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Erste–Hilfe–Infosystem für Flüchtlinge

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Aus aktuellem Anlass stellten wir uns die Frage: Was können GestalterInnen konkret beitragen, um die Lage der Flüchtlinge zu verbessern? Wir hörten vom Ausweichquartier der Universität für Angewandte Kunst bei Wien Mitte. Wegen späteren Bezugs wird es temporär als Notunterkunft für bis zu 1.200 Flüchtlinge genutzt. Ein Gespräch mit dem Einsatzleiter des Roten Kreuzes vor Ort zeigte den dringenden Bedarf an Erstinformation. Die Flüchtlinge bleiben meist nur eine einzige Nacht und haben alle dieselbe Frage: Wo kann ich die wesentlichen Informationen finden? Bisher gibt es kein Info-System, das einfache und verständliche Antworten bietet. Überall hängen Mengen von Zetteln an den Türen und Wänden, in vielen Sprachen, mit oft widersprüchlichen Aussagen: ‚Kein Leitungswasser trinken“ steht da auf Arabisch. Das Gegenteil ist der Fall, denn es handelt sich um Trinkwasser. Das Info-Chaos führt zu Verunsicherung, die Verunsicherung zu noch mehr Verwirrung. Sprachunabhängige & einfach verständliche Icons Es braucht sprachunabhängige Antworten auf die wichtigsten Fragen: Wo bin ich hier? Wie komme ich zum Bahnhof? Ist das Zimmer schon belegt oder kann ich hier einziehen? Und nicht zuletzt: Wo bekomme ich medizinische Versorgung? Bisher hing da ein rotes Kreuz, in der arabischen Welt ist das Zeichen dafür aber ein Halbmond. Für die Botschaft ‚Medizinische Versorgung“ wird deshalb der Halbmond mit dem roten Kreuz kombiniert. Geht man weiter auf die ethnische Herkunft ein, stellt sich die Frage, ob Icons Frauen mit Kopftuch darstellen sollen oder nicht. Unsere Lösung ist ein Zeichen, dessen Kopfform sowohl als Frisur als auch als Kopftuch interpretiert werden kann. So fühlt sich jede Gruppe vom Zeichen repräsentiert. Einfachste Umsetzung vor Ort Die simple Umsetzung durch die NGOs und Freiwillige war Prämisse: einfachstes Ausdrucken und Aufhängen des modularen Systems aus Icons, Pfeilen und minimalem Text. Sichtbarkeit ist ebenfalls entscheidend. Alles wird einfärbig schwarz auf Neonpapier (A3 bzw. A4) ausgedruckt, um sich von der Zettelflut abzuheben. Der Einsatzleiter des Roten Kreuzes sieht seine MitarbeiterInnen entlastet, sie können sich um mehr medizinische Versorgung statt um Informationsvermittlung kümmern. Roll out und Praxistests Auch in einer Notunterkunft der Caritas wird das Infosystem bereits eingesetzt. In dem leerstehenden Bürohaus im im 19. Bezirk bleiben die Flüchtlinge länger, es werden Deutschkurse angeboten, die Wohnquartiere teilen sich in Einheiten für Männer, Frauen und Familien. Ein Spielraum für Kinder wurde eingerichtet. Das System soll auch an einem der Hotspots in Wien, dem Westbahnhof eingesetzt werden. Tests an den ersten Standorten sollen helfen, die Verständlichkeit zu optimieren. Das System wird dann allen die es brauchen zur Verfügung gestellt. Wir teilen es nach creative commons Prinzipien.

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