Gestaltung der Außenanlagen, einschließlich Dach- und Fassadenbegrünung in Zusammenarbeit mit Tim Flynn Architects London
Für dieses Projekt erhielt unser Büro den 1 Preis des IGRA Green Roof Leadership Award 2015
Der Gedanke eines nachhaltigen Entwurfs endet nicht bei der Hochbauarchitektur. Wir knüpften direkt mit unserem sehr grünen und sehr umweltbezogenen freiraumplanerischen Konzept daran an und tragen das Prinzip der Nachhaltigkeit sogar weiter bis zur Herstellung und Umsetzung des Entwurfs in der Landschaft.
Materialwahl
Die grundsätzliche Idee war, so viel wie möglich örtliche Materialien zu verwenden – beginnend bei der Verarbeitung von Erde bis hin zur Pflanzenverwendung und Errichtung von Baukonstruktionen am Beispiel der Fassaden- und Dachbegrünung.
Im Gegensatz zu fremd eingebrachten Materialien werden sich einheimische Produkte immer besser in der direkten Umwelt unter den speziell dort gegebenen Bedingungen entwickeln können.
Dachbegrünung
Es wurden 4.500 m2 Dachflächen begrünt.
Der Untergrund der Dachbegrünung ist gesiebter Mutterboden, welcher auf der Baustelle gesichert und gelagert wurde. Er wurde mit örtlich vorhandenen Zeolith und Lava / Bims, und Torf vom Sevanseeufer angereichert. Das Verfahren der Anreicherung mit lokalen Materialien wirkt sich nicht nur positiv auf die Transportkosten aus, sondern die standortgerechten Materialien bieten die idealen Bedingungen zum Anwachsen für die ebenso heimischen Samen und Pflanzen.
Um unserem Anliegen, den höchstmöglichen Einsatz von lokalen Pflanzenarten, gerecht zu werden wurde die Mehrheit der Arten vorsichtig von sorgfältig ausgewählten Bergwiesen „abgestochen“ und als Grassoden auf dem Dach verlegt. Die Dachflächen sind recht groß, sodass sie genug Entfaltungsraum für andere Pflanzenarten bietet, die als Samen in Lücken gesät wurden. Als einfache und schnelle Möglichkeit der Saatgewinnung wurde beim Einlagern der Heuhaufen von heimischen Bauern darauf geachtet, die ab- und herausfallenden Saatgüter einzusammeln. Zusätzlich wurden die Pflanzlücken im darauffolgenden Jahr mit vorher gesucht und gesammelten Pflanzsamen von Bergwiesen wieder besät. Um die heimische Artenvielfalt auf den Wiesendächern zu erhalten, werden dort oben Bienenkörbe gesetzt. Wir konnzen auf ein erweitertes Bewässerungssystem auf den Dächern verzichten, um die dortige Vegetation so heimisch wie möglich zu halten.
Fassadenbegrünung:
Die Fassadenbegrünung umfasst 1.800 m2.
Die Gestaltung der vertikalen Gärten folgte dem Prinzip der Pixelstruktur der Steinfassaden. Diese Struktur ermöglicht eine maximale Mischung aller Pflanzenarten und im Falle von Ausfällen können erfolgreichere Arten die Lücken schließen. Diese Erfahrung basiert auf dem natürlichen Strategenverhalten von Pflanzen und liegt in den Ergebnissen der ANS Group begründet. Etwa 100.000 Pflanzen werden an den Fassaden wachsen und gedeihen, davon circa 20.000 Stück aus heimischer Produktion oder lokal gesammelt und gesäter Materialien.
Das Konzept der Fassadenbegrünung ist so nachhaltig wie nur möglich: um einen nährstoffreichen Boden zu gewährleisten wird zur Verfestigung Wolle von einheimischen Schafen eingebracht. Schafswolle ist der Steinwolle und ihren Eigenschaften als Bepflanzungsmaterial ähnlich. Die Schafswolle ist aber durch ihren lokalen Standortvorteil nicht nur gänzlich ökologischer, sondern als Nebenprodukt auch ökonomischer. Das Wasser-Wolle-Gemisch gibt dem Boden Stabilität und Struktur und die Wolle wird den Boden mit den Pflanzen effektiver aneinander binden als es die losere Struktur der Lava oder Zeolith kann. Das Projekt ist in einer seismisch-aktiven Region situiert und es ist unser Anliegen, dass die Erde beim Ereigniss eines Erdbebens in den ersten beiden Anwuchsjahren in ihren Modulen bleibt.
abgliedern, welche die Pflanzarbeiten umsetzt und später die Pflege übernimmt. Als weiteres langfristiges Ziel soll die Entwicklung einer Baumschule, die die Produktion gefährdeter, heimischer Arten, vor Allem Stauden, Gräser und Zwiebelgewächse, betreibt. Es ist möglich dies als wirtschaftlichen Zweig auszubauen, der die Artenvielfalt der armenischen Flora nutzt und ihn somit in die Welt bringen kann – als Art Botschafter der vielfältigen, armenischen Flora. Der Pflanzenpool kann als genetischer Grundstock für die Regenerierung von bautechnischen Eingriffen in die Landschaft genutzt werden und die Verwendung heimischer und standortgerechter Pflanzen in Armenien propagieren.
Zudem sollte die Baumschule als ein Bildungsinstrument für die Schule und einheimische Schüler angesehen und genutzt werden, um den Reichtum der heimischen Flora als einen unmessbaren Wert für nationales und internationales Ansehen zu verdeutlichen.
Die Grundidee der Verwendung von primär lokalen Materialien wurde bereits erfolgreich erprobt. Jugendliche aus dem Dorf haben aus Interesse an der Herstellung von Gärten mit heimischen Pflanzen und Materialien freiwillig dazu beigewirkt, unsere Grundidee umzusetzen. Für uns war nicht nur die Umsetzung der Idee ein Erfolg, sondern auch die Steigerung des Verständnisses und Wertschätzung der direkten Umwelt und eigenen Heimat für die beteiligten Jugendlichen.
Gestaltung des Schulgebäudeumfeldes
Die Beschaffung der Pflanzen für das soft landscaping ist der Methode der Dachbegrünung ähnlich und stützt sich ebenfalls auf die Baumschule: die Pflanzenverwendung des Masterplans liegt wie bereits genannt der Idee zu Grunde, den höchstmöglichen Anteil an einheimischer Pflanzen und Materialien zu verwenden. Unser Masterplan begründet sich auch in der Idee des Architekturbüros wieder einen Obsthain anzulegen. Innerhalb des weitläufigen Obsthains verteilen wir besondere, schulfachbezogene Themen-Gärten, um identitätsstiftende Aufenthaltsbereiche für Schüler und Besucher zu schaffen.
Der „Garten der Sprachen“ wird von niedrigen Natursteinmauern gerahmt, welche Aufsätze von Cortenstahl oder Glas haben. Das Milchglas könnte graviert oder sandgestrahlt werden, um mit Zitaten oder Schriften in verschiedenen Sprachen kleine Blickfenster zu gewähren. Die Cortenstahl-Wände würden ausgestochene / ausgeschnittene Zeichen verschiedener Sprachen für den Begriff „Freundschaft“ zeigen. Andere Wandelemente würden einzelne Buchstaben tragen, die ebenfalls das Wort „Freundschaft“ in russischer Sprache und „Wissen“ in hinduistischer Sprache formen. Der Garten ist zudem mit Sitzmöglichkeiten in Form von einzelnen, kyrillischen Buchstaben und Formgehölzen in Buchstabenform ausgestattet. Der Pflasterbelag besteht aus in Streifen verlegten und farblich abgestimmten Basaltsteinplatten, sowie Tufa-Mosaik. Das Motiv der Streifen wird im Staudenbeet erneut aufgegriffen. Unter der aus Stahl errichteten Pergola / dem Vordach befinden sich weitere Sitzbänke.
Der „Garten der Naturlehre“ bietet neben einem Insektenhotel auch ein Kräutergarten. Die Kräuter können z.B. in der Schulküche verarbeitet werden. Verschieden hoch geschnittene Heckenelemente rahmen den intimen Garten und die Pflanzbeete. Außerdem gibt es besonders lange Sitzbänke, die eine Kombination aus niedrigen Steinmauern mit Sitzauflagen aus Holz sind. Der Weg aus Natursteinplatten ist hier zum Teil über ein Kiesbeet gelegt.
In dieser detailreichen Art und Weise werden weitere, schulbezogenen Themen auf eine landschaftsarchitektonische Ebene umgesetzt:
„Garten der Kunst“, „Der musikalische Garten“, „Garten der Geometrie“ und ein „Garten der Physik und Technik“. Dazu reihen sich ein Obstgarten und Theater-bezogene Elemente, die auch Aufführungen im Freien ermöglichen.
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