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Umgestaltung der Kirche Sankt Bartholomäus in ein Kolumbarium

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Umgestaltung der Kirche Sankt Bartholomäus in ein Kolumbarium IDEE Die bestehende Kirche St. Bartholomäus in Köln-Ehrenfeld soll zu einer Grabeskirche umgewidmet und ein Kolumbarium ( lat. columba = Taube) mit ca. 2000 Urnenkammern darin integriert werden. Die schlichte aber kraftvolle, dreischiffige Betonkirche aus dem Jahr 1960, entworfen von dem Architekten und Rudolf Schwarz-Freund Hans Schwippert steht in Verbindung mit den Glasfenstern sowie anderen Sakralgegenständen unter Denkmalschutz. Zu diesem Zweck hat die Kirchengemeinde in Verbindung mit dem Generalvikariat des Erzbistums Köln einen eingeladenen Architektenwettbewerb mit 12 Teilnehmern nach RAW 2004 ausgelobt. Als 1. Preisträger wurde das Büro KISSLER + EEFGEN Architekten BDA aus Wiesbaden mit der Umsetzung und Realisierung der Aufgabe beauftragt. ENTWURF Die Kirche ist eine Betonkonstruktion äußerster Schlichtheit und Konzentration, die Joche mit roten Backsteinen ausgemauert, das Tageslicht im Inneren gefiltert durch die von Giselbert Hoke gestalteten, blutroten und fast 10 m hohen Fensterwände, nachempfunden dem Sonnengesang des hl. Franz von Assisi: Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod; ihm kann kein Mensch lebend entrinnen. Wehe jenen, die in schwerer Sünde sterben. Selig jene, die sich in deinem heiligsten Willen finden, denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun. In der Erläuterung der Wettbewerbsarbeit des ersten Preisträgers von Kissler + Effgen aus Wiesbaden führen die Architekten als ersten Satz an: „Um diese Kirche zu einem Kolumbarium zu machen, muss absolut nichts getan werden, außer 2000 Urnenkammern in Verbindung mit einem Sakralraum sinnhaft in die Gesamtkomposition zu integrieren. Alles andere ist schon da.“ Zentrale Entwurfsidee ist es daher, mit dem Einbau des Kolumbariums den räumlichen Charakter des Mittelschiffs als wahrnehmbaren Großraum zu erhalten. In diesem Sinne werden die Urnenkammern umlaufend an der Peripherie des Mittelschiffs angeordnet und zur quantitativen Optimierung kammartig aufgefaltet. 10 nischenähnliche Kabinette entstehen, die den Trauernden zwar aus dem unmittelbaren Großraum herausnehmen und ihn schützend bergen, den Gesamtraum aber nicht verwischen. Im Zentrum der Grabesanlage wird die Kapelle organisiert. Die erforderliche inhaltliche Abgrenzung zum Großraum der neuen Grabeskirche erfolgt räumlich über ein abgehängtes, transparentes Metallnetz. Kapelle und Kolumbarium sind dadurch separiert aber auch gemeinsam wahrnehmbar, sie verschmelzen räumlich miteinander. Ähnlich einer durch ein Gazegewebe zweigeteilten Theaterbühne können sie zu verschiedenen Zeiten bespielt werden. LICHT Wie im Theater wird die räumliche Staffelung vor bzw. hinter dem Netz durch pointiert gesetztes Kunstlicht unterstützt. Während des Gottesdienstes ist der Kapellenraum hell, zu den übrigen Zeiten dient das Netz außenseitig als Lichtreflexions- und -verteilungsmedium für das Kolumbarium. Anordnung und Art der künstlichen Beleuchtung sind empirisch erprobt, am oberen Profilabschluss des ca. 7 m hohen Netzes sind beidseitig lineare LED-Leuchten mit einem sehr kleinen Abstrahlwinkel von ca. 3 Grad angeordnet, die das Netz über seine gesamten Höhe gleichmäßig beleuchten. Ansonsten werden je Urnen-Kabinett Teile der bronzenen Urnenanlage punktuell durch eine Pendelleuchte akzentuiert. Tendenziell erhält jedoch der Gesamtraum - wie bereits durch die Fenstergestaltung vorgegeben – nur gedämpftes Licht, unterstützt durch Kerzen, die der Grabeskirche die gewünschte kontemplative Stimmung geben. URNENGRABANLAGE Die Urnenkammeranlage ist im Hauptschiff als wandseitig umlaufende und vertikal in 5 Ebenen geschichtete Stahlkonstruktion vorgesehen, außenseitig mit einem brünierten Messingblech appliziert. Es entstehen 890 Doppelgräber und 700 Einzelgräber, d.h. insgesamt 2480 Urnenplätze. Eine Urnenkammer hat die Abmessung von ca. 30 x 30 x 33 cm (l/b/h). Zwei oder mehr nebeneinander bzw. übereinander liegende Kammern ergeben ein Familiengrab. Die mit der Gesamtanlage bündigen Kammern sind mit einem Spezialmechanismus verschlossen und erhalten mittig eine aus massivem, blankem Messing reliefartig abgedrehte Rundscheibe. Bei Belegung dieser Urnenkammer wird die Scheibe abgenommen und der Verschlusstür in den gleichen Abmessungen eine ca. 10 mm starke Messingplatte vorgesetzt, in die frei ohne gestalterische Vorgabe Informationen zu dem Verstorbenen eingearbeitet werden können. Diese Grabplatte wird am unteren Rand mit einer Messingleiste ergänzt, in die zwei runde Ausnehmungen für eine Kerze bzw. eine Vase mit Einzelblume vorgesehen sind. Wird das Grab nach 20 Jahren aufgegeben, so kann in Verbindung mit der Überführung der Asche in den Ewigkeitsraum unter der Bodenplatte ein Namensschild auf die dafür vorgesehene und noch projektierte Gedenkwand im Seitenschiff gesetzt werden. KAPELLE Der im Zentrum der Kirche positionierte Sakralraum wird durch ein 7 m hohes, von der Kirchendecke abgehängtes Metallgewebe aus einzelnen Bronzeringen definiert. Das Gewebe ist transparent; von jedem Standort - ob innerhalb oder außerhalb - ist der Gesamtraum der Kirche wahrnehmbar. Im Zusammenhang mit der Kolumbariumsstruktur werden 3 offene Zugänge vorgesehen. Innerhalb des Kapellenraumes ergänzen neu gestaltete Sakralgegenstände die besondere Atmosphäre der Grabeskirche. SEITENSCHIFFE Die bestehenden Haupteingänge an der Platzseite werden beibehalten, der südliche Nebeneingang ebenso. Die Seitenschiffe werden im Grundsatz baulich nicht verändert. Im südlichen Seitenschiff mit separatem Zugang wird der seelsorgerische Bereich organisiert. Die jetzige Sakristei wird zum festen Arbeitsplatz, im weiteren Verlauf wird noch ein Besprechungsraum geschaffen. Zur besseren Belichtung werden in beiden Räumen zusätzlich schmale Fensterelemente vorgesehen. Im nördlichen Seitenschiff werden lediglich die Funktionen neu geordnet. In der Abfolge des Betretens wird zunächst ein Opferkerzenständer angeordnet, hier wird auch der Taufstein einen festen Ort erhalten. Der an der nordöstlichen Stirnseite vorhandene Seitenaltar mit Tabernakel wird erhalten. Die Galerien oberhalb der Seitenschiffe werden in Zukunft nicht mehr genutzt PRINZIPALSTÜCKE Der Bestand kann nicht übernommen werden. Sowohl Altar als auch Ambo und Osterkerze passen weder in Größe noch formal zur neuen Grabeskirche und müssen neu entwickelt werden. Der neue Altar ist sehr viel kleiner als der Bestandsaltar, ein gegossenes Werkstück aus Sichtbeton mit der Kantenlänge von jeweils 1 m. Ambo, Osterkerzenständer und Urnenpodest werden in der gleichen Materialität wie die Urnenkammeranlage entwickelt: Es sind Stahlkonstruktionen mit applizierten Messingblechen, die zum Teil brüniert, zum Teil blank verwendet werden. Das ebenfalls neu gestaltete Hängekreuz erhält auf Wunsch des Erzbistums zusätzlich einen Korpus. Insgesamt ist die Konzeption des Kirchenraums in enger theologischer Abstimmung mit Erzbistum und Kirchengemeinde gemeinsam entwickelt worden. Eine künstlerische Preziose ist der von Ludek Tichy gestaltete Kreuzweg in Form von expressiven Holzreliefs, die den Weg um den Kapellenraum herum säumen und zu dem hoffentlich einzigartigen Charakter der Grabeskirche beitragen Kissler + Effgen März 2014

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