Stadtgefüge und Sozialstruktur des Hamburger Stadtteils Wilhelmsburg sind im Fluss. Vor diesem Kontext gewinnt die identitätsstiftende Wirkung städtischer Szenerien besonderes Gewicht. Das Umfeld des Bahnhofs Wilhelmsburg und des Berta-Kröger-Platzes wird diesem Anspruch durch das Fehlen stadtstruktureller Zusammenhänge und den transitorischen Charakter vieler Fassaden nur fragmentarisch gerecht. Ziel des landschaftsarchitektonischen Konzepts war es daher, mit einem kohärenten Gegengewicht zur Architektur Aufenthaltsqualitäten zu erzeugen, die zur Grundlage für das Entstehen einer quartierseigenen Atmosphäre und Identität werden können.
Voraussetzung dafür ist die Schaffung von räumlicher Klarheit und Überschaubarkeit zwischen Bahnhof und Berta-Kröger-Platz. Beide Plätze und die sie verbindende Passage erhielten einen einheitlichen Bodenbelag aus grauem Betonpflaster, der sie als räumlich zusammenhängende Fläche erlebbar werden lässt. Durch die Verwendung des gleichen Bodenbelags auch in den zum Berta-Kröger-Platz führenden Zugangsbereichen bilden diese ein zusammenhängendes Raumsystem.
In den Pflasterbelag sind helle Strömungslinien aus großformatigen Betonplatten eingelegt. Diese bewegte Bodengraphik durchfließt das Planungsgebiet in West-Ost-Richtung und führt vom Bahnhofsvorplatz zum Berta-Kröger-Platz. Hier kommen die Strömungslinien ‚zur Ruhe‘ und nehmen das alte 10 m Raster des Platzes auf.
Die gestreckte Raumkontur der Bahnhofspassage wurde durch die Schaffung einer Rasentide auf der Südseite gestärkt. Der Rasenkörper wird seitlich von Stahlkanten gefasst und durch Zufahrten zu den angrenzenden Wohnhöfen und durch querende Strömungslinien gegliedert wird. Seine Oberfläche ist zu langgezogenen Wellen modelliert, erhebt sich zwischen 10 und 75 cm über die angrenzenden Wegeflächen und erhielt eine Bepflanzung mit kleinkronigen, mehrstämmigen Blütengehölzen. An drei exponierten Stellen der Rasentide sind diese Kanten als Banklinien ausformuliert.
Die zentrale Fläche des Berta-Kröger-Platzes wird räumlich durch ein Baumraster und acht kulissenartige Sitztiden strukturiert. Alle diese Elemente sind in Verlängerung der Strömungslinien angeordnet. Die Banklinien heben sich mit unterschiedlicher Länge wellenförmig aus der Platzfläche heraus und nehmen dabei Bezug auf die Baumstandorte. Diese Struktur bildet zugleich den Rahmen für die Marktnutzung auf dem Berta-Kröger-Platz, die den wesentlichen Impulsgeber für die urbane Rhythmik des Stadtraums darstellt.
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