Die im 12. Jahrhundert vom Karmeliterorden gegründete Alte Brüderkirche ist eines der ältesten erhaltenen Bauwerke in Kassel. Durch Kriegsschäden in Mitleidenschaft gezogen, wurde diese in den 50-er Jahren saniert sowie eine Empore im hinteren Kirchenschiff eingebaut.
Durch die Entwidmung der Kirche in den 70-er Jahren fanden hier keine wesentlichen Gottesdienste bzw. Kirchenarbeiten mehr statt. Temporär wurde der Kirchenraum für Ausstellungen genutzt. Um jedoch eine langfristige Umnutzung in eine „Kulturkirche“ sicherzustellen, waren Einbaukörper notwendig, welche die benötigte Infrastruktur für einen kontinuierlichen Betrieb beherbergen. Um dem Hauptschiff der Kirche eine neutrale Raumwirkung zu geben, sah das Konzept zunächst den behutsamen Rückbau der nachträglichen Einbauten vor.
Für die neuen Einbaukörper wurden sphärisch gekrümmte Skulpturen mit einer Eichenbeplankung im Seitenschiff der Kirche entwickelt. Die methodische Grundlage für deren Konstruktion stellten dabei Recherchen von alten Schiffbauplänen dar, die entsprechend der individuellen Anforderungen an das Projekt geändert bzw. weiterentwickelt wurden.
Die Entscheidung über Lage- und Ausrichtung der einzelnen Körper resultierte dabei in Abhängigkeit der verschiedenen Bewegungslinien. Für den Besucher entwickeln die Skulpturen dadurch beim Durchschreiten des Nebenschiffes ihre eigene Spannung im Dialog mit dem Hauptschiff. Je nach Standpunkt des Betrachters öffnen oder schließen sich dabei Raum- und Sichtbezüge.
Die geschliffenen Eichenkörper entwickeln dabei ihre eigene Identität innerhalb des bestehenden Raumgefüges, ohne eine Konkurrenzsituation entstehen zu lassen. Vielmehr tragen die Skulpturen dazu bei, dass die Prägnanz des strengen Lastabtragungssystems sowie die asketische Ausstrahlung des gotischen Kirchenraumes in diesem räumlichen Dialog bewusst wahrgenommen werden.
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