Planung, Umsetzung und Ergebnis In den 1980er und 1990er Jahren wurde der Ruf nach mehr Naturnähe in den „korrigierten“ Flussstrecken immer lauter. Nachdem sich auch zeigte, dass die neu festgelegten Standards für den Hochwasserschutz nicht überall erreicht werden und andererseits der Erholungsdruck deutlich zunahm, war der Gedanke naheliegend, diese Anforde rungen in ein Paket zu schnüren und damit ein Großprojekt zu starten. Im Jahre 1995 wurde die Projektgruppe Isar-Plan unter der Federführung des Wasser wirtschafts amtes mit Vertretern des Baureferates, des Referates für Stadtplanung und Bauordnung sowie des Referates für Gesundheit und Umwelt ins Leben gerufen. Diese enge Zusammenarbeit war erstklassig und bisher einzigartig. Eine interdisziplinäre Projekt gruppe und eine Expertenrunde, in der Bezirksausschüsse und die Isar-Allianz vert reten waren, unterstützten und begleiteten das Projekt. Der Isar-Plan ist ein Gemeinschaftsprojekt des Freistaates Bayern und der Landeshaupt stadt München. Die Federführung liegt beim Freistaat, vertreten durch das Wasser wirtschaftsamt München. Dem Baureferat wurde durch einen Stadtratsbeschluss im Jahr 2000 die Bauherrschaft für die Stadt übertragen. Es trägt seitdem in diesem Rahmen für die Kosten, Termine und Qualitäten die Verantwortung für den Projektpartner Stadt. Entwicklungsziele Die Arbeitsgruppe untersuchte die Hochwassersituation, den Bedarf an Erholung am Fluss, die Tier- und Pflanzenwelt mit ihren Lebensräumen und formulierte dann die Entwicklungsziele: • Besserer Schutz vor Hochwasser • Hin zur naturnahen Flusslandschaft • Mehr Qualität für Freizeit und Erholung Vorbild war dabei die Isar mit Wildflusscharakter. Eine besondere Herausforderung war, die unterschiedlichen Entwicklungsziele ausgewogen umzusetzen. Kein Einzelziel sollte zu Lasten eines anderen durchgesetzt werden. Nach 11 Jahren Bauzeit sind diese Ziele nun verwirklicht. Die Isar in München Bei einer Radltour oder einem Spazier gang entlang der Isar von der Großhesseloher Brücke zum Deutschen Museum wird deutlich, wie sich die Fluss land schaft ändert und der Einfluss des Menschen auf den Isarraum zunimmt. Naturraum, Stadtlandschaft, Fluss Im Süden bestimmen die bewaldeten Steilhänge den naturnahen Gesamteindruck. Nähert man sich der Innenstadt, prägen Gebäude aus der Gründerzeit, Brücken und Ufermauern den Isarraum. Für die Umgestaltung des innerstädtischen Bereiches zwischen Braunauer Eisenbahnbrücke und Museumsinsel wurde wegen der besonders hohen technischen, ökologischen, gesellschaftlichen und gestalterischen Anforderungen ein Wettbewerb für Teams aus den Fachrichtungen Landschaftsarchitektur, Wasserbau und Stadtplanung mit anschließendem Beteiligungsverfahren durchgeführt. Die Gestaltung wurde dem jeweiligen Umfeld – vom naturnahen Süden hin zum städtisch geprägten inneren Isarraum – angepasst. Heute ist die Isar auch in der Innenstadt – soweit es das städtebauliche Umfeld zulässt – eine naturnahe Flusslandschaft mit Kiesbänken und Wild flusscharakter. Erholung Der Isarraum ist mit seinen Inseln, Kiesbänken, Blumenwiesen, Au wäldern und Parkanlagen ein attraktives Erholungsgebiet für ganz München und besonders für die fast 200.000 Menschen, die in den isarnahen Stadtvierteln wohnen. Man radelt, geht spazieren, joggt, liegt in der Sonne, grillt, spielt, und im Winter ist manchmal sogar Langlauf möglich. Hochwasserschutz In München kann ein Hochwasser bis 1.100 Kubikmeter pro Sekunde schadlos ab - fließen. Um bei außergewöhnlichen Hochwasserereignissen die tiefliegenden Stadtteile vor Überschwemmungen und großen Schäden besser zu schützen, ist ein zusätzlicher Sicherheitsabstand von 1 m Höhe zwischen Hochwasserspiegel und Deichkrone erforderlich. Dieser Hochwasserschutz wird in erster Linie mit der Aufweitung des Flussbettes und, soweit stellenweise noch notwendig, mit einer Erhöhung der Deiche erreicht. Wasser und Lebensräume Wasserqualität Einmalig in Europa waren die erfolgreichen Bemühun gen an der Isar, Badegewässerqualität zu erreichen. Alle an der Isar gelegenen Gemeinden von Mittenwald bis Freising – die Stadt München eingeschlossen – haben die Nachrüstung ihrer Klärwerke mit UV-Bestrahlungsanlagen zur bakterio logischen Reinigung abgeschlossen. Diese Maßnahmen haben die Wasser qualität deutlich verbessert. Heute schränkt lediglich die Bade- und Boot ver ordnung das Baden, Boot fahren und Surfen örtlich ein, denn aufgrund von Gefah renstellen sind diese Freizeitaktivitäten nicht überall erlaubt. Wasserkraft und Restwasser Bedingt durch die städtische Wasserkraftnutzung im Werkkanal führte die Isar die meiste Zeit im Jahr nur wenig Wasser. Inzwischen wurde die Restwassermenge erhöht. Sie passt sich heute dynamisch den Jahreszeiten an. Ent sprechend führt die Isar im Sommer mehr Wasser, im Winter weniger. Eine Entwick lung, die der Wasserqualität und dem Lebensraum Isar sehr zugute kommt. Lebensräume im Wasser und an Land Durch die Aufweitung des Flussbettes wurde der Hochwasserdurchfluss verbessert. Es wurde Platz für Entwicklungs- und Gestaltungsmaßnahmen im Fluss und an den Ufern geschaffen. Flache Ufer, vorgelagerte Kiesbänke, Kiesinseln und flache Rampen aus großen Steinblöcken mit zwischengelagerten Becken (so genannte „aufgelöste Sohlrampen“) geben der Isar heute wieder ein naturnahes Erscheinungsbild. Lebensbedingungen und Lebensraumvielfalt für die isartypischen Tier- und Pflanzenarten haben sich seither nachweislich verbessert. Die neue Isar – ein Gewinn für alle Es ist nicht möglich, den ursprünglichen Wildfluss gänzlich wiederherzustellen. Aber es ist gelungen, nach und nach Spielräume für die Entwick lung einer naturnahen Flusslandschaft mit weitaus größerem Erholungspotential für den Menschen anzustoßen. So wurde die Isar wieder ein Fluss Das kanalisierte Flussbett wurde auf geweitet, die Ufer wurden abgeflacht und naturnah umgestaltet: Flachwasserzonen und Gumpen, Stromschnellen und ruhige Wasser - bereiche wurden integriert. Der bestehende Baumbestand auf den Isardeichen wurde soweit als möglich erhalten. Die Zukunft liegt in der Hand der Natur Kiesbänke, flache Ufer und kleine Inseln wurden geschaffen. Im Nordabschnitt steigen die Flachufer terrassen artig an. Dabei wurde die Entwicklung nur in die Wege geleitet, denn die wichtigste Aufgabe hat die Isar nun selbst: ihren Flussraum in gesetzten Grenzen selbst zu entfalten. Vielseitige Hochwasserwiesen Sport und Spiel auf den beliebten Wiesenflächen ist nach wie vor möglich. Der gesamte Freizeitwert, der Blick zum Wasser und die Zugänglichkeit der Ufer haben sich verbessert. Der offene Charakter der Landschaft ist erhalten geblieben. Erholung am Wasser ist heute Wirklichkeit. Ein großer Plan ist verwirklicht Seit Beginn der Bauarbeiten im Februar 2000 wurde in elf Jahren der Isar-Plan auf einer Länge von acht Kilometern in die Realität umgesetzt. Auf der gesamten Strecke hat die Isar wieder mehr Bewegungsspielraum und – wo landschaftlich und innerstädtisch möglich – flache, zugängliche Kiesufer. Die Isar lässt sich ihre alpine Herkunft wieder deutlich anmerken: Bei jedem Hochwasser gestaltet sie ihre Ufer um und verlagert ihre Kiesbänke. Es entstehen neue Pionierstandorte für die isartypischen Pflanzen- und Tierarten. Was ist uns die Isar wert? Die Kosten für die Hochwasserschutz- und Renaturierungsmaßnahmen an der Münchner Isar liegen bei 35 Mio. Euro. Getragen wurden die Gesamtkosten zu 55 % vom Freistaat Bayern und zu 45 % von der Stadt München. Sie beinhalten neben sämtlichen wasserbaulichen Maßnahmen auch z. B. die Verlegung von Versorgungsleitungen sowie die Entsorgung des bei den Erdarbeiten anfallenden Schuttmaterials aus dem zweiten Weltkrieg. (Text: Flyer des Wasserwirtschaftsamtes München) Baukosten: 28 Mio. EUR Kosten Altlastenentsorgung: 7 Mio. EUR Baubeginn Gesamtprojekt: 02/2000 Planungsbeginn BA5: 2003 Baubeginn BA5: 2007 Fertigstellung BA5: 06/2011

Viewing all articles
Browse latest Browse all 5494