Gedenkstätte für die Opfer des Geiseldramas in der Schule Nr. 1 Beslan,
1.-3. September 2004, Republik Nordossetien-Alanien
Geiseldrama von Beslan
Am 1. September 2004 begann das neue Schuljahr an der Schule Nr. 1 Beslan mit einem Festakt in Anwesenheit zahlreicher Gäste. Zu diesem Zeitpunkt stürmten Terroristen die Schule und nahmen über 1000 Geiseln - in der Mehrzahl Kinder.
Die Terroristen forderten den russischen Truppenabzug aus Tschetschenien. Insgesamt wurden die Geiseln drei Tage in der Turnhalle unter unmenschlichsten Bedingungen gefangen gehalten. Schließlich stürmten am dritten Tag russische Spezialeinheiten die Schule. Nach offiziellen Angaben kamen bei dem Terroranschlag 331 Personen ums Leben, darunter 186 Kinder.
(Quelle: Julia Jussik. Die Schule von Beslan, Köln 2006)
Bauaufgabe/ Planung
Seitens der Regierung Nordossetien-Alanien wurde unser Büro Dr. Krekeler Generalplaner GmbH beauftragt, aus dem zerstörten Schulkomplex eine Gedenkstätte zu konzipieren.
Die Entwurfsaufgabe konfrontierte uns einerseits mit der Brutalität derer, die Angst und Schrecken verbreiteten und andererseits mit denen, die die Gewalt erlitten.
Da sich das Geiseldrama für die Opfer hauptsächlich in der Turnhalle abspielte, entschieden wir uns für dieses Gebäude als zentralen Gedenkort. Als Vorbild für die Form eines Neubaus um die zerstörte Turnhalle diente ein elliptisch geformter Trauerkranz, wie er in Beslan vielfach zu finden ist. Somit steht dieser Baukörper selbst symbolisch für einen Trauerkranz.
Die erhaltene Bausubstanz mit all ihren Spuren des Geiseldramas stellte in unserem Entwurfskonzept einen wesentlichen Aspekt dar, um die Authentizität des Ortes zu bewahren.
Fassadenkonstruktion Neubau
Der Neubau umschließt als elliptische Gebäudehülle schützend die zerstörte Turnhalle und besteht aus 106 filigranen Betonstützen. Schräge metallverkleidete Hohlprofile liegen außen vor den Betonstützen und sind punktuell mit ihnen verbunden. Zwischen Betonstützen und Hohlprofilen befindet sich eine gewebeartig anmutende Lochblechebene aus Tecu®Gold, die sich um das Gebäude legt. Im Zuge der Fassadenplanung wurde nach einem hochwertigen Material gesucht, dessen Erscheinungsbild eine sowohl Opfern als auch Angehörigen angemessene Würde vermittelt. Auf Grundlage eines gerasterten Blumenmotivs erfolgte die Herstellung des Lochbleches. Jedes einzelne Loch wurde maschinell in Blechbahnen (B/H: 1m x 11m) gestanzt. Zur Erzeugung des Bildmotivs kamen 5 unterschiedliche Lochdurchmesser zur Anwendung, so dass aus der Entfernung ein Blumenmotiv erkennbar wird.
Wir wählten eine Blume (helleborus orientalis), die auch im Kaukasus wächst und als Symbol für Unberührtheit und Unschuld gilt. An ausgewählten Stellen sind in der Fassade gebäudehohe Öffnungen vorhanden. Dadurch wird ein Betreten des Umgangs zwischen neuer Gebäudehülle und ehemaliger Turnhalle möglich.
Ein elliptisches Glasoberlicht befindet sich symmetrisch über der Turnhalle, und dient der Belichtung des Gedenkraumes.
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