Das Hambacher Schloss wurde 1832 zur „Wiege der deutschen Demokratie“ (Theodor Heuß) und zur Demonstration für nationale Einheit und Freiheit. Begriffe wie Pressefreiheit ohne Zensur, öffentliches Versammlungsrecht, Gleichstellung von Mann und Frau und demokratische Grundrechte wurden im Zuge des Hambacher Festes erstmals in einer breiten Öffentlichkeit diskutiert. Heute ist das Hambacher Schloss Veranstaltungsort für Ausstellungen, verschiedenartige Konzerte, Vorträge, Tagungen und vieles mehr.
Die Schlossanlage selbst und der Schlossberg definieren sich über ihre geschichtliche Bedeutung und ihre naturräumliche Lage im Biosphärenreservat. Die exponierte topographische Lage des Schlosses auf dem Felssporn einer Buntsandsteinformation und die Bedeutung des Areals als Baudenkmal und Geburtsort der Deutschen Demokratie stellen eine grosse Herausforderung für die Planungen dar.
Das Hambacher Schloss liegt auf dem Schlossberg, einem 325 m hohen Vorberg aus der Bergkette des Haardtgebirges. Im Westen liegt die Haardt, der östliche Rand des Pfälzer Waldes, im Osten, etwa 200 m tiefer, die Oberreihnische Tiefebene, 5km südlich von Neustadt an der Weinstraße. Die Burganlage wird von drei Mauerringen umgeben, zwischen diesen die neuen Ebenen der Aussenanlage eingefügt wurden. Die Entstehungszeit der Burg hat ihre Wurzeln in der Römerzeit, ab dem 11. und bis zum 14. Jahrhundert entstanden die Schildmauern. Nach einer langen Phase im ruinösen Zustand und spontaner Aufwertung des Ortes in Jahr 1832 durch das Hambacher Fest („Geburtsstunde der deutschenDemokratie“) wird ab 1845 durch August von Voit mit dem Neubau zur „Maxburg“ für Maximilian von Bayern begonnen.
Im Rahmen eines internationalen Wettbewerbsverfahrens wird im Jahr 2005 neben Dudler Architekten Berlin für die hochbaulichen Aufgaben, LOMA architecture . landscape . urbanism für die Umgestaltung der Aussenanlagen ausgewählt. Der aktuelle 2. Bauabschnitt wird in der Planungsgemeinschaft LOMA & LatzRiehlPartner, Kassel im Jahr 2015 abgeschlossen. Lichtplanung Barbara Benkert, Karlsruhe und Informationssysteme Schwarz-Düser, Karlsruhe.
Wichtiger Aspekt der Planungsmaßnahmen im Frei- und Aussenraum ist der Umgang mit den vorgefundenen Zeitschichten und das „Lesbarmachen der historisch unterschiedlichen, steinernen Bauteile. Die Burganlage stellt ein über die Jahrhunderte gewachsenes Gesamtkunstwerk aus Stein dar. Um diese „Erfolgsgeschichte“ weiterzuschreiben, ist eine Ausführung möglichst vieler Bauteile in Naturstein angestrebt. In einem „Atlas der Steinmaterialien, Oberflächen und Körnungen“ werden die räumliche Zuordnung des Natursteinmaterials von der unteren Eingangsebene bis zum obersten Platz definiert: Naturstein in Eleganz und Präzision auf der Ebene des Panoramaplatzes, Naturstein in seiner Rauheit und Ursprünglichkeit im mittleren Ruinenweg, sowie Naturstein in gebrochener Körnung auf dem historischen „Kapellenweg“ durch den Schlosswald.
Die neue Panoramaterrasse bildet das Zentrum und den oberen Abschluss der Anlage. In südlicher und westlicher Richtung eröffnet sich durch die Setzung der steinernen Außenkanten ein grandioser Panoramablick über die Weite der Rheinebene. Eine großzügige Rampenanlage leitet barrierefrei auf die zweite Ebene der Restaurantterrasse hinab. Die ruhige Stringenz des „Steinernen Parketts“ bindet die Natursteinoberflächen und Formen des groben anstehenden Fels, die raue mittelalterliche Schildmauer, das wuchtige Buckelquadermauerwerk des 19. Jahrhunderts und die Fassade des Neubaus zusammen. Die Lage des historischen Voitschen Vorbaus wurde subtil in das Natursteinparkett eingearbeitet.
Der Ruinenweg verbindet die Ruinenbauteile (Wachtürme, ehemalige Stallungen und Kelterhaus) entlang der Äußeren Ringmauer und setzt diese in Vergessenheit geratenen Relikte in Wert. Großformatige Natursteinbänder bezeichnen die Lage der ehemaligen Stallungen und Kelterhaus der Schlossanlage. Der Raum wird durch die Schichtung der verschiedenen Belagsbänder erweitert, die gebogene Schildmauer wird in ihrer Schwingung optisch betont und dynamisiert. Materialwahl und der Entwurf arbeiten mit dem Leitbild der Natursteinverwendung in archaischer und traditioneller Technik im hitorischen Kontext und bildet einen Gegenpol zur Präzision des „Steinernen Parketts“.
Der „Steinerne Teppich“ besteht aus drei sichelförmig ineinander verwobenen Natursteinbändern in unterschiedlichen Materialen und Körnungen: Die Rauhbettmulde, hangseits als senkrecht gestellte Setzpacklage zur oberirdischen Versickerung des Regenwassers des Panoramaplatzes; die gegenläufig mit der Grünen Borte verwobene Fahrspur mit Gebrauchtpflaster in Reihe und die in die Fahrspur verwobene „Grüne Borte“ als begrünte Packlage. Naturstein in behauener Form geht in Naturstein in gebrochener Form über, manuelle Steinbearbeitung löst sich in natürlich gebrochenem Steinbild auf. Schmale Ruinenpfade leiten den Besucher durch die verschiedenen Ebenen des neu angelegten Schlossparks und binden mit dem Kapellenweg die Wegebänder im Schlossareal zusammen.
Fertigstellung 1.Bauabschnitt: 2012
Fertigstellung 2.Bauabschnitt: 2015
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