Die American Academy in Berlin, 1994 von Richard C. Holbrooke, Henry A. Kissinger und Richard von Weizsäcker gegründet, ist eine lebendige und wachsende Forschungs- und Kulturinstitution, die Berlin-Stipendien an Wissenschaftler, Schriftsteller, Politiker und Künstler wie Arthur Miller, Jonathan Franzen, Jenny Holzer, Jeffrey Eugenides, Hal Foster und Jonathan Safran Foer vergibt. Ihr Sitz ist das Hans Arnhold Center, eine Ende des 19. Jahrhunderts erbaute, malerische Villa auf einem großen, direkt am Wannsee gelegenen Grundstück.
Der große Erfolg des Stipendiaten-Programms führte zu Platzmangel und damit zur Planung eines Gartenpavillons, der den Fellows der Akademie mehr Raum zum Arbeiten gibt. Er ersetzt ein zuletzt leerstehendes Badehaus an der zum See führenden alten Gartenmauer des Anwesens. Die im Garten stehende Skulptur
Verkündigung (1937) von Georg Kolbe weist in Richtung des neuen Pavillons und ruft Kolbes Der Morgen (1925) in Mies van der Rohes Barcelona Pavillon in Erinnerung.
In Anlehnung an die Geschichte des Pavillons im 20. Jahrhundert und ausgehend von eigenen früheren Prototypen wie die „Loom Hyperbolic“-Installation für die Marrakesch Biennale 2012, haben Barkow Leibinger für den Garten der Villa eine leichte Glas- und Stahlkonstruktion entworfen. Zentrales Element des Gebäudes,
das Platz für sieben Studierzimmer und eine kleine Küche bietet, ist eine zweifach gekrümmte Dachfläche aus Stahlträgern, die über den Räumen zu schweben scheint. Die Dachform folgt einer regelmäßigen Geometrie, die aus zweidimensional zueinander versetzten und gedrehten Geraden vier hyperbolische Paraboloide erzeugt. Sie ist zugleich abstrakt wie auch – zumindest in der Ansicht – spürbar verwandt mit den verschnittenen Walmdachformen der historischen Villa. Der Pavillon scheint über dem grünen Rasen des Gartens zu schweben, seine weiße Farbe unterstreicht die Präzision der Form. Abends wird der Eindruck des
Schwebens zusätzlich dadurch verstärkt, dass eine auf den Wänden
der Studierzimmer angebrachte LED-Beleuchtung die „Decke“
aufhellt und so optisch leichter erscheinen lässt.
Das Dach wird von vier Stützen getragen, die gleichzeitig der Abführung des Regenwassers dienen. Sie verbinden das Dach mit der podestartig erhöhten, stählernen Bodenkonstruktion. Ein durchgehender Belag aus Eichenplanken stellt fließende Übergänge zwischen den Innenräumen und der umlaufenden Veranda her, die durch die weit zurückspringende, maximale Transparenz schaffende Glasfassade gebildet wird. Die etwa 7qm großen Studierzimmer sind durch Trennwände aus Stahl/Glas und Eiche voneinander abgeteilt. Sie lassen sich bei gutem Wetter über Glas-Schiebetüren zum Garten hin öffnen, können aber auch
geschlossen und mit Vorhängen geschützt werden, wenn man ungestört bleiben will. Eingebaute Metallregale, Schubfächer und ein Schreibtisch werden durch freistehendes Vitra-Mobiliar ergänzt. Dreifachverglasung, eine mit einer Wärmepumpe betriebene Fußboden- und Wandheizung sowie die gute Isolierung der Bodenund Dachkonstruktion tragen zur Energieeffizienz des Gebäudes bei.
„Ein Pavillon ist weder ein Gebäude noch ein reines Experiment. Er befindet sich in der Schwebe zwischen dem Spekulativen und dem Pragmatischen. Für uns ist er ein interessantes Vehikel (ein Prototyp oder Muster), um die Grenzen und Möglichkeiten spekulativen Arbeitens auszuloten. Er gibt Themen, die unterschwellig vorhanden aber unvollständig sind, eine Perspektive. Für uns ist der Pavillon ein Maßstab und Filter, um den Wert unserer Forschungen zu legitimieren
und zu verstehen."
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