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Autobahnkirche Siegerland

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Im März 2009 gewann schneider+schumacher einen Wettbewerb, den der eigens für dieses Bauvorhaben gegründete Förderverein Autobahnkirche Siegerland e.V. ausgeschrieben hatte. Die Initiative für das Bauprojekt war durch Hanneliese und Hartmut Hering nach einem Besuch einer Autobahnkirche in Süddeutschland entstanden. Ein Blick auf die Landkarte zeigte, dass dem Siegerland und damit der viel befahrenen A 45 ein solcher Ort fehlte. Durch zahlreiche Spenden wurde der Bau der christlich-ökumenischen Kirche ermöglicht. Baubeginn war im März 2011 mit dem archaisch skulpturalen Beton-Fundament als Basis für die darüber liegende Kirche in Holzständerbauweise. Konzept: Autohöfe sind Orte von unmissverständlicher Direktheit. Große Schilder zeigen, um was es hier geht: Tanken, Essen, Schlafen, und vielleicht noch zur Ablenkung der Besuch einer Spielbank. Es sind kleine Städte, aber ohne die subtilen Schichten – ohne Räume der Stille, der Andacht, ohne Räume der Schönheit. Die kleine Autobahnkirche stellt ein Angebot für diese existenziellen Bedürfnisse dar, und zwar gerade dort, wo es wahrscheinlich am meisten fehlt. Um sich in diesem Umfeld zu behaupten, bedarf es allerdings einer eben solchen unmissverständlichen Direktheit (zumindest von außen). Sowohl aus der großen Distanz von Dortmund kommend als auch vom Autohof aus, stellt sich die Kirche als direktes Abbild des Autobahnkirchen-Schildes dar. Die äußere Form ist abstrakt, signalisiert aber distanzlos direkt, ich bin eine Kirche! Gestalt: Die dreidimensionale Umsetzung des Kirchen-Piktogramms präsentiert sich sowohl zur Autobahn als auch zum Autohof als stilisierte weiße Silhouette einer traditionellen Dorfkirche. Man betritt die Kirche, die bei näherer Betrachtung aus dem Berg heraus zu wachsen scheint, über einen Steg, der sich zu einem überdachten Eingang schließt. Im Inneren eröffnet sich ein Raum, dessen Gestaltung in Bezug auf die durch das Äußere hervorgerufene Erwartungshaltung überrascht. Die Innenkuppel öffnet sich zum Altarbereich, in den nur von oben durch die beiden Turmspitzen natürliches Licht einfällt. Das filigrane Holz-Gewölbe zeigt sich ähnlich einer feingliedrigen Kreuzrippen-Struktur. Konstruktion: Der Neubau der Autobahnkirche besteht aus einem im Grundriss quadratischen Hauptkörper (Kirche) mit zwei Ecktürmen und einer Erschließungsbrücke von Süd-West. Die komplette Kirche wurde in Holzständerbauweise im Bereich der Außenwände und einer Holzbinderkonstruktion für das Dachtragwerk bzw. die Turmbauten erstellt. Ein Großteil der Bauteile wurde bereits im Werk vorgefertigt. Dies führte zu einem optimierten und verkürzten Montagezeitraum der Elemente, da die vorgefertigten Bauteile gemäß einem speziellen Montagesystems zusammengebaut wurden. Die Holzkonstruktion der Wände und des Dachtragwerks sind im Zwischenraum gedämmt. Die Innen- und Außenseiten der Holzkonstruktion werden mit OSB-Platten verkleidet. Die Brückenwände bestehen aus einer Holzfachwerkkonstruktion, der Brückenboden aus Stahlträgern mit beidseitiger OSB-Beplankung. Die komplette Fassade der Kirche und der Verbindungsbrücke wurde mit einer Polyurethan-Sprühabdichtung (in weißer Farbe) versehen. So werden einerseits die Außenflächen des Holzes gegen Feuchtigkeit und Beanspruchung geschützt, andererseits erhält die Kirche ein homogenes Erscheinungsbild.

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