Der Kesselbrink – Ein Skatepark ohne Grenzen
Der Kesselbrink ist nicht nur der größte innerstädtische Platz Bielefelds, sondern er beherbergt mit ca. 3200m² auch den größten innerstädtischen Skatepark Deutschlands. Nirgendwo sonst wird die Rollsportszene so sehr integriert und gleichzeitig attraktiv ins Zentrum des Stadtgeschehens eingebunden. Während vielerorts Skateparks an die Randbezirke gedrängt, eingezäunt und mit Warnschildern umgeben werden, setzt diese Anlage auf Offenheit sowie ein städtebauliches Gesamtkonzept.
Ein Magnet für Skater und BMXer
Seit über 20 Jahren ist die Geschichte des Kesselbrinks eng mit dem Rollsport verbunden. Ab Mitte der 60er Jahre lediglich als Parkmöglichkeit und Busbahnhof genutzt, wurde bereits Anfang der 90er Jahre ein Teil des Kesselbrinks zu einem ca. 1000m² großen Skatepark umgewandelt. Die zu Beginn sehr spärlich bestückte Anlage wurde anschließend an den TSVE 1890 Bielefeld e.V. verpachtet und fortan von der Bike- und Skateabteilung des Vereins betreut sowie sukzessiv erweitert. Der Verein setzte dabei ausschließlich auf ehrenamtliche Arbeit, Sponsorenfinanzierung sowie die aktive und extrem erfolgreiche Vert Szene im Skateboarding und BMX. Mehrfache deutsche Meister haben den Kesselbrink schon befahren und so wundert es nicht, dass diese gut gewachsene lokale Szene, auch dank einer starken politischen Lobby, von Anfang an in die Planung zum Großumbau einbezogen wurde. Bereits 2007 fand die erste öffentliche Planungssitzung zum Umbauprojekt statt und ein Neubau mit einhergehender Vergrößerung der Anlage war direkt beschlossene Sache.
Auf das Konzept kommt es an – zeitgemäß und nachhaltig
Basierend auf dem preisgekrönten Wettbewerbsentwurf der ARGE Passepartout – bestehend aus dem Berliner Landschaftsarchitekturbüro Lützow 7 mit C. Müller und J. Wehberg, den Berliner Architekten LéonWohlhageWernik sowie dem Ingenieurbüro SchüßlerPlan aus Düsseldorf – entstand in enger Zusammenarbeit mit DSGN concepts aus Münster und dem Profi BMXer Benjamin Kopp die Planung für die neue Anlage.
Zunächst kreierten die international tätigen Berliner Landschaftsarchitekten mit einem durchdacht angelegten Baumraster einen räumlich natürlichen Rahmen, der die gesamte Anlage durchzieht, dem Platz ein grünes Dach spendet und die einzelnen Teilflächen wirkungsvoll zusammenführt. Unter der Projektleitung des BMX-Profis Benjamin Kopp, der bereits 2012 für die geleistete Vorarbeit mit dem Bielefeld-Preis ausgezeichnet wurde und die BMX-Planung umgesetzt hat, übernahm die kreative Konzeption der Plaza Bereiche das Fachplanungsbüro DSGN concepts aus Münster. Die größte Herausforderung bestand dabei darin, die Anlange völlig ohne Störfaktoren wie Mauern oder Zäune, aber dennoch sicher für alle Beteiligten, sowohl ins Gesamtkonzept des Parks als auch die städtische Umgebung einzubinden.
Das Ergebnis – modern, innovativ, außergewöhnlich
Das offene Raumkonzept ist beeindruckend. Die Anlage fügt sich wie selbstverständlich in die gesamte Platzfläche ein. Die Trennung zu angrenzenden Bereichen erfolgt optisch mittels einer Farbintarsie sowie durch die Absenkung des Skate-Areals. Dieser bietet drei Bereiche; den BMX-Rampen-Park, die urbane Plaza sowie die darin integrierte, 12m breite Halfpipe. Die Gestaltung greift ganz natürlich sowohl das vorgegebene Baumraster als auch die städtebauliche Architektur auf. Statt Einheitsguss, gibt es hier eine Symbiose aus vielfältigem Spektrum urbaner Materialien und Elemente, hell-dunkel-kontrastierenden Grautönen sowie Grünflächen und Bäumen. Alles wurde zu Gunsten einer ruhigen Optik und für ein ausgewogenes Landschaftsbild aufeinander abgestimmt. Daraus ergibt sich eine besondere Gesamtkonzeption, die Skater und BMXer auf Anhieb begeistert und alle Besucher ungezwungen in das urbane Umfeld einbindet.
Bielefeld gibt es also doch
Trotz der „Bielefeldverschwörung“ ist die Stadt die „eigentlich nicht existiert“ nun weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und zwar für seinen einzigartigen Skatepark sowie dessen Einbindung. Bereits am ersten Wochenende waren bis zu 500 aktive Sportler und insgesamt über 2.000 Besucher auf dem Kesselbrink. Mittels der sozialen Netzwerke wurden Bilder, Videos und Postings hundertfach gestreut Nun liest man in vielen Kommentaren, dass sich einige darüber ärgern, aus Bielefeld weggezogen zu sein, während andere wiederum jetzt sogar extra nach Bielefeld ziehen wollen. Nicht nur die Aktiven begeistert das Konzept, auch die Besucher kommen gerne auf dem Kesselbrink zusammen für ein aktives, sportliches, kommunikatives und soziales Miteinander.
Bielefeld hat sich den neuen Anforderungen/Herausforderungen im urbanen Raum gestellt und damit ein Pionier Beispiel geschaffen, das sich in naher Zukunft jede europäische Stadt zum Vorbild nehmen sollte – Ein nahtloses Konzept für nachhaltige und aktive Nutzung des öffentlichen Raumes.
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