Hell, freundlich und zeitgemäß, so präsentiert sich das Lochenbad in Balingen-Weilstetten künftig seinen Besuchern. Dabei veranschaulicht die Sanierung durch 4a Architekten beispielhaft, wie mit überschaubarem Budget und in kurzer Bauzeit ein 70er-Jahre-Bad energetisch optimiert und zeitgemäß umgestaltet werden kann. Geringfügige bauliche Eingriffe, eine neue Gebäudehülle und eine attraktive Innenraumgestaltung werten das Hallenbad deutlich auf und sorgen für hohe Akzeptanz bei den Badegästen.
Das erstmals im Jahr 1973 in Betrieb genommene Bad in idyllischer Ortsrandlage in Weilstetten, einem Ortsteil der Stadt Balingen, wird intensiv von Schulen, Kindergärten und Vereinen genutzt. An zwei Tagen in der Woche steht es auch dem öffentlichen Badebetrieb zur Verfügung. Ein zentrales Thema bei der Neugestaltung des Bades war, Ausblicke zu schaffen und Durchblicke zu ermöglichen. Durch Transparenz und Offenheit gewinnt ein kleines Bad ungemein an Aufenthaltsqualität, insbesondere wenn der umgebende Landschaftsraum so reizvoll ist und der Badegast nahezu in die Natur eintauchen kann. Die Bausubstanz aus den 1970er Jahren ermöglichte es, die Grundstruktur des Gebäudes zu erhalten und an die aktuellen technischen, funktionalen und gestalterischen Anforderungen anzupassen. Dabei gewährleistete die Rückführung auf den Rohbau erhebliche Einsparungen in punkto Bauzeit – im Vergleich zu Abriss und Neubau um etwa ein Drittel – , da beispielsweise Aushub- und Trocknungszeiten entfallen.
Der Haupteingang befindet sich auf der Nordwestseite des Gebäudes. Im Erdgeschoss erfolgt der Zugang zur Badeebene vom Parkplatz her über eine Außentreppe bzw. eine Rampe. Damit ist das Bad künftig für Rollstuhlfahrer zugänglich. Auch der Umkleidebereich wurde im Zuge der Sanierung behindertengerecht umgebaut. Das Gebäude wird im Erdgeschoss aus zwei kubischen Bauköpern mit unterschiedlichen Raumhöhen gebildet. Diese sind von außen mit einheimischen Hölzern verkleidet. Während der eine Gebäudeteil die Eingangshalle, den Schwimmmeister- und Sanitätsraum sowie den Umkleide- und Sanitärbereich beherbergt, befindet sich in dem anderen Teil die Schwimmhalle. Eine nahezu dreiseitig umlaufende, raumhohe Verglasung sorgt für maximale Tageslichtnutzung und hohe Transparenz. Das 16 x 8 Meter große Schwimmerbecken ist mit einem Hubboden ausgestattet, der unterschiedliche Beckentiefen ermöglicht. Durch einen Geländeversatz liegt das Untergeschoss teilweise im Erdreich, ist jedoch ebenerdig als Souterrain zugänglich. Es bildet den Sockel für Schwimmhalle und Funktionsräume und setzt sich optisch von den holzverkleideten Kuben durch anthrazitfarbene Außenwände ab. Im Innenraum wird das Untergeschoss über eine zweiläufige Treppe von der Eingangshalle her erschlossen. Hier befinden sich neben Technikräumen auch Lager- und Abstellräume.
Ein ausgewogenes Zusammenspiel von Material und Farbe verleiht dem Hallenbad eine freundliche und einladende Atmosphäre. Dabei unterstreicht die farbige Gestaltung im Innenraum das Konzept der fließenden Übergänge: Unterschiedliche Grün- und Gelbtöne greifen die Farbnuancen der angrenzenden Streuobstwiesen auf und übertragen diese ins Gebäude. Einen starken Kontrast zu den farbigen Decken in der Eingangs- und Badehalle sowie den Umkleiden bildet der dunkle Bodenbelag aus anthrazitfarbenem Feinsteinzeug. Dabei ist das Gestaltungskonzept durchgängig von klaren Linien geprägt. In der Badehalle fließen farbige Elemente von der Decke über die Raumkante an der Wand entlang und werden horizontal von Holzwerkstoffplatten begrenzt, die zugleich als Ablage dienen – ein Gestaltungsansatz, der sich konsequent durch alle Funktionsbereiche zieht und dem Gebäude eine hohe Aufenthaltsqualität verleiht. Dabei führte nicht nur die Optik zu diesem übergreifenden Materialeinsatz, sondern vor allem die Notwendigkeit, die Raumakustik durch die Reduktion der schallharten Flächen zu verbessern.
Die Sanierung des bestehenden Hallenbades erfolgte entsprechend den aktuellen Anforderungen der Energieeinsparverordnung. Im Zuge der Sanierung haben 4a Architekten das bestehende Gebäude bis auf den Rohbau zurückgeführt. Sämtliche Fassaden sind seit der Sanierung mit einer 3-fach Isolierverglasung versehen. Strom und Wärme für den Badebetrieb werden von der neuen Heizzentrale mit Blockheizkraftwerk bereitgestellt. Im Zuge der Umbauarbeiten wurde auch der Vorplatz des Lochenbades attraktiv umgestaltet – hier findet künftig der Weilstettener Wochenmarkt statt.
Architektur: 4a Architekten GmbH
Matthias Burkart
Ernst Ulrich Tillmanns
Alexander von Salmuth
Team: Martin Reimer (Projektleitung), Nikola Bothschafter
Bauleitung: 4a Baumanagement GmbH
Achim Zumpfe
Planungszeitraum: 03/2012 bis 07/2013
Bauzeit: 09/2013 bis 11/2014
Baukosten: ca. 3,1Mio. Euro netto (300er und 400er)
BGF: ca. 1.295 m²
BRI: ca. 4.130 m³
Lph. HOAI: 1 bis 8
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