Aus der Wettbewerbsauslobung April 2011:
„Anlass der Beauftragung ist die ... Errichtung einer Straßenbahnhaltestelle auf dem nördlichen Vorplatz des Hauptbahnhofes an der lnvalidenstraße in Berlin Mitte. ln die Straßenbahnhaltestelle sollen die Beleuchtung, die Anzeige des digitalen Auskunfts- und lnformationssystems (DAISY), nach Möglichkeit die standardisierten Leuchtsäulen sowie die Einfassung der Treppenabgänge zum unterirdisch vorhandenen Verbindungstunnel zu S- und U-Bahnlinien und zum Hauptbahnhof integriert werden. Ziel ist ein einheitlich gestalterisches Konzept für die Haltestelle. Die Straßenbahnhaltestelle am Hauptbahnhof bildet eine wichtige infrastrukturelle Komponente für die Verkehrsverbindung zwischen den Stadtteilen Mitte, Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Friedrichshain, Tiergarten und Moabit. (...)“
Städtebauliche Einbindung:
Betritt der Besucher Berlins heute den Europaplatz erwartet ihn eine höchst heterogene städtebauliche Situation. Der dichte Autoverkehr der Invalidenstraße, temporäre Buden zur Versorgung, temporäre Veranstaltungszelte und Baustelleneinrichtungen begrüßen den Zugreisenden. Dieses Ankommen lässt weder erahnen, dass wenige Meter entfernt der Hamburger Bahnhof mit seinem kulturellen Umfeld liegt, noch dass eines der größten Innerstädtischen Entwicklungsgebiete Berlins hier entsteht.
Die neue Überdachung der Tramhaltestelle Hauptbahnhof, muss einerseits innerhalb dieser mittelfristigen Baustellensituation einen Ruhepunkt bieten, andererseits in dem zukünftigen urbanen Stadtquartier Heidestraße einen qualitätvollen architektonischen Beitrag leisten.
Die Überdachung wird selbstverständlicher Bestandteil des neuen Stadtquartiers, der momentan ausschließliche Bezug zum Hauptbahnhof relativiert sich. Innerhalb des städtebaulichen Gesamtgefüges gibt die neue Überdachung dem Benutzer Orientierung und ist sowohl vom Hauptbahnhof als auch von der Heidestraße gleichermaßen gut zu erkennen.
Trotzdem bleibt diese Haltestelle symbolisch ein Ort der Bewegung - wenn auch mit einem anderen Schwerpunkt als der Bahnhof. Der Hauptbahnhof ist als Kreuzungspunkt, immer auch ein Ort des Transfers, des Umsteigens von einem Verkehrsmittel in das nächste. Die neue Tramhaltestelle verbindet den Besucher mit der Stadt und begrüßt den Fahrgast wie mit einem winkenden Taschentuch.
Anbindung der Haltestelle an die Infrastruktur des Hauptbahnhofs
Zugang über Treppen:
Die Haltestelle ist über den Europaplatz barrierefrei vom Hauptbahnhof zu erreichen.
Die beiden festen Treppen von den Bahnsteigen zur unterirdischen Passarelle verbinden die Straßenbahnhaltestelle direkt mit der U-Bahnlinie U 55 und dem Hauptbahnhoftiefgeschoss (Passarelle).
Fahrtreppen von der Straßenbahnhaltestelle zum Tunnel der S-Bahnlinie S 21 stehen den Fahrgästen mit der Inbetriebnahme der S 21 zur Verfügung stehen. Auf den Bahnsteigen sind bereits alle Anschlüsse für die Fahrtreppe hergestellt. Der Tunnel der S-Bahnlinie S21 ist dem Tunnel der U-Bahnlinie U 55 verbunden.
Die Stufen der festen Treppen sind mit Granit belegt. Granit hat sich in der Langzeiterfahrung der BVG als die nachhaltigere, weil haltbarere Alternative zu Werkstein erwiesen. Das Anthrazit der Treppenstufen entspricht dem Farbton des vorhandenen Bodenbelags der Passarelle und wird auch in den Bodenbelag der Bahnsteige übernommen.
Bahnsteige:
Die Tram-Haltestelle wird aktuell mit drei Dynamischen Anzeige Informationssystemen (Daisys), vier Leuchtkuben, vier Notrufsäulen, einem Fahrkartenautomaten und zwei Infovitrinen mit integriertem Beschallungssystem ausgestattet.
Anschlüsse für einen weiteren Fahrkartenautomaten und eine weitere Daisy sind vorgerichtet.
Der mittlere Bereich der Tram-Haltestelle wurde als geschützter Bereich konzipiert. Hier sind die Dächer niedrig und schützen in Verbindung mit den großen Glasscheiben vor Wind und Regen. Folgerichtig sind an dieser Stelle auch die Infovitrinen und die Fahrkartenautomaten platziert.
Beleuchtung:
Die Beleuchtung der Haltestelle ist tageslichtgesteuert. Mit Abnahme des Tageslichts nimmt die Beleuchtungsstärke zu und umgekehrt. Dadurch wird der Energieverbrauch minimiert.
Um dem Thema Schutz, Sicherheit und Komfort der Fahrgäste in diesem zentralen Bereich auch während der Nachtstunden Rechnung zu tragen, wurde die Beleuchtung dort heller als technisch erforderlich gewählt. Die Lichtstärke nimmt zum Zentrum der Haltestellen dynamisch zu.
Konstruktion der Dächer:
Die beiden elegant geschwungenen Betonschalendächer sind jeweils 58 m lang und 6 m breit. Die symmetrisch angeordneten Dächer entwickeln sich aus den zentral angeordneten, vertikalen Fahrtreppenschachtwänden, die zur unterirdischen S-Bahnlinie S 21 führen. Die beiden weit auskragenden Dächer werden am äußeren Rand zusätzlich in einzelnen Punkten von Stahlstützen unterstützt.
Leichtbeton:
Die geometrische Krümmung der Dachfläche ermöglicht ein Schalentragverhalten, bei dem Biegemomente weitgehend minimiert werden. Durch den Einsatz hochfesten Leichtbetons (LC45/50 nach DIN EC 2) mit Zuschlagsstoffen aus Leichtsanden und Blähton konnte deutlich Gewicht eingespart werden.
Dieser Beton ist etwa 35 Prozent leichter als Normalbeton und spart Gewicht und Ressourcen. Leichte Blähtonkugeln in Kombination mit Leichtsand als Zuschlagstoff verleihen dem Beton die gewünschten Eigenschaften.
Durch diese Gewichtsreduktion in Kombination mit einer nicht rostenden Bewehrung konnte eine extrem dünne Betondicke von lediglich 7 Zentimetern in den Randbereichen umgesetzt werden.
Mit dieser Bauweise wird das von Leichtigkeit geprägte Erscheinungsbild der Dächer unterstützt und es wird ein Weg zu ressourcenschonendem Bauen beschritten: durch die dünne und leichte Konstruktion werden deutlich weniger Rohstoffe verbraucht werden.
Die Betonoberflächen erhalten als Finish eine mineralische Lasur, um einen möglichst homogenen und ruhigen Hintergrund für die Ausstattung und das bunte Leben auf der Haltstelle zu bieten.
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