Die Raiffeisen Regionalbank Mödling schrieb 2011 einen geladenen Wettbewerb aus, mit der Intention, die regionale Bankstelle durch das „Raiffeisen Forum Mödling“ zu ersetzen - ein neues, identitätsstiftendes Gebäude das mehr als die Funktion des klassischen Bankgeschäftes erfüllen sollte. Durch den Funktionsmix aus Service-Bank, Immobilien-, Reise- und Versicherungsbüro, öffentlicher Caféteria und Loungebereich, sowie einem Veranstaltungsraum, wird die Idee des Raiffeisen Forums als Treffpunkt für die Bewohner der gesamten Region Mödling umgesetzt.
In einem anonymen Auswahlverfahren, konnte sich der Beitrag von Architekt Mag. Jell-Paradeiser aus Bad-Vöslau gemeinsam mit der arge x42 aus Wien durchsetzen. In weiterer Folge wurde das Team auch mit der Gestaltung der Innenräume, sowie der Möblierung beauftragt.
Kontext:
Das Raiffeisen Forum ist am Rand der Mödlinger Altstadt situiert und befindet sich in einer von der Stadt Mödling ausgewiesenen Schutzzone. Dies bedingt diverse vom Mödlinger Gestaltungsbeirat vorgegebene Auflagen. Der Vorgabe einer sensiblen Fassadengestaltung wurde mit einer Keramikfassade entsprochen. Dieser natürliche Baustoff - in abgestuften Sandtönen, der bestehenden Bebauung in Mödling angelehnt - entspricht auch dem Konzept zu Bestandsdauer und Nachhaltigkeit. Die Eigenschaften dieses Materials, ermöglichen eine homogene Hülle für Wand und Dach ("monocover"), welche dem Gebäude ein einheitliches, kompaktes Äußeres verleiht. Auch relativiert sie die bebauungsrechtlich verordnete Disproportion von Fassaden- zu Dachflächeanteil.
Die Hauptfront des Forums liegt direkt an der Hauptstraße am Weg vom Bahnhof zum historischen Zentrum. Das Gebäude zieht sich mit seiner langen Westfassade tief in die enge Freihofgasse, die von historischen, freistehenden Gebäuden geprägt ist. Somit war es notwendig die Massivität des Gebäudes durch großzügig verglaste Einschnitte zu brechen und an die Kleinteiligkeit des baulichen Umfelds anzupassen. Ein leichtes Zurückknicken der Hauptstraßenfassade im Eckbereich zur Freihofgasse erweitert den öffentlichen Raum im Bereich des Haupteingangs.
Innenraum:
Der Anforderung des Bauherrn ein Forum für bestehende und zukünftige Kunden zu schaffen, wurde durch einen großzügigen und hallenartigen Hauptraum entsprochen. Je nach Anforderung kann das gesamte Erdgeschoß vom Nachtfoyer bis hin zur durchgehend geöffneten Veranstaltungshalle genutzt werden. Die Service- und Beratungsbereiche, sowie die internen Büros, sind um dieses Forum angeordnet.
Nicht nur die öffentlichen Verkehrszonen, auch die internen Abläufe werden über Brücken und Galerien sichtbar gemacht und bieten somit vielfältige Möglichkeiten zur Kommunikation. Lufträume, sowie zwei natürlich begrünte Wände erzeugen vertikale Verbindungen zwischen allen Geschoßen.
Wartezonen werden zu Aufenthaltszonen aufgewertet, so bietet beispielsweise eine leicht erhöhte Lounge nicht nur Überblick, sondern auch Café und Internet. Diese Bereiche bilden Raum für informelle Beratungsgespräche.
Bei der Auswahl der Materialien wurde auf ein einheitliches Erscheinungsbild, wertige und praktikable Oberflächen und eine zeitlose Gestaltung geachtet. Die Farbe der Keramikfassade wird im Inneren an den Wänden und Decken fortgesetzt. Höher beanspruchte Wandflächen sind wie der Fußboden der Allgemeinflächen aus geölter Eiche gefertigt. Der Boden des Forums im Erdgeschoß ist mit Donau-Kalkstein ausgelegt. Die Möblierung wurde in das Gesamtkonzept integriert und ebenfalls vom Architektur-Team als praktikables modulares System für die individuellen Anforderungen der Bank entwickelt. Transluzente Vorhänge hinter Glastrennwänden steuern die Blickbeziehungen zwischen allgemeinen Bereichen und Beratungs- bzw. Bürozonen.
Raumklima / Energie:
Die beiden bis zu 11 Meter hohen begrünten Wände erzeugen durch ihre abgegebene Luftfeuchte ein angenehmes Raumklima und tragen auch zur natürlichen Kühlung des Innenraumes in den Sommermonaten bei. Ein über Fernwärme angespeistes Fußbodenheizsystem und eine großzügige Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung sind ergänzend zum nachhaltigen Gesamtkonzept in das Gebäude integriert.
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