Das Gebäude:
Die in die Jahre gekommene Amerika-Gedenkbibliothek am Halleschen Ufer in Berlin-Kreuzberg, kurz AGB genannt, ein markanter, elegant geschwungener Bau der Architekten Willy Kreuer und Fritz Bornemann, wurde im Jahr 1954 als Geschenk der Vereinigten Staaten an die Bevölkerung West-Berlins übergeben. Die Publikumsbereiche dieser Bibliothek nach amerikanischem Vorbild, die erste „Public Library“ auf deutschem Boden, galt es den rasant gewachsenen Nutzerzahlen der letzten Jahre anzupassen. War die AGB zu ihrer Entstehungszeit für 600 bis 800 Nutzer am Tag ausgelegt, so ist heute das sechsfache dieser Nutzer zu bewältigen. Ihre ursprüngliche lockere Offenheit und großzügigen Raumbeziehungen wieder erlebbar zu machen und gleichzeitig die Nutzbarkeit zu verbessern war Anspruch der Planung durch F29 Architekten.
Der Freihandbereich:
Nach Sichtung und Neuorganisation der Bestände ergab sich eine Zonierung der ehemaligen großen Lesehalle in vier kompakt organsierte Freihandbereiche mit entsprechend großzügigen Lese- und Arbeitsplatzgruppen als Puffer. Die Arbeitsplatzgruppen tragen dem veränderten Nutzungsverhalten Rechnung. Eine zentrale Theke im Eingangsbereich des Freihandbereiches dient als Anlauf- und Orientierungspunkt der Besucher. Die Einbeziehung des umgebenden parkähnlichen Außenbereiches der AGB, ein essentieller Bestandteil des Entwurfes der 1950er Jahre, konnte so wieder hergestellt werden. Der Nutzer kann nun immer wieder beim Blick durch die großflächigen Verglasungen die Augen von der Arbeit entspannen. Durch die radial angeordneten Regale und Arbeitsplätze streift der Blick immer wieder in das umgebende Grün.
Der Salon:
Eine Besonderheit der Bestände der AGB ist die sogenannte Artothek, eine Sammlung von bildender Kunst. Diese findet nun Platz im sogenannten „Salon“, ein entspannt möblierter, multifunktionaler Raum. Dieser Salon liegt im Bereich des ursprünglich als Auditorum genutzten Gebäudeteils, welcher, nach Entfernung der Umbauten der 1980er Jahre, zum Verweilen und Schmökern einlädt. Der Salon kann dank seiner flexiblen Möblierung, ganz im Geiste des ursprünglichen Entwurfes der 1950er, wieder für Veranstaltungen, zum Beispiel Lesungen, genutzt werden. Die direkte Zugänglichkeit des Salons über das Foyer ermöglicht eine Veranstaltungsnutzung ohne Beeinträchtigung des Bibliotheksbetriebes, bzw. auch außerhalb der Öffnungszeiten der AGB.
Die Artothek ist in einer Magazinhängung an der Stirnseite des Raumes für den interessierten Besucher zugänglich und verbindet nun optimal die raumsparende Unterbringung der Gemälde mit einer benutzerfreundlichen Präsentation.
Zwischen Salon und dem großen Freihandbereich im ehemaligen Lesesaal liegt eine Spange dienender Räume. Neben verschiedenen administrativen Funktionen und dem Reprozentrum wurde hier, an der Passage zwischen Salon und Freihandbereich, ein kleines Café organisiert, welches im Tagesbetrieb ein Angebot an Getränken und Snacks bereit hält. Entlang dieser rückwärtigen Spange wurde die Erschließung für das Publikum organisiert, so dass, trotz der gestiegenen Nutzerzahlen an den Arbeitsplätzen des Freihandbereiches die Beeinträchtigungen durch Geräusche bestmöglich minimiert werden.
Die teilweise noch vorhandene, 60-jährige Originalmöblierung, wurde aufgearbeitet und wieder verwendet. Neue Möbelelemente lehnen sich, wenn möglich, an die leichte und elegante Formensprache der 1950er Jahre an.
„Umbau Fertig – Schön geworden!“:
So lautet das Fazit der Nutzer. Nach einjähriger Bauzeit, welche in vier Bauabschnitten im laufenden Bibliotheksbetrieb realisiert wurde, konnte die AGB im September 2014 pünktlich zu ihrem 60-jährigen Jubiläum wieder an die Berliner Bevölkerung übergeben werden.
Fotos 2014: Werner Huthmacher
Fotos 1954: AGB-Archiv
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