Die Werkbundsiedlung, ein Juwel der Moderne in Wien Hietzing ist 1932 als Mustersiedlung aus 70 Häusern von renommierten internationalen und österreichischen Architekten wie z.B. Adolf Loos, Gerrit Rietveld, Josef Frank und Margarethe Schütte-Lihotzky entstanden. Jetzt wird sie in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmal von den Architekten Azita Goodarzi und Martin Praschl, P.Good Architekten, behutsam revitalisiert.
Erste Phase
In der ersten Phase der Sanierung der Werkbundsiedlung wurden drei Häuser von Gerrit Rietveld in der Woinovichgasse 16,18 und 20 sowie eines von Josef Hoffmann in der Veitingergasse 85 restauriert. Drei dieser Häuser standen leer und konnten somit auch innen saniert werden. Der Zustand dieser Häuser war unterschiedlich, aber alle waren dringend sanierungsbedürftig und sehr schadhaft.
Zielsetzung der Sanierung
Ziel der Sanierung war es die Wohngebäude auf einen schadensfreien, zeitgemäßen Standard zu bringen und gleichzeitig die vielfältigen vorhandenen Qualitäten der Siedlung zu erhalten. Besonderes Augenmerk galt dabei der Stellung der Werkbundsiedlung als architekturhistorisch herausragendes Ensemble der Moderne. Dabei wurde möglichst viel der noch vorhandenen Originalsubstanz bewahrt und langfristig gesichert. Teilweise musste die Originalsubstanz von späteren Überputzungen oder Verkleidungen befreit werden. Die Restaurierung von erhaltenen Sichtoberflächen wird mit den gleichen Materialien und Handwerkstechniken durchgeführt wie bei der Errichtung 1932.
Sanierungsmaßnahmen
Die Sanierungsmaßnahmen umfassten: Die Sanierung und teilweise Freilegung der originalen Putzoberflächen, die Sanierung der Fenster und Türen, die Sanierung von Böden, Wänden und Decken, den Umbau von Badezimmern, die Neuherstellung der Sanitär- und Elektroinstallationen, die Instandsetzung von Geländern und Handläufen sowie die Instandsetzung der Außenanlagen inklusive Zäunen und Gartentüren. In den Rietveld Häusern konnten die von Rietveld ursprünglich angedachten, in Skizzen und Briefen dokumentierten Grundrissvarianten für das Erdgeschoss, die 1932 nicht ausgeführt wurden, nachträglich realisiert werden.
Thermische Sanierung
Die Frage der Verbesserung der thermischen Qualität bei einem derartig sensiblen Bauvorhaben muss entsprechend überlegt werden. Das Planerteam hat eine Reihe von kombinierten Maßnahmen entwickelt, die auch ohne Wärmedämmung der Fassaden eine Reduktion der Heizkosten um ca. 50% ermöglicht und gleichzeitig die Kondensatfreiheit der Wohnungen garantiert. Diese Maßnahmen umfassten vor allem: Wärmedämmung von Dächern und Terrassen mit Gefälledämmung, Wärmedämmung der erdberührten Wände, Sanierung und thermische Verbesserung der bestehenden Fenster mittels K-Glas und Silikondichtungen, Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Einbau von hocheffizienten Gas-Brennwertgeräten und Trockenlegungsmaßnahmen.
Energieeinsparung:
Haus Hoffmann: 160,59 Kwh/m2a (von 292,07 auf 131,49 Kwh/m2a)
Haus Rietveld: 95,43 Kwh/m2a (von 197,54 auf 102,11 Kwh/m2a)
Sanierung der weiteren Häuser
Parallel zu den Bauarbeiten an den ersten vier Häusern wurde damit begonnen bei den restlichen 44 Häusern Bestandsaufnah¬men durchzuführen und Gespräche mit den Mietern zu führen. Unterstützt werden P.Good Architekten dabei von ihrem Team aus Fachkonsulenten für Metall-, Holz- und Putzrestaurierung sowie Bauphysik, Elektro- und Haustechnik. Die besondere Herausforderung bei der Sanierung der bewohnten Objekte besteht darin, die Interessen von Denkmalschutz und Bewohnern unter ein Dach zu bringen. Für jedes Haus wird es eine individuelle Lösung mit einer Kombination von abgestimmten Maßnahmen geben.
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