Der Neubau der KWB-Leitstelle der Tiroler Wasserkraft AG in Silz ist als massiver, eigenständiger Solitärbau ausgeführt. Das bestimmende Gebäude des Areals ist das Turbinenhaus, das durch verschiedene Anbauten in seinen Dimensionen und der volumetrischen Wahrnehmung beeinträchtigt wird. Die hochenergetischen Prozesse im Inneren des Gebäudes sind nach aussen dadurch nicht ablesbar. Hier sucht der Neubau seine Anknüpfungspunkte. Höhe, Breite und axiale Ausrichtung nehmen Bezug zum Turbinenhaus, dem Hauptbau der Anlage. Durch eine gestalterische Ausformung des
Baukörpers wird die vorgegebene räumliche Ausrichtung und Kraftwirkung des Turbinenhauses aufgenommen und fortgeführt. Ein neuer, klarer und expressiver Baukörper als Ausdruck der energetischen Prozesse auf dem Kraftwerksgelände. Die Leitstelle markiert die räumliche Mitte des Areals und verbindet die angrenzenden Volumen zu einem städtischen Gefüge.
Die Materialisierung und Farbgebung des Baukörpers nimmt dabei Bezug zu anderen Bauwerken im Wasserbau. Beton als ein technisch perfekter Baustoff, der den enormen potentiellen Kräften in der Energieerzeugung genügend Widerstandskraft entgegenbringt, steht wie kein anderes Material für Sicherheit und Langlebigkeit.Die dunkle, braune
Farbgebung nimmt Bezug auf die dynamischen Komponenten der Stromerzeugung. Druckleitungen, Turbinen und Transformatoren sind aus metallischen Werkstoffen, die aus Erzen gewonnen werden. Die gleiche Materialisierung erhält auch das Besucherzentrum, das sich als eingeschossiger, langgezogener Baukörper aus dem aufgeschütteten Plateau schiebt und sich zur Strasse hin auf gesamter Breite öffnet. Die funktionale Grundidee basiert auf einer vertikalen Stapelung der einzelnen funktionsbereiche. Jede Funktionseinheit wird auf einer Ebene organisiert. Diese
klare Hierarchie vereinfacht die Administrierung der Zutritts- und Sicherheitsbereiche und ermöglicht eine lineare Vernetzung der Infrastruktur.
Der Funktionsbereich der Leitstelle mit seinem Kontrollraum nimmt vom Platzbedarf her eine Sonderstellung ein. In Zusammenhang mit der geforderten Überhöhe des Kontrollraumes, wird die Entwicklung eines expressiven und doch logischen Baukörpers ermöglicht. In seiner betonten Vertikalität bekommt der Baukörper noch zusätzlich ein horizontales Moment und schiebt sich mit einer kraftvollen Geste in Richtung Norden. Die Netzersatzanlage wird als eigenständiger Baukörper ausgebildet. In östliche Richtung abgesetzt, nimmt der eingeschossige Minimalbaukörper die technisch notwendigen Anlagen auf. Basierend auf den Vorgaben der Nutzer, blendlichtfreie Büros zu erhalten, sind die Ost- und die Westfassade ohne Öffnungen ausgeführt worden. Diese geschlossenen Scheiben bilden die tragende Aussenhülle welche thermisch von den Innenwänden und Decken entkoppelt ist. Die freien Deckenränder der Süd- und Nordfassade werden durch massive Brüstungen verstärkt, die als Träger wirken.
Die Verbindung zwischen der inneren und der äusseren Konstruktion erfolgt durch Edelstahleinlegeteile und Edelstahlquerkraftdorne. Die Fundierung erfolgte mit einer 1m starken Fundamentplatte die für den Lastfall Erdbeben zusätzlich durch Zugpfähle verankert ist. Der Neubau ist in Niedrigernergiebauweise mit Innendämmung ausgeführt. Ein Grundwasserbrunnen versorgt sowohl die Wärmepumpe als auch die Kühlanlagen mit der benötigten Energiemenge. Aufgrund der realtiv hohen internen Lasten durch die technischen Geräte muss nur geringfügig Wärmeenergie bereit gestellt werden. Das Besucherzentrum bildet als schmaler, langestreckter Baukörper den baulichen Abschluss zum Freiland. Zur Strasse hin ist er raumhoch verglast. Offenheit und Transparenz wecken die Neugierde der Besucher und Passanten. Die Rückwand ist mit einem durchlaufenden Oberlichtstreifen ausgeführt und ermöglicht einen Sichtbezug zur
südlich gelegenen Kraftwerksanlage.
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