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1914 – Die Avantgarden im Kampf

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Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren gilt als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts und zugleich als künstlerischer und technischer Aufbruch in die Moderne. Dieser Thematik widmet sich die Kunsthalle der Bundesrepublik Deutschland mit der Ausstellung »1914 – Die Avantgarden im Kampf«. Sie zeigt das Schicksal der modernen Kunst im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg und verknüpft damit Kunst- und Zeitgeschichte. Auf außergewöhnliche Weise gibt sie einen anderen Blick auf die klassische Moderne, indem sie den Krieg zum Dreh- und Angelpunkt macht. Anhand einer dezenten, sich jedoch raffiniert verformenden, Farb- und Raumwirkung zeigt die Ausstellung wie sich Kunst und Künstler angesichts der Schrecken des Ersten Weltkrieges verändert haben. Zu Beginn der Ausstellung treffen die Besucher auf zwei sich gegenüber stehende Selbstporträts von Lovis Corinth. Das Porträt aus dem Jahre 1914 zeigt den Künstler als streitlustigen Ritter, wohingegen er in dem Porträt von 1918 nur noch leere Rüstungsteile malte. Der Bruch des Ersten Weltkrieges vergegenwärtigt sich damit direkt beim Betreten der Ausstellung. Im Weiteren werden die Besucher über die Avantgarden vor 1914 (von Delaunay bis Picasso), die in klassischer Form an hellen Wänden präsentiert werden, über die ersten Vorahnungen des Krieges durch Künstler wie Wassily Kandinsky und Emil Nolde, hin zum Kriegsausbruch im Jahre 1914 geführt. Die zunehmende Spannung spiegelt sich in der Ausstellungsarchitektur wieder, die durch zackenförmig in den Raum ragende Wände zunehmend bedrohlicher wird. Schließlich folgt der Kriegsausbruch im Jahre 1914. In einem engen und beklemmenden Gang werden Fotos von Künstlern – meist als Kriegsmaler – in Soldatenuniformen abgebildet. Auf die gegenseitige Beeinflussung von Krieg und Kunst verweist im weiteren Ausstellungsrundgang eine großflächige schwarz-weiße Raumgrafik. Diese nimmt Bezug auf die Camouflage-Technik, bei der die Maltechniken des Kubismus dazu dienten die Konturen von Kriegsschiffen und Kanonen aufzulösen und damit zu tarnen. Danach werden in einem verworren und desorganisiert wirkenden Ausstellungsparcours die Erschütterungen und Verwirrungen der kommenden Kriegsjahre erlebbar. Gegen Ende des Rundgangs findet erneut Helligkeit und architektonische Ordnung Einzug in die Ausstellungsräume, welche die Nachkriegszeit und den Neubeginn im Atelier thematisieren. Bevor die Besucher schlussendlich zu den Perspektiven für das 20. Jahrhundert und zurück an den Beginn der Ausstellung gelangen, schlägt sich die Erschütterung aller Werte in der Dada-Bewegung nieder. Die Ausstellung wurde von der »Welt am Sonntag« als beste Schau des Kunstjahres 2013 gekürt. Laut 10 renommierter Kritiker zeige sie Kunst als bedrängende Erfahrung und mache das Museum zum Ort der ästhetischen und kulturellen Bildung.

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