Raum-Schichten
Stuttgart, im März 2014. Die Stadtwerke Stuttgart versorgen seit Februar 2013 als kommunaler Energieanbieter die Haushalte der Landeshauptstadt mit ökologischer Energie. Für den Energieversorger hat die Planungsgemeinschaft 'asp' Architekten und UMnet Markus Weismann an einem architekturgeschichtsträchtigen Ort im Herzen Stuttgarts ein neues Kundencenter entworfen.
Im Sockel des Tagblatt-Turms wurde ein leerstehender Laden saniert und umgestaltet. Der Tagblatt-Turm verkörperte während seiner Bauzeit als erstes Stahlbeton-Hochhaus Deutschlands den Aufbruch der 20er Jahre. Heute gilt das stadtbildprägende Wahrzeichen als Symbol der klassischen Moderne und steht für Kultur und Tradition, aber auch für innovatives Denken.
Innovativ und ökologisch – so präsentiert sich seit Januar 2013 auch das neue Kundencenter der Stadtwerke Stuttgart. Frische Farben und nachhaltige Materialien bestimmen den Umbau. Wichtig für die Außendarstellung des neuen Energieanbieters war aber auch die Präsenz im städtischen Raum. Deshalb haben die Architekten die Einbauten von außen nach innen entwickelt und wie Schichten einer Landschaft oder Topographie komponiert. Zusätzlich verstärken die eingesetzten Farben und das Materialkonzept die Wahrnehmung der verschiedenen Vorder- und Hintergründe.
In nur vier Monaten und mit extrem knappen Budget setzten UMnet und asp in einem räumlichen Konzept das um, was die Stuttgarter Stadtwerke ausmacht: schwäbische Bodenständigkeit und Bürgernähe aber auch Fortschrittlichkeit, hohe Qualität und Umweltbewusstsein. Dabei griffen die Planer aus Kostengründen vorhandene Strukturen und Elemente auf und integrierten diese geschickt in die neue Gestaltung; sei es die bestehende Akustikdecke oder vorhandene Bodenpodeste.
Nach den Renovierungsmaßnahmen betreten Kunden heute die etwa 340 Quadratmeter großen Räume durch eine großzügige Eingangszone. Von hier aus führt eine Rampe in den offen gestalteten Wartebereich, rechterhand sind die Kundenberatungsplätze angeordnet. In der Peripherie des Raumes gruppieren sich die internen Bereiche u-förmig um die Beratungszone: Gegenüber der Eingangsrampe befindet sich ein Büro für einen Energieberater, danach folgen im Uhrzeigersinn ein Stuhllager, ein Backoffice und das Büro des Leiters des Kundenzentrums. Insgesamt gibt es sieben Arbeitsplätze. Das Büro des Energieberaters lässt sich durch eine Schiebewand, die gleichzeitig als Projektionswand dient, verschließen. Dadurch kann bei Bedarf zusätzlich eine Vortragssituation für etwa 40 Personen geschaffen werden.
Die einprägsame Gestaltung der Wände mit vielfältigen Ein- und Durchblicken zoniert den Innenraum: Unterschiedlich dimensionierte Wandabschnitte in Weiß oder in Blau-, Grün- und Gelbtönen bilden Vorder- und Hintergründe und wechseln sich mit Wänden aus Eichenholz ab. Eine hinterleuchtete Lamellenstruktur, die einigen der farbigen Wände vorgeschaltet ist und ebenfalls aus Eichenholz besteht, führt die Kunden in und durch den Raum. Die Farbgebung und der gezielte Einsatz der neu eingebrachten LED-Beleuchtung in Kombination mit teilweise verdrehten Lamellen führen in ihrem Zusammenspiel zu einer dynamischen Tiefenwirkung.
Alle Möbel, mit denen der Kunde in Berührung kommt setzen sich von den maßangefertigten Möbeln und Belägen aus Eichenholz ab: Sie sind in Weiß gehalten und ergänzen den Raum um eine unaufdringlich-elegante Komponente. Die sorgfältige Detailierung der Möbel und Verkleidungen spiegelt die Haltung der Stadtwerke im Umgang mit ihren Kunden. So finden die kundennahen Beratungsgespräche in einer angenehmen und anregenden Umgebung statt.
↧