„Behutsam den Bestand ergänzen“ lautete die Aufgabenstellung der Stadt Köln für den Erweiterungsbau des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums. Bei dem Bestand handelt es sich um Bauten aus einer Stahlskelettkonstruktion mit Sichtbeton-Rasterfassaden aus den Jahren 1959-1961 der Kölner Architekten Berner & Jacobs, die inmitten eines gewachsenen städtebaulichen Umfelds zu finden sind. Die Anmutung des Standortes und die Qualität der historischen Bauten lassen heute nur eingeschränkt Veränderungen an dem Ensemble zu. Gleichwohl ist es im Kontext der Ganztagsoffensive der Sekundarstufe I und des Ausbaus zur NRW-Sportschule erforderlich, das Ensemble baulich zu erweitern.
Zu planen sind 2.900 m² Verwaltungs- und Unterrichtsräume sowie eine 3-Feld-Sporthalle mit 2.300 m² in einem Neubau, der „sensibel das bestehende Ensemble ergänzt“ und sich als ein „respektvolles Miteinander unterschiedlicher architektonischer Epochen versteht“, so die Auslobung. Nicht zuletzt sei eine schöne Architektursprache gesucht, die sich eigenständig neben der geschützten Bausubstanz behaupten kann und mit vergleichbarer Klarheit im gestalterischen Ausdruck eine neue Entwicklungsschicht im Ensemble einzuziehen vermag.
Diese Vorgaben konnte der Stegreifentwurf von kister scheithauer gross in Zusammenarbeit mit greenbox Landschaftsarchitekten umsetzen. Das Team um Prof. Johannes Kister entwickelte einen kompakten dreigeschossigen Baukörper, welcher den Schulhof ordnet und fasst. Eine „Lerntreppe“ verbindet das Foyer im Erdgeschoss mit dem 1. Obergeschoss - in dem sich Fachräume und Verwaltung befinden - und wird so zum kommunikativen Mittelpunkt. Die Klassenraumebene ist im 2. Obergeschoss außerhalb der Verkehrsströme angesiedelt. Die abgesenkte Turnhalle bildet mit den dazugehörigen Nebenräumen und den Technikräumen ein solides Fundament und profitiert von einer natürliche Seitenbelichtung und Ausblicken in den Himmel. Die Turnhalle hat einen separaten Eingang, der abends und an Wochenenden als öffentlicher Zugang genutzt werden kann.
Die Freiraumplanung von greenbox Landschaftsarchitekten unterstützt das architektonische Konzept und bietet vereinzelte „Landschaftsinseln“ die - unterschiedlich ausgebildet - in ihrer lockeren Stellung den Schulhof gliedern. Die Fertigstellung der Erweiterung des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums ist für 2020 anvisiert.
Nach dem Verhandlungsverfahren wurde mit kister scheithauer gross architekten ein Architekturbüro für die Realisierung beauftragt, das bereits über sehr gute Erfahrungen im Schulbau sammeln konnte: Erst 2014 stellte es zusammen mit Feldschnieders + Kister aus Bremen das „Lernhaus im Campus“ in Osterholz-Scharmbeck fertig. Ein Vorzeigeprojekt, welches auch international sehr viel Beachtung erfährt.
↧