Die Paleisbrücke ist nicht nur eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke sondern gleichzeitig auch als erhöhter Park ausgeführt. Die Brücke bildet eine 250 Meter lange Verbindung über die Bahn zwischen dem historischen Zentrum von
Herzogenbusch und dem neuen Paleisviertel. Das Paleisviertel ist ein neu entwickeltes Stadtviertel, in dem sich neben dem Gerichtsgebäude (auf Niederländisch „Paleis van Justitie, daher der Name des Viertels) verschiedene Fachhochschulen, Wohngebäude und Bürogebäude befinden. Die Brücke ist außerdem als großer Sonnenkollektor ausgeführt, der das umliegende Viertel mit Energie versorgt.
Während des Achtzigjährigen Krieges wurde Herzogenbusch verteidigt, indem die umlie-gende Landschaft inundiert - künstlich unter Wasser gesetzt - wurde. Auch heute noch ist viel Land unbebaut, wodurch Herzogenbusch noch immer an ein großes, offenes Grünge-biet grenzt: den Gement. Der Gement ist sowohl historisch als auch landschaftlich einzigartig, denn nirgendwo anders in den Niederlanden liegt ein Naturgebiet so nahe am Zentrum einer Stadt. Aufgrund ihrer Länge und der spektakulären Aussicht über den Gement wurde die neue Brücke zu einem Aufenthaltsgebiet gemacht. Der Park auf der Brücke schließt nicht nur an das eindrucksvolle Panorama an, sondern auch an die Grünzone entlang der Dommel und das Grüngebiet um den Hofteich im Paleisviertel. Durch die Gestaltung der Brücke als parkähnliche Zone konnte das Zentrum von Herzogenbusch um eine Grünfläche von 2.500 m² bereichert werden.
Wetterfester Baustahl
Pflanzen, Bäume, Brückenbelag, die Möblierung und die Beleuchtung sind in gefaltete Plat-ten aus wetterfestem Baustahl integriert. Die rostbraune Farbe des Stahls stellt das Charakteristikum der Paleisbrücke dar. Wetterfester Baustahl ist eine Stahllegierung mit einer dichten Korrosionsschicht, die eine weitere Korrosion praktisch verhindert. Dadurch kann das Metall unverkleidet sichtbar bleiben.
Der wetterfeste Baustahl, der in 100 Jahren ca. 0,5 mm rostet, wurde überall 1 mm dicker als notwendig ausgeführt, da der Stahl schließlich auf beiden Seiten rostet. Die Brücke hat damit eine Lebensdauer von mindestens 100 Jahren. Außerdem nimmt die robuste Ausstrahlung des Stahls das Thema der bestehenden Befestigungsanlagen der Stadt auf.
Bepflanzung
Die Lage der Baum- und Pflanzbeete auf der Brücke wurde in Zusammenarbeit mit Piet Oudolf festgelegt, der den Begrünungsplan für die Paleisbrücke erstellte. Die Bepflanzung auf der Brücke ist in drei Zonen eingeteilt, die jede einen eigenen Charakter hat. An der Seite des Stadtzentrums erhält die Brücke eine savannenartige Begrünung mit niedrigen Pflanzen und freistehenden Bäumen. Oberhalb der Bahngleise wird die Brücke nur mit niedrigen Pflanzen begrünt, die einen weiten Ausblick über die Stadt und die Landschaft ermöglichen. Auf der Seite des Paleisviertels erhält die Brücke eine mehr waldartige Aus-strahlung.
Mit dem neuen Grüngebiet entsteht ein neues Ökosystem mitten im Stadtzentrum, das Möglichkeiten für neue Flora und Fauna bietet.
Die Pflanzbeete auf der Brücke sind mit einem automatischen Bewässerungssystem ausgestattet und sind außerdem mit einem zusätzlichen Überlauf gesichert, damit die Pflanzen nie zu viel Wasser bekommen können. Die Pflanzen, Bänke und Wege werden am Abend mit LEDs beleuchtet, sodass die Brücke auch nach Sonnenuntergang einen attraktiven Aufenthaltsbereich darstellt.
Sonnenkollektor
Um die Brücke im Winter eisfrei halten zu können, war eine Niedrigtemperatur-Brückenheizung Ausgangspunkt des Entwurfs. Streusalz darf nicht zum Einsatz kommen, weil dadurch sowohl die Pflanzen als auch der Stahl beschädigt würden. Benthem Crouwel hat folglich nach einer nachhaltigen Lösung für den Einbau einer Brückenheizung gesucht. Dies ist gelungen, indem die Paleisbrücke nun im Sommer als enormer Sonnenkollektor dient. Dieser Sonnenkollektor bzw. die Brückenheizung ist an einen Erdwärmetauscher angeschlossen. Die Brücke speichert im Sommer mehr Wärme als im Winter für die Niedrigenergieheizung erforderlich ist und liefert demnach Energie an das umliegende Stadtviertel.
Konstruktion
Die Paleisbrücke besteht aus Segmenten mit unterschiedlichen Spannweiten. Die Stützen sind mit Paneelen aus wetterfestem Baustahl verkleidet, sodass sie mit den Brückenteilen eine Einheit bilden. Die primäre Tragstruktur besteht aus horizontalen Hohlprofilen aus wetterfestem Stahl, die mit einer aufliegenden Betonplatte in der Druckzone verbunden sind. Je länger die Spannweite, desto höher die Hohlprofile. Die größte Überspannung von 60 Metern erstreckt sich über die Bahngleise. Bei dieser Überspannung wurde ein zusätzlicher Fachwerksträger oberhalb der Brückenplatte ausgeführt, da eine Konstruktion unterhalb der Brückenplatte hier nicht möglich war. Aufgrund der notwendigen freien Höhe, die die Gleisanlagen über der Oberleitung erfordern, hätte die gesamte Brücke sonst einige Meter höher ausgeführt werden müssen.
Die Betonplatte ist an Stellen, wo Bäume auf der Brücke stehen, perforiert. So konnten in den Kastenträgern Baumtröge ausgebildet werden. Diese Aussparungen wurden strategisch angeordnet und führen sowohl für den Bepflanzungsplan als auch für die Konstruktion zu einem guten Resultat. Der Beton ist nirgends auf der Brücke sichtbar.
Über die gesamte Länge der Brücke laufen vier jeweils zwei Meter breite Streifen, die abwechselnd aus Pflanzbeeten und Brückenbelag bestehen. Zwischen den Pflanzbeeten und dem Brückenbelag wurden 60 cm breite Streifen angelegt, die als Noppenplatten aus wetterfestem Stahl ausgeführt wurden. Darin befinden sich die Kabel, Leitungen und Entwässerungsrinnen für die Entwässerung des Brückenbelags. Die Einteilung der Brückenplatte und die Leitungen können, falls erforderlich, ausgetauscht werden, ohne dabei die Haupttragkonstruktion zu beeinträchtigen.
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