Umbau eines ehemaligen Bahnhofes mit Vorsteherhaus in eine Kinderkrippe und Familienbetreuungszentrum
1. Bauabschnitt Kinderkrippe:
Konzept
Beim Umbau des 1897 erbauten Bahnhofsensembles in Wadern-Dagstuhl zur Kinderkrippe mit Familienzentrum und Verwaltung handelt es sich um ein ambitioniertes Konversionsprojekt, das den überwiegenden Erhalt des vom Abriss bedrohten und denkmalgeschützten Bahnhofsensembles vorsieht. Der historische Charakter der vorhandenen Bausubstanz wurde unter Berücksichtigung des Bestandes aufgenommen, renoviert und erweitert und somit einer neuen zukunftsorientierten Nutzung zugeführt. Die hier vorzufindende Harmonie zwischen Altsubstanz und moderner Nutzung löst den Spagat zwischen Tradition und Moderne.
Raumprogramm Krippe
Das neue Nutzungsprogramm ist ausgerichtet auf die notwendigen Funktionen einer institutionellen Betreuungsstätte für ca. 30 Kinder im Alter von 0-3 Jahren: Nach der erforderlichen Entkernung des Gebäudes verfügt die neue Kinderkrippe heute über 3 Gruppenräume, zugeordnete Schlaf- und Wickelräume, einen Bewegungsraum, einen Speiseraum, erforderliche Sozialräume sowie über ein Kind-gerechtes Außengelände mit entsprechenden Spielflächen.
Grundrissgestaltung der Krippe
Der neue Grundriss des Gebäudes ermöglicht vielfältig erlebbare Innenräume. Da vor dem Gebäude eine Straße liegt bzw. ein Verkehrskreisel errichtet wurde, wurden den Aufenthaltsräumen Flure mit Nebenräumen als Pufferzone vorgeschaltet. Der großzügige Flurbereich dient als Erlebnis- und Spielzone mit integrierter Teeküche. Die Gruppen- und Schlafräume für die Kinder liegen südorientiert auf der verkehrsabgewandten Seite mit Zugängen zu den angrenzenden Freiflächen. Auf der Rückseite und mit ausreichender Distanz zur Straße befindet sich auch der Eingang mit einem freundlichen Foyer, was die Kontrolle der Kinder und Besucher erleichtert. Durch eine seitliche, feststehende Verglasung der Türen vor den Gruppen- und Aufenthaltsräumen ergeben sich Einblicke in alle Räume und somit insgesamt eine gute Übersicht. Jedem der Gruppenräume wurden ein Wickelraum, ein Schlaf- oder Ruheraum sowie ein Geräteraum zugeordnet. Ein Teil des Gebäudes ist zweigeschossig angelegt. Hier befinden sich die Küche und der Essbereich der Einrichtung sowie ein Bewegungsraum für Spiel und Sport mit zugeordnetem Geräteraum.
Materialität und Farbe der Krippe
Von der ursprünglichen Gebäudesubstanz konnten nur die Außenwände, die Kellerdecken sowie das Stahlbetondach der Bahnhofshalle erhalten werden. Beim Umbau wurde Wert darauf gelegt, primär natürliche Materialien zu verwenden. Neben gestrichenen Gipskartonwänden wurde Hochkantlammellenparkett (Holz) und Kautschuk für die Böden eingebaut, ein geringer Teil ist gefliest. Die Darstellung des „Backsteincharakters“ für die Fassade des Hauptgebäudes wiederholt sich auch Innen für den Bereich des Treppenhauses.
Eine dezente, aber anspruchsvolle Kind-gerechte Farbgestaltung rundet die Innenraumgestaltung ab. Das vom Betreiber gewünschte Thema „Jim Knopf – Welterkunder“ stellt den Bezug zur ehemaligen Nutzung her. Die farbliche Zuordnung der Gruppen zu den Themen Wasser, Erde und Sonne ergibt weitere Akzentuierungen und erleichtert darüber hinaus die Orientierung.
Energetisches Konzept der Krippe
Das Gebäude wird mit einer Gastherme beheizt. Eine Fußbodenheizung ermöglicht einen warmen Boden in den kalten Monaten insbesondere für die „Krabbelkinder“.
In Bezug auf die ausreichende Belüftung aller Räume sind die Aufenthaltsräume (Gruppenraum, Schlafen) mit einer autarken mechanischen Be- und Entlüftungsanlage ausgestattet worden. Das „Aufheizen“ der Zuluft erfolgt durch Wärmerückgewinnung über einen Wärmetauscher. Dadurch ist die entsprechend erforderliche Luftwechselrate gewährleistet und die Lüftungsanlage erreicht einen hohen Wohlfühlfaktor.
Beleuchtungskonzept der Krippe
Die Beleuchtung der Gruppenräume erfolgt mit versetzt angeordneten Lichtbändern, die zudem in 2 Gruppen geschaltet werden können, um der Eintönigkeit gleichmäßig hell ausgerichteter Räume entgegen zu wirken.
2. Bauabschnitt Familienzentrum:
Raumprogramm Familienzentrum
In einer 2. Bauphase wurde das Nebengebäude des Bahnhofes, ein ehemaliges Vorsteherhaus der Bahn, in das Familienzentrum Hochwald umgebaut. Hier befinden sich die Räumlichkeiten der Verwaltung der „Kinder –und Jugendhilfe St. Maria“ mit Sekretariat, Büros und Besprechungsräumen. Zusätzlich zur Kinderkrippe bietet der neue Eigentümer der Kinder- und Jugendhilfe hier eine Nachmittagsbetreuung für Kinder bzw. Jugendlichen zwischen 6-15 Jahren an.
Zur Erweiterung des Komplexes wird zusätzlich ein Multifunktionsraum mit über ca. 60 m² errichtet mit daran angegliederten Nebenräumen. Er ist als Bewegungsraum für die betreuten Kinder- und Jugendliche vorgesehen und dient ebenso als Veranstaltungsraum. Auch die Kinderkrippe kann ihn bei Bedarf nutzen. Die Fertigstellung ist für Frühling 2013 vorgesehen.
Grundrissgestaltung des Familienzentrums
Grundsätzlich wurde die vorhandene Grundrisskonzeption des ehemaligen Vorsteherhauses der Bahn beibehalten. Die ca. 15 m² großen Räume werden in ihrer neuen Funktion als Hausaufgabenräume und Büros genutzt.
Zwei der Hausaufgabenräume sind mit einer mobilen Trennwand geteilt und können bei Bedarf flexibel zu einem größeren Raum von 32 m² zusammengelegt werden.
Weiterhin gibt es einen größeren Besprechungsraum, Toilettenanlage mit Behinderten-WC und eine Küche zur Verpflegung der betreuten Kinder und Jugendliche.
Die Hausaufgabenräume sind leicht zugänglich im Erdgeschoss angeordnet, die Verwaltung und die Büros im Ober- und Dachgeschoss.
Materialität und Farbe des Familienzentrums
Der Backsteincharakter der Außenfassade konnte aufgrund einer gut durchdachten Innendämmung ermöglicht werden. Die tragenden Wände wurden erhalten und neue Wände in Gipskarton hinzugefügt, die neu eingezogenen Betondecken und Wände wurden weiß gestrichen. Hierzu setzt der grüne Boden aus Linoleum einen farblichen Akzent.
Geplant ist es, die Süd-West orientierte Außenanlagen mit einem kleinem Bolzplatz zu ergänzen.
Im Außenbereich wird überwiegend Holz verwendet, wie beispielsweise für Terrassen, Verbindungsstege zwischen Kinderkrippe und Familienzentrum sowie Spielgeräte aus naturbelassenem Holz.
Energetisches Konzept des Familienzentrums
Bei dem Familienzentrum kommt eine mineralische und faserfreie Innendämmung zum Einsatz. Das Gebäude wird mit einer Gastherme beheizt. Eine Fußbodenheizung sorgt für angenehme Wärme.
Es wurde bewusst auf eine Lüftungsanlage verzichtet, da in den kleinen Räumen, genutzt durch Schulkinder und Betreuungspersonal, ausreichend Fenster zum Öffnen vorhanden sind und somit eine natürliche Belüftung vorgezogen wurde.
Beleuchtungskonzept des Familienzentrums
Im Familienzentrum wurde eine gleichmäßige Ausleuchtung gewählt, aufgrund der Nutzung als Hausaufgabenräume, und Büroräumen.
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