Eine Welle als Dach und 150 Meter Kunst
Grazer Hauptbahnhof von Zechner & Zechner umgebaut
Der Grazer Hauptbahnhof ist mit einer täglichen Kundenfrequenz von rund 30.000 Fahrgästen einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Österreichs. Künftig wird seine Bedeutung weiter steigen. Mit dem Vollausbau der S-Bahn etwa soll zu Spitzenzeiten ein 15-Minuten-Takt aus allen Richtungen nach Graz gefahren werden, es werden dann 40.000 Fahrgäste pro Tag erwartet. Dies erforderte eine Anpassung der Anlagen an die aktuellen und zukünftig zu erwartenden betrieblichen Anforderungen sowie eine Erhöhung der Kapazitäten. Dafür wurden umfangreiche Baumaßnahmen notwendig, die im Projekt „Graz Hauptbahnhof 2020“ umgesetzt wurden.
Der Entwurf zum neuen Dach und zur Bahnsteigerschließung stammt von Zechner & Zechner aus Wien. Das Büro war zuvor bereits mit Planungen am Grazer Bahnhof beschäftigt, unter anderem mit der Errichtung der Nahverkehrsdrehscheibe am Vorplatz oder einem Einkaufszentrum.
150 Meter Länge Kunst
Im nördlichen Bereich der Bahnsteige wurde ein neuer Personentunnel errichtet. Der neue Durchgang erschließt alle Bahnsteige, stellt aber auch eine städtebauliche Verbindung mit dem jenseits der Gleisanlage liegenden Stadtviertel dar. Die große Länge des Tunnels wird durch entsprechende Querschnittsbildung und gute künstliche Beleuchtung gemildert, vor allem aber durch die Installation eines 150 m langen Kunstwerkes von Peter Kogler in Form einer großflächig bedruckten Glasverkleidung, die den Personentunnel zu einer Ausstellungshalle besonderer Qualität macht. Die Kunstwand stellt die Fortsetzung der bereits im Jahre 2003 begonnenen Installation in der Halle des Bahnhofs dar, die ebenfalls von Peter Kogler stammt.
Das neue Dach am Bahnhof Graz – die „Welle“
Der Bestand der Bahnsteigdächer entsprach nicht mehr den Anforderungen, die an zeitgemäße Infrastrukturbauwerke gestellt werden. Die Dächer stammten aus mehreren Epochen und wurden teilweise als Provisorien errichtet. Außerdem erforderte die in Teilbereichen neue Bahnsteigkonfiguration den Abbruch der Dächer.
Die Architekten nutzten die Möglichkeit, einen Dachneubau zu errichten, der über die Situierung von konventionellen Inselbahnsteigdächern hinausgeht und dem bereits sanierten und erweiterten Aufnahmegebäude bzw. dem neuen Vordach am Bahnhofsvorplatz („Golden Eye“) ein ansprechendes Pendant im Bahnsteigbereich gegenüberstellt.
Zweifeldträger mit Spannweiten von über 40 m überspannen in Bogenform den Bereich zwischen den Tunnelaufgängen und bilden eine „Welle“. Die Reduktion von Stützen und die lichte Höhe von bis zu 8 m unter dem Dach lassen über den zentralen Aufenthaltsbereichen der Fahrgäste einen großzügigen Schirm entstehen.
Die Bogenträger, die im Auflagerbereich bis 4 m Bauhöhe aufweisen sind paarweise angeordnet. Der Abstand zwischen den Trägern weitet sich nach oben V-förmig auf, wodurch ein linsenförmiger „Spalt“ zwischen jedem Trägerpaar entsteht, der zur Belichtung des Bahnsteiges genutzt wird und mit einem transluzenten Membrandach gedeckt ist. Die Querträger der Dachkonstruktion laufen über die Gleisbereiche durch und bilden so ein Großflächendach im zentralen Bahnsteigbereich.
In den äußeren Bahnsteigbereichen geht die im Mittelbereich verbundene Dachkonstruktion wieder in zungenförmige Einzelbahnsteigdächer über. So entsteht ein Gesamtgebilde, das einer Welle gleicht, die zu ihren Rändern hin ruhig ausfließt. Das Bild der „Welle“ als Symbol für Bewegung unterstreicht die Dynamik des Verkehrsmittels Bahn.
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