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DER WEBER, HAUS DER ZUKUNFT PLUS

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Das Projekt beinhaltet die Hochrüstung einer regionaltypischen und kulturhistorisch wertvollen Bausubstanz unter Einsatz von Solarthermie und Photovoltaik zu einem Passivhaus bzw. EnergiePlusHaus. Diese Aufgabe wurde im Rahmen einer Sondierung durch das Programm „Haus der Zukunft Plus“ seitens der Jury zur Durchführung empfohlen und schließlich durch das Förderprogramm „neue Energien 2020“ als Demonstrationsprojekt verwirklicht. Für das Ergebnis, dass dieses Gebäude mehr Energie erzeugt als verbraucht, waren eine Fülle von Innovationen erforderlich z.B. eine 40 cm starke Innendämmung ohne Dampfbremse im Steinmauerwerk. Selbst bei Gebäuden der Nachkriegszeit – welche sich bereits mehr oder weniger der Formensprache der Moderne bedienen und deren thermische Sanierung zumindest aus ästhetischer Sicht kaum Probleme, sondern meist sogar Verbesserungen ermöglichen - stößt man auf Grenzen des technisch Machbaren und ökonomisch Vertretbaren. Bei regionaltypischen, traditionellen, historisch bedeutsamen Objekten betritt man allerdings ein Spannungsfeld, welches weit mehr Probleme birgt, als nur das der bautechnischen Umsetzbarkeit. Mit der „vollkommenen thermischen Sanierung“ eines Bauernhauses mit ca. 60 cm starken, Steinmauern, dessen Längsseite eben nicht nach der Sonne ausgerichtet ist, sondern anderen Bedingungen folgt und der „Metamorphose“ eines solchen Objektes zu einem „PlusEnergieHaus“ bzw. Solarhaus stößt man auf gewaltige Gegensätze, die zunächst geradezu unlösbar erscheinen. Die thermische Sanierung des Gebäudes des Erdgeschoßes ist eine vollständige Innovation in der Bautechnik. Das außergewöhnliche stellt die Innendämmung im Bereich des 60 cm starken Steinmauerwerkes dar. Für diese Art der Innendämmung wurde ein Feldversuch an der FH Kärnten Spittal / Drau gestartet, mit dem positiven Ergebnis, dass entgegen dem Stand der Technik in der Bauphysik eine insgesamt 40 cm starke Innendämmung auf Basis von Zellulose, Heraklith-Platten und Lehmputz ohne Dampfbremse zu einem positiven Ergebnis führte. Dadurch erst war es vertretbar, diese neue Art der Innendämmung auch beim Energie Plus Haus Weber zur Anwendung zu bringen. Die Neukonzeptionierung des gesamten Dachstuhles in Passivhausbauweise war einer jener Planungsschritte, welche von Beginn an klar verfolgt wurden und im Zuge der Planungs-phase nicht mehr in Frage gestellt werden mussten. Der alte Dachstuhl wäre zwar aus Sicht der Denkmalpflege grundsätzlich erhaltenswert, entsprach aber statisch in keiner Weise und hätte der Funktion eines Seminarraumes, welcher jedenfalls stützenfrei auszubilden war, nicht entsprochen. Auch die thermische Sanierung wäre kaum möglich gewesen. Die stützenfreie Lösung des neuen Dachstuhles bestehend aus 12 x 30 cm starken Sparren wurde im Schlussbereich des 1. Forschungsvorhabens ausführlich beschrieben. Um das Bauwerk während der Bauphase zu schützen, wurde dieser neue Dachstuhl in insgesamt drei Abschnitten zu je 7,00 m Länge hergestellt, sodass Abbruch und Neubau in einem Zeitraum von jeweils zwei Tagen zu liegen kommen. Um den Dachstuhl die ausreichende Queraussteifung zu geben, wurde zusätzlich an der Oberseite zwischen Hauptdämmebene bzw. Sparrenebene und Weichfaser-Dämmung eine Lage Rauschalung eingebaut. Die archaisch ländliche Formensprache des äußeren Erscheinungsbildes wird im Inneren mit zeitgemäßen Interieur-Design weitergeführt. Umgesetzt wurde dieses Konzept mit baubiologischen hochwertigen natürlichen Materialien sowohl im Baugefüge als auch im Innenausbau: Zellulose und Lehmputz für die Innendämmung, Mineralschaumplatten für die Außendämmung im Bereich der Steinmauern. Zellulose und Holzweichfaserplatten für die Holzbaubereiche samt naturbelassenem Lärchenholz für konstruktive Elemente, Fassadenschalungen, Fenster und Türen. Lehmputze mit Wandheizungen in allen Wohnungen, Zirbenholz für die Möbel und Lüftungskanäle. Das Erdgeschoß und das 1. Obergeschoß beinhalten seit der Renovierung 3 Ferienwohnungen. Zudem stehen den Gästen ein Glashaus und überdachte Freibereich zur Verfügung. Der Weber soll nicht nur als Unterkunft für ruhesuchende Menschen dienen, sondern gleichzeitig Begegnungszentrum für Informationsaustausch und Weiterbildung für Themen der ökologischen bzw. naturnahmen und energieeffizienten Architektur, für Kunst und Kunsthandwerk sowie für die ganzheitliche Sichtweisen, alle Lebensbereiche, vor allem aber für Gesundheit von Seele, Geist und Körper dienen. Seit Herbst 2011 finden hier Yogakurse statt. Seit Herbst 2011 steht das Haus für Seminare, Vorträge und Veranstaltungen zur Verfügung. Durch die ausgeprägte Hanglage des Areals war es möglich, ein spezielles Glashaus für die Permakultur zu entwickeln, welches die einfallende Sonnenenergie optimal passiv nutzt. Die üblichen Probleme von Glashäusern mit sehr großen Temperatur-Amplituden können hier ausgeglichen werden, da die Glasflächen lediglich auf die Südseite ausgerichtet bleiben, die übrigen Bauteile hingegen als Speichermassen dienen. Die Errichtung dieses speziellen Glashaustyps deckt die Energieversorgung des Energie Plus Hauses Weber ab. Es wurde als Idealtyp für eine Glashausarchitektur am Hang entwickelt, welches ein optimiertes Verhältnis von Glasfläche zu übrigen Oberflächen aufweist und den Sonneneinfallswinkel aller Jahreszeiten berücksichtigt. Die Dachneigung von 35° mit der vollflächigen und flächenbündigen Lösung für die PV-Module und die Solarkollektoren soll neben den ästhetischen Ansprüchen vor allem dafür Sorge tragen, dass im Winter Schneefreiheit durch das sofortige Abrutschen des Schnees gewährleistet ist. Es wurde eine Südfront geplant, welche einerseits einen möglichst großen Sonneneinfall im Winter zulässt, sich anderseits im Sommer großzügig durch Schiebeelemente öffnen lässt. Die Kombination der Schrägverglasung mit der Integration von thermischen Solarkollektoren und Photovoltaikelementen wurde in einem intensiven Entwurfs- und Planungsprozess unter Entwicklung mehrerer Varianten optimiert. Ein hoher Stellenwert wurde im Zuge der Detailplanung einer optimalen Hinterlüftung der PV-Module von ca. 20 cm geschenkt. Die im Vorfeld studierten In-Dach-Lösungen wurden zu Gunsten des höheren Ertrages gut hinterlüfteter Auf-Dach-Lösungen verworfen. Die darunterliegende Blechdeckung bietet eine optimale Befestigungsmöglichkeit auf den Stehfälzen. In der Detailkonzeptionierung des Glashauses wurde – wie bei einem Wohnhaus – auf Vermeidung von Wärmebrücken geachtet. So wurden im Wandbereich der erdberührenden Stahlbetonnordseite Isokörbe für eine thermische Trennung eingebaut. Als Ergebnis wird erwartet, dass dieses Glashaus ohne jegliche zusätzliche Heizung allein durch die gezielte Südausrichtung und Dreifachverglasung bei den vertikalen Elementen seine Funktion erfüllt und über den gesamten Winter genutzt werden kann. Das Gebäude wurde unter höchsten ökologischen und baubiologischen Gesichtspunkten entwickelt: - Passivhausstandard - Dämmstoffe aus Zellulose, Holz und Mineralschaumplatten - Lehmputze - Zirbenholzkanäle für die Lüftung - Plus Energie Haus durch ca. 16 KWp Photovoltaik - Solarthermie Planung: 2008 - 2010 Ausführung: 2010 - 2011 Grundstücksfläche: 8.089 m² Bruttogeschossfläche: 888 m² Nutzfläche: 450 m² Bebaute Fläche: 225 m² Umbauter Raum in m³: 3.273 m³ Heizwärmebedarf: 17.0 kWh/m²a (PHPP) Heizwärmebedarf: 9.0 kWh/m²a (Energieausweis) Endenergiebedarf: 4.0 kWh/m²a (Energieausweis) Energiesysteme: Geothermie, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpe Materialwahl: Holzbau, Ziegelbau Preise und Auszeichnungen: Energy Globe Award 2011

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