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Familienkapelle Maria Magdalena

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Weißbeton im Goldenen Schnitt Mit der Familienkapelle Maria Magdalena realisierte Architekt Gerhard Sacher ein aufsehenerregendes, skulpturales Objekt in Weißbeton. Die Bauherren haben Mut, Vertrauen und großes Architekturverständnis bewiesen und mit diesem Projekt einen außergewöhnlichen, zeitlosen Raum geschaffen, in dem große und kleinere Familienfeiern, aber auch Ruhe, Kontemplation und Erinnerung ihren einzigartigen Rahmen haben werden. In Sichtweite von Burg Hochosterwitz und Magdalensberg entstand hier eine moderne Landmarke, die in ihrer schlichten Formsprache ein ausdrucksstarkes Zeichen setzt. Standort Man kommt nicht unbeeindruckt vorbei an dieser gebauten Skulptur aus Weißbeton, die – wie ein Fingerzeig in der Landschaft- auf einer der sanften Geländewellen des Kärntner Zollfelds inmitten eines, vor wenigen Jahren angelegten Weingartens steht. Zu perfekt das strahlende Weiß des Betons, zu harmonisch schlicht die Architektur, zu spektakulär die Lage in der geschichtsträchtigen Landschaft: das Zollfeld, eine fruchtbare Ebene mit langer kulturgeschichtlicher Tradition, im Südosten begrenzt vom Magdalensberg mit seiner Wallfahrtskirche, an dessen Nordflanke Burg Hochosterwitz seit mehr als einem Jahrtausend auf einem Felsenkegel thront. Für den Vorbeikommenden, den Passanten entstand hier eine moderne Landmarke, deren strahlendes Weiß besticht und die in ihrer schlichten Formsprache selbst den überzeugtesten Agnostiker innehalten lässt. Die Geometrie des Goldenen Schnitts Der Entwurf des Architekten Gerhard Sacher folgt der Geometrie des Goldenen Schnitts, die sich am Maß des Menschen orientiert. Die wohl berühmteste Darstellung ist eine Zeichnung Leonardo da Vincis, entstanden um 1490 n. Chr., die einen Mann mit ausgestreckten Armen und Beinen zeigt, Fingerspitzen und Sohlen berühren ein ihn umgebendes Quadrat bzw. einen Kreis. In den 40ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts fand das Modell des „vitruvianschen Menschen“, mit dem Leonardo sich beschäftigte, durch Le Corbusier wieder Eingang in die Architektur unserer Zeit. Über eine leicht geschwungene Zugangsrampe, umgeben von Weinzeilen, nähert sich der Besucher dem großzügigen, gekiesten, kreisförmigen, leicht abgesenkten Vorplatz. In diesen eingeschnitten liegt der in Weißbeton und Glas ausgeführte Baukörper, der die Grundelemente einer klassischen Kapelle in ihrer ursprünglichsten Form zeitgenössisch interpretiert. Der makellose, glatt geschalte Weißbeton verleiht dem Bauwerk eine besondere, artifiziell anmutende Ästhetik und Reinheit. Mit den wechselnden Licht-und Wetterverhältnissen verändert sich auch der Farb- und Oberflächeneindruck: vom glänzenden Strahlendweiß bis zum kühl-matten Weißblau der Dämmerung bieten sich dem Betrachter zahllose Schattierungen und Texturen. Die Ausrichtung der Kapelle erfolgt nach der „Kirche Magdalensberg „welche sich am 1058m hohen Magdalensberg befindet und deren Ursprünge ins 12 Jhdt. zurückreichen. Der First des schlanken Satteldachs strebt 7, 78 m in die Höhe, in Seitenwände und Dach sind jeweils 3 Fensterschlitze schräg eingeschnitten, die mit einer vom Kärntner Künstler Prof. Karl-Heinz Simonitsch gestalteten mehrfarbigen Verglasung, die die Schöpfungsgeschichte darstellt, versehen sind. Die Einschnittschrägen orientieren sich am Einfallswinkel des Sonnenlichts und sind so angelegt, dass jeweils möglichst Morgen bzw. Abendlicht auf die farbige Verglasung trifft. Ein massives Doppelflügeltor aus handgeschlagener Bronze gestaltet vom tschechischen Künstler Jaromir Gargulak an der dem Vorplatz zugewandten, ansonsten klar verglasten Westseite kann weit geöffnet werden und ermöglicht die Einbeziehung des Vorplatzes, um bei Feiern mit vielen TeilnehmerInnen ausreichend Platz zu bieten. Im Inneren der Kapelle blenden die massiven, weißen Seitenwände die Fülle der umgebenden Kulturlandschaft aus und schaffen einen hellen, kontemplativen Raum, der Ruhe und Puristik ausstrahlt. Nur durch die fast bis zum Boden verglaste Ostseite wird der Blick auf das davor stehende dunkle Bronzekreuz ebenfalls vom tschechischen Künstler Jaromir Gargulak und den Horizont bildenden Magdalensberg mit seiner Wallfahrtskirche gelenkt und die spirituelle Verbindung nach außen geschaffen. Auch die innere Ausgestaltung wurde betont schlicht und variabel gehalten. Ein raumprägendes Element ist der Boden aus hellem creme- bis beigefarbenen Travertin, der als leises Zitat an die Säulen des Petersplatzes in Rom verstanden werden kann, wo dieser Kalkstein ebenfalls verwendet wurde und dem Kapellenraum eine warme Grundstimmung gibt. Lediglich eine Aufwärtsstufe kennzeichnet in dem rechteckigen Grundriss den Übergang vom Kapellenschiff in den Chor. Im Bereich des Chores weisen die Wände rechteckige Nischen auf: rechts befindet sich eine größere Nische, die als Standplatz für die namensgebende Maria-Magdalena-Statue dient, auf der linken Seite 12 kleine Urnennischen. An der linken Seitenwand fallen dem aufmerksamen Betrachter zwischen den farbigen Fensterschlitzen herunterklappbare Bänke aus weiß gekalkter Eiche ins Auge, die bündig in der Betonwand verschwinden. Baukonstruktion Flowstone weiß – 53m3 Selbstverdichtender Beton (SCC Beton), der eine erheblich weichere Konsistenz als herkömmlicher Rüttelbeton aufweist, entlüftet selbsttätig durch die Wirkung der Schwerkraft. Er weist ein extrem gutes Fließverhalten auf und fließt von selbst fast bis zum Niveauausgleich. Durch eine eigens aufwendig hergestellte Konstruktion aus Stahlträgern war es möglich eine Schalungskonstruktion herzustellen welche eine Schalankerfrei e homogene durchgehende Betonoberfläche ergab. Diese Konstruktion bestand aus einer Inneren und Äußeren Stahlkonstruktion (ca. 20to HEA 400 – bzw. IPE 330 Trägern) an welcher die Schalhaut montiert. Die Ausführung der Schalhaut erfolgte 2-lagig. Die erste Lage welche als Niveauausgleich diente bestand aus herkömmlichen 3S-Doka Schaltafeln. Die zweite Lage, die sogenannte abbildende Schalungshaut bestand aus großformatigen FinPly Maxi Platten im Format 7,5m*2,7m welche zudem den Anspruch einer fugenarmen und dichten Schalhaut erfüllten. Aufgrund des Fließverhaltens des Betons wurden die Schaltafeln mittels CNC bearbeitet und größtenteils auf Gehrung geschnitten und an den Fugen zusätzlich abgedichtet. Der Betoniervorgang wurde in zwei Abschnitten durchgeführt - Im ersten Abschnitt wurden mit ca. 18m3 SCC Beton die beiden Seitenwänden mit Ihren zahlreichen Vor und Rücksprüngen betoniert - Im zweiten Arbeitsschritt wurden dann mit ca. 35m3 SCC Beton die beiden 63 Grad geneigten Dachflächen ausgeführt. Hierbei wurden spezielle Stahlrohre zur Verteilung mit Füllöffnungen beidseitig an der Giebelspitze in den Bewehrungszwischenraum eingelegt um beim Betoniervorgang dann giebelseitig den SCC-Beton von unten nach oben pressen zu können. Licht - Jahreszeiten Eine Kapelle in der Stadt oder im bebauten Gebiet muß um Stille zu erreichen sich nach Außen hin abgrenzen. In den meisten Fällen wird dies dadurch erreicht das die Außenwände der Kapellen wenig Öffnungen haben. Eine Kapelle in der Natur bietet bereits Stille im Außenbereich. Somit kann die Kapelle offen und im Austausch mit der Natur stehen. Die Klarverglasung (12mmESG - max. Scheibengröße Ostseitig - 6,20m*1,65m) an den beiden Giebelwänden sorgt für viel Naturlicht während des Tages bzw. bürgt für die Miteinbeziehung der unterschiedlichen jahreszeitlichen Licht- und Wetterstimmungen. Durch die jeweils 3 Fensterschlitze auf der Nordost- und Südwestseite fällt –abhängig von Tageszeit und Wetter-Sonnenlicht durch die farbige Verglasung und taucht den Innenraum in variierende Farbstimmungen. Zusätzlich kann künstliches Licht eingesetzt werden: einfache, vom First des Innenraums hängende Milchglaszylinder sorgen für eine weiche Grundausleuchtung, Einbauleuchten in den Nischen an den Seitenwänden leuchten nach oben und setzen Akzente. In der Dämmerung bzw. zur Nachtzeit bezieht das Streulicht aus dem Kapelleninnenraum den Vorplatz und die unmittelbare Umgebung mit ein. Leidglich die Beleuchtung des Kreuzes im Kapellengarten mittels indirekten Bodenleuchten setzt einen zurückhaltenden Akzent im Außenbereich welcher somit wieder in den Innenraum miteinbezogen wird. Architektur: Sacher.Locicero.Architectes - Graz /Paris DI Gerhard Sacher – Rechbauerstrasse 46 , A - 8010 Graz Statik: Pittino ZT-GmbH , A 8010 Graz Bauunternehmer: Petautschnig Bau GmbH , A – 8850 Murau Knafl & Co GesmbH & Co KG , A 9313 St. Veit Werkstoff: 53m3 - Flowstone weiß, SCC Beton Nutzflächen: 27 m² Planungszeitraum : Juni 2012 – Oktober 2013 Bauzeit: Oktober 2013 - Juli 2014

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