Kita Eulennest der Stiftung Kindergärten Finkenau in Hamburg
Der zweigeschossige Neubau für zwei Krippen- und Elementargruppen für insgesamt 122 Kinder wurde an der nordöstlichen Ecke eines Altenpflegeheimes platziert. Ebenso wie es wichtig ist, dass ältere Menschen in die Gesellschaft integriert werden, war es ein städtebauliches Anliegen, gleichsam den Kindern eine Wertschätzung entgegenzubringen und das fruchtbare Potenzial einer Begegnung von Alt und Jung zu akzentuieren.
Die Außengestaltung der Kita hebt sich durch den schlichten geo¬metrischen Klinkerbau bewusst von dem verputzten neoklassizistischen Gebäude des Altenpflegeheims ab. Farbige Fensterfelder akzentuieren spielerisch die dunkle Klinkerfassade, setzen einen deutlichen Kontrast und unterstreichen die unterschiedliche Typologie der beiden Häuser. Als Klinkerbausteine wurde ein sehr flaches und langes Format (490 x 52mm) gewählt, um dem Bau durch die zahlreichen hellen Fugen eine Eleganz zu verleihen. Gleichzeitig soll das aufwändige Material auch die Wertschätzung der Nutzer des Gebäudes repräsentieren. Indem sich die kantige Starrheit des Baus stark in seinem Umfeld behauptet, wird das An¬liegen des Büros unterstützt, den Aufmerksamkeitsfokus der Gesellschaft auf die Kinder zu lenken.
Das Konzept eines Familienquartiers findet bei den Nutzern beider Gebäude Anklang. Während die Bewohner des Altenheims den Kindern vorlesen oder mit ihnen spazieren gehen, basteln die Jüngeren Geschenke oder präsentieren Darbietungen.
Bewegung und Umgang mit der Natur
Zu dem Kindergarten gehört ein großzügiges Außenareal mit Erdhügeln, Kletterbäumen, Buddelkisten und einer Matschecke.
Um den Kindern einen bewussten Umgang mit der Natur nahe zu bringen, wurde im gesamten Bau die Verwendung von Kunststoff vermieden und Naturmaterialien verwendet. Die Böden sind vorwiegend aus Holz, manchmal aus Linoleum, die Fensterbänke aus Stein oder Holz, Fenster aus Stahl oder Holz und sämtliche Möbel aus Brettschichtholz. Die Verwendung von Naturmaterialien soll bei den Kindern auch eine Querverschaltung zu dem, was sie in der Natur finden, herstellen.
Anregung und Herausforderung
Oft denken Erwachsene, es sei kindgerecht etwas von der realen Welt auf Kindergröße zu verkleinern, was unserer Meinung nach ein Irrtum ist. So zeigen neurobiologische Untersuchungen, dass der Anreiz, die reale Welt zu erobern deutlich mehr neuronale Vernetzungen im Gehirn bildet als beispielweise das Spiel mit einem Mobile oder Puppenhaus.
Der Neurobiologe Gerald Hüther weist darauf hin, dass Kinder am meisten durch Ausprobieren lernen. Die Eigenaktivität und die dadurch geförderte Selbstbildung ist dabei zentral.
Ein Forscherbecken aus Corian, in dem auf Augenhöhe der Kinder runde Gucklöcher aus Glas eingelassen sind, ermöglicht Experimente mit Wasser. Die begehbare Dachterrasse dient als Forscherlabor, wo Kinder Windgeschwindigkeit und Niederschlag messen. In selbst angelegten Beeten können sie Pflanzen züchten und anschaulich kennenlernen.
Eine mobile Trennwand kann zwei Gruppenräume nach Bedarf zusammenschalten oder separieren. Ein schlichter Raum mit Podest und Vorhang dient zu Theaterspiel. Weiter gibt es zwei Bewegungsräume mit matten und der Möglichkeit Seile einzuhängen, die je nach Bedarf unterschiedliche genutzt werden.
Alle Räume sind mit Fußbodenheizung ausgestattet. Die Kinder können somit auch barfuß laufen, was die Körperwahrnehmung und die Beziehung zum eigenen Körper stärkt.
Dimmbare Beleuchtung schafft je nach Anlass eine unterschiedliche Stimmung. In den Fluren gibt es für Kinder auf Augenhöhe gehängte Präsentationsregale. Sie sollen die Arbeit der Kinder wertschätzen und auch zu einer gegenseitigen Würdigung beitragen.
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