Eine extrem heterogene Bebauung prägt die Umgebung der Gasometer in Wien Simmering. Gewerbe- und Bürobauten stoßen auf vorstädtische Strukturen. In diesem schwierigen städtebaulichen Umfeld steht die neue Wohnbasis alpha 11. Da es keine brauchbaren städtischen Strukturen gab, die es sich zu übernehmen lohnte, orientieren sich der langgestreckte Riegel und die Stadtvilla zum zukünftigen großen Park, der bereits in Teilbereichen angelegt ist. Der Name ist Programm – die Häuser mit den etwa 100 Wohneinheiten sind die erste Basis für einen künftigen städtisch funktionierenden Stadtraum mit hoher Freiraumqualität. Und Alpha 11 ist unser interner Projektspitzname.
Zur künftigen stark befahrenen Straße zeigt das Gebäude freundlich aber zurückhaltend seine Lochfassade. Zum Park öffnet sich die Wohnbasis über die gesamte Länge. Loggien und Balkone begleiten die Wohnungen westseitig über die gesamte Fassade. Aus allen hier angeordneten Räumen tritt man direkt ins Freie. Der Wohnraum öffnet sich großzügig zum Grün hin. Teilbereiche sind gerade so breit, dass Topfpflanzen gut Platz finden und ein Stehcafe möglich ist, jede Wohnung hat dazu aber auch einen tiefen Balkon für einen Esstisch.
Diese Freiraumfassade funktioniert als starkes Grundgerüst und lässt den Bewohnern alle Möglichkeiten der persönlichen Gestaltung offen. Die Farbe, das Grün und das Leben – so ist unsere Erfahrung – finden in dieser zurückhaltenden Grundausstattung einen guten Hintergrund. Unser Haus ist die Basis und eine Einladung sich selbst zu zeigen. Wir freuen uns auf diese Schicht der individuellen Aneignung.
Die Stadtvilla ist der kleine Bruder des langgestreckten Riegels. Gebaut mit der gleichen Materialfamilie zeigt sich die Fassade trotzdem in einer eigenständigen Sprache. Im Inneren sind die Mietwohnungen in klassischen Grundrissen organisiert. Alle Wohnungen werden zweiseitig orientiert.
Das gesamte Projekt wurde frei finanziert umgesetzt, trotzdem wurden mit hohen Materialqualitäten und einer hochwertigen Ausstattung die hohen Auflagen des geförderten Wohnbaus vollständig erfüllt.
Die Wohnbasis alpha 11 gibt den Mietern Freiraum, drängt sich nicht in den Vordergrund und funktioniert als Quartier in einem schwierigen, sich im Umbruch befindlichen, Teil der Stadt.
Von Planungsbeginn an waren wir mit Kallco als Projektentwickler in intensiver Diskussion, wie ein Haus, für mehrere Generationen gut funktioniert und das insbesondere die Altersgruppe 55+ mitdenkt. Für eine gute Durchmischung von Alt und Jung, Familien und Singles, Wohlhabenderen und Menschen mit knappem Budget gibt es eine große Anzahl unterschiedlichster, möglichst beiläufig im Gebäude verstreuter Wohnungsgrößen. Die geschickte Kombination von Spännererschließung und Mittelgangsystem, lassen in diesem Projekt diese große Anzahl an Grundrissvarianten ohne konstruktive Nachteile zu. Gemeinsam mit der ernsthaften Umsetzung der Anforderungen des anpassbaren Wohnbaues – also die Möglichkeiten eine Wohnung in kurzer Zeit ohne viel Aufwand so umzugestalten, dass sie barrierefrei also auch für Menschen mit besonderen Bedürfnissen und Einschränkungen funktioniert – ist es nun möglich auf viele Dinge des Lebens zu reagieren. Kinder kommen und gehen, Partnerschaften verändern sich, ein neuer Beruf verlangt nach einem Arbeitsplatz zu Hause, Pflege zu Hause braucht räumliche Voraussetzungen.
Um die Bauzeit zu verkürzen und eine große Flexibilität im Wohnungsinneren für spätere Wünsche zu ermöglichen, wurde das Gebäude in Stahlskelettbauweise mit aussteifenden Stahlbetonelementen und einer maximalen Anzahl an Wänden in Leichtbauweise errichtet. In den einzelnen Einheiten kann so auf die Wohnbedürfnisse, die sich im Laufe des Lebens ändern, leicht reagiert werden. Und das was in der eigenen Wohnung nicht möglich ist, kann in den kleinen Einheiten die als Büro oder Praxis dienen können, möglich gemacht werden. Die größeren Wohnungen sind durchgesteckt und erhalten Morgen- und Abendsonne.
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