Keine ungewöhnliche Diagnose mit anschließender Therapie der Vollsanierung. Dies traf auch das als letztbekannte Hintnerhaus an der Ecke Getreidegasse – Bürgerspitalsgasse.
„ Dieses Eckhaus entstand nach Zillner aus voneinander ursprünglich getrennten Objekten, wobei schon um 1332 das in der Geteidegasse befindliche Haus erstmalig erwähnt wird (der über dem Keller in der Grundrissstruktur ablesbare Bereich). Die ehemals getrennten Objekte waren als das Schioed- oder Spitalsschmiedhaus und als Kupferschmied-, Wagner- oder Bürgerspitalseckhaus be-kannt, später auch als das vordere und hintere Spitalsschmiedhaus.
Der Gebäudekomplex besteht aus ursprünglich vier Objekts bzw. Bauteilen, die heute noch auf Grund ihrer Grundrissstruktur, Fassadengestaltung sowie Dachausbildung ablesbar sind. Das Eckhaus mit den beiden Stiegenhäusern wurde zu einem Haus vereint und vorerst viergeschossig ausgebaut. Mitte 16.Jahrhundert wurde ein „hinterer Stock gegen den Frongarten „(Haus Herbert- von –Karajan-Platz 1) erbaut und der kleine Arkadenhof gebildet.
Der schräge zum Herbert- von- Karajan- Platz hin gerichtete Bauteil war ursprünglich nach 1700 ein-geschossig, später dreistöckig. Belegt ist der Einbau eines zweiläufigen Stiegenhauses um 1699, die Erdgeschossfassaden wurden um 1930 umfangreich umgestaltet, der südliche schräge Bauteil wurde nach Schäden des zweiten Weltkrieges wieder aufgebaut (Teile des Inneren und der Fassade im Erdgeschoss, 1. und 2. Obergeschoss).“ Zitatende-Arch. Viktor Brojatsch- SVK
Die Besonderheit dieses Objektes besteht im Vorhandensein zweier Stiegenhäuser, das enge, gewendelte Stiegenhaus für die profanen Bürger und ein barockes zweiläufiges Stiegenhaus für die Geistlichkeit- nach unbelegten Quellen - Dienstwohnung des Abtes von Admont– für die Aufenthalte in Salzburg am Hofe des Erzbischofes. Die Belle Etage im zweiten Stock hebt sich mit den Stuckdecken durchaus über die übrigen Bürgerhäuser.
Eigentlich hat sich in der Nutzung und Anspruch gegenüber dem 14.Jahrhundert in dem die Objekte entstanden ja nicht viel geändert. Die Bürger heute leben in den gleichen Räumen wie damals, es ist lediglich Bäder mit WC, eine Küche und ein Aufzug hinzugekommen. Nicht zu vergessen wäre auch die zentrale Heizung und Kühlung der Räume.
Was konnte da so schwierig sein?
Um die gesamte Haustechnik unterzubringen wurde unter das Mitteljoch des Objektes ein Kellergeschoss eingezogen. Das gesamte Haus besteht aus Mischmauerwerk, Ziegel Stein, oder Ziegel im sorgfältigen - und im schlampigen Verband, wie gerade Geld der Bauherren und handwerkliches Geschick der Maurer zur Verfügung stand. Die Rissebildung und etwaige Setzungen konnten dabei im minimalen Rahmen gehalten werden.
In Abstimmung mit den engagierten Vertretern des Denkmalamtes wurde bei den Wandputzen Löschkalk als Bindemittel verarbeitet. Die Atmosphäre gegenüber Kalkzement oder Gipsputz ist vor allem im Stiegenhaus spürbar. Der Kalkputz lebt, er spiegelt das handwerkliche Geschick des Maurers wieder.
Das undichte Grabendach war in den letzten Jahrzehnten immer wieder die Ursache für Was-sereintritte, das sowohl große Dachbinderträme als auch Holzdecken beschädigte. Der gesamte Dachstuhl samt Eindeckung wurde neu errichtet. Die Holzdecken wurden sachgerecht saniert. In den unteren Geschossen konnte der Wohnflächenanteil des Hauses gebaut werden, sodass das Dachgeschoss großzügig erlebbar, für eine gewerbliche Nutzung frei geworden ist.
Die Wohnungen wurden großzügig mit Bädern des gehoben Standard gebaut. Die Küchen wurden eingerichtet. Als Bodenbelag wurde der heimische Rauriser-Blau Naturstein und Arkazienparkett zu Verlegung gebracht.
Der Aufzug wurde in den Innenhof gestellt und gegen dem übrigen Innenhof durch eine Glasfassade abgetrennt. Die Kabine selbst ist auch verglast, sodass bei einer Liftfahrt in das oberste Geschoss der Innenhof vertikal erlebt werden kann.
Im Innenhof zum Nachbarobjekt, in dem eine Büste des Kaisers Konstantin, über die historisch nichts gefunden werden kann, in einer Mauernische platziert ist, wurden Originalfassungen aus der Entstehungszeit gefunden, die leider trotz vorsichtiger Freilegung durch die Restauratoren nicht ausreichte um sie freizustellen und zu zeigen. Sie schlummert weiter unter dem neuen Fassadenanstrich für zu-künftige Restauratoren und Denkmalschützer.
Freigelegt konnte auch die barocke Malerei des Hohlkehlengesimses Bürgerspitalsgasse werden. Um die die Authentizität zu erhalten, wurde auf eine Restaurierung verzichtet.
Die Wohnungen und zwei kleine Geschäfte sind bereits besiedelt. Die Konditorei Fürst für das Eckgeschäft mit seinen originalen Mozartkugeln stellt eine absolute Bereicherung für die Geschäftgs-struktur der Getreidegasse dar.
↧