REHABILITIERUNG EINES BAUDENKMALS: DAS ARCHITEKTURKONZEPT
Das unter Denkmalschutz stehende Gebäudeensemble BIKINI BERLIN wurde in den Jahren 2010 bis 2013 von der Bayerischen Hausbau grundlegend revitalisiert. Der historische Zoobogen, der in den Jahren 1955-1957 von den Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberger erbaut worden war, hatte im Lauf der Zeit immer mehr an Bedeutung und Attraktivität verloren. Der Masterplan von BIKINI BERLIN für die notwendige Erneuerung stammt vom belgischen Architekturbüro SAQ. Auf diesen Entwurf geht insbesondere die Idee der Verbindung von Shopping, Arbeiten, Rückzugsort, Kino und Hotel in einem urbanen Umfeld zurück. Mit der Ausführung und Detailplanung wurde das Münchner Architekturbüro Hild und K betraut, das auf Bauen im Bestand spezialisiert ist und den Entwurf von SAQ baubar gemacht hat.
VERSCHMELZUNG VON VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT
Die besondere Ausstrahlung von BIKINI BERLIN beruht auf seiner langen, wechselvollen Geschichte sowie der lebhaften Architektur der fünfziger Jahre. Jahrzehntelang entfaltete der Gebäudekomplex seine stadtbildprägende Wirkung in der City West. Der ursprüngliche Charme des Ensembles wurde in dem neuen Bau wiederbelebt und mit modernen Elementen verbunden. Unter anderem ist das frühere Luftgeschoss, die einstige „Bikinietage“, heute wieder als offen wahrnehmbar. Große Panoramafenster erhalten die Transparenz und erlauben zugleich die Nutzung des Geschosses durch Ladengeschäfte. Auch die zum Zoologischen Garten hin gelegenen Fassaden des Bikinihauses sowie des Hotels sind, dem modernen Wunsch nach Naturnähe in der Stadt entsprechend, voll verglast und bieten eine faszinierende Aussicht auf die grüne Lunge Berlins. – Ausdruck einer modernen Interpretation von Urbanität ist nicht zuletzt die große Dachterrasse auf der Rückseite des Bikinihauses mit ihrem einmaligen Blick auf die Tiergehege des Zoologischen Gartens. Sie ist über eine große Freitreppe von der Straße her erschlossen und bietet einen zeitgemäßen Raum zum Wohlfühlen und Erholen inmitten der Großstadt. Auch vom BIKINI BERLIN POOL im Erdgeschoss des Bikinihauses führt eine einladende Treppe auf die Terrasse.
DIE FASSADEN – NEUE UND ALTE VISITENKARTE VON BIKINI BERLIN
Eine Besonderheit von BIKINI BERLIN stellt die Fassadengestaltung dar: Die unter Denkmalschutz stehende, zur Budapester Straße gelegene Front des Bikinihauses sowie des Hotels 25hours wurden unter Berücksichtigung der heutigen energetischen Standards originalgetreu rekonstruiert. Charakteristische Elemente sind die teilweise farbig gestalteten Vor- und Rücksprünge der Fassadenoberfläche mit großflächigen, horizontal angeordneten Glaspaneelen in den Farben Sand, Bernstein, Schwarz, Marmorweiß und Steingrau. Der feingliedrige, fast gewebeartige Eindruck erinnert daran, dass in diesem Gebäude früher einmal das Textilzentrum Westberlins beheimatet war. Vertikal wird die Fassade mit goldfarben eloxierten Elementen eingefasst. Die Fassaden der Neubauelemente am Kino, der Freitreppe zur Dachterrasse, dem Parkhaus sowie dem Neubau zwischen Hotel und Parkhaus wurden ebenfalls im Respekt vor der historischen Substanz von BIKINI BERLIN gestaltet. Hier entstand eine neuartige Faltfassade, deren Elemente sich schuppenförmig überlagern. Als historischer Brückenschlag wurden die alten, nicht mehr nutzbaren farbigen Glaspaneele der historischen Fassaden zerschreddert und mit dem Putz auf die Fläche aufgebracht. Je nach Lichteinfall zeigen sich so lebendige Farbakzente.
LICHTDURCHFLUTETE INNENARCHITEKTUR, AUTHENTISCHE MATERIALIEN
Die architektonische Idee der Faltfassade mit zerkleinerten Glaspartikeln wird im Innenraum des Bikinihauses sowie des BIKINI BERLIN POOL fortgesetzt: Rund um das große Panoramafenster kam eine Putzmischung aus zerkleinerten farbigen Glaspartikeln und Berliner Gehwegplatten zum Einsatz. Durch die Verwendung desselben Materials für den Bodenbelag im Pool verschmelzen der öffentlich begehbare Raum und der Innenraum von BIKINI BERLIN harmonisch. Eindrucksvoll ist auch das lichtdurchflutete Stahlfachwerk, das die großzügige Halle des BIKINI BERLIN POOLS dominiert. Es bleibt – wie die Betondecke, die Lichtleisten und die Versorgungsrohre – offen sichtbar. Das Farbkonzept des Innenraums ist in Anlehnung an den benachbarten Zoologischen Garten mit seinem reichen Baumbestand in der Farbe Grün gehalten.
UNKONVENTIONELLES SHOPPINGERLEBNIS
Heute ist in den unteren drei Etagen des Bikinihauses die Concept Mall mit Einzelhandel und Gastronomie beheimatet. Im dritten bis sechsten Obergeschoss befinden sich exklusive Büroetagen. Eines der Highlights von BIKINI BERLIN ist die 7.000 Quadratmeter große, frei zugängliche, begrünte Dachterrasse. Von hier aus bietet sich dem Besucher ein einmaliger Blick auf den Berliner Zoo und seine Tierwelt. Gedacht ist die Terrasse als ein urbaner Erholungsort, der zwischen Shopping, Arbeiten und anderen Aktivitäten zum Relaxen einlädt. Unter der Anlage befindet sich eine gut 3.300 Quadratmeter große Halle, der BIKINI BERLIN POOL. Hier ziehen eine großzügige Eventfläche sowie ein Panoramafenster mit Aussicht auf den Affenfelsen des Zoos die Aufmerksamkeit auf sich. Zu beiden Seiten der Eventfläche schließen sich neunzehn Pop-Up Stores an, die so genannten BIKINI BERLIN BOXES. Hier können jeweils für einen begrenzten Zeitraum kleine Präsentationsflächen angemietet werden, um neuartige Produkte und Ideen zu testen.
ERLEBNIS-HOTEL UND PREMIUM-KINO
Das Kleine Hochhaus in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bikinihaus beherbergt das Designhotel 25hours mit insgesamt 149 Zimmern in sechs Kategorien. Das erlebnisorientierte Gestaltungskonzept von Werner Aisslinger orientiert sich an der Lage des Hotels zwischen Zoo und Budapester Straße. Die Zimmer Richtung Breitscheidplatz folgen einem urbanen Stil, während die Gäste in den Zimmern auf der gegenüberliegenden Seite ein „Jungle“-Stil erwartet, der mit der Nähe zum Zoologischen Garten spielt. Im Dachgeschoss des Hotels mit seiner umlaufenden Terrasse befinden sich die angesagte Monkey-Bar sowie ein Ableger des legendären Wiener Neni-Restaurants.
Das Kino Zoo Palast war bereits Bestandteil des historischen Gebäudekomplexes und galt über Jahre als das Herz der Berliner Filmfestspiele „Berlinale“. Nach seiner umfassenden Sanierung wurde das legendäre Premierenkino am 27. November 2013 neu eröffnet. Im Februar 2014 kehrte auch die Berlinale zurück. Bezugspunkt für die Gestaltung der Innenarchitektur ist das Jahr 1957. Die vorhandene Substanz wurde sorgfältig restauriert und mit dem Komfort und der Technik heutiger Premierenkinos ausgestattet. Neben den vier Kinosälen im denkmalgeschützten Altbaukörper mit seinen zwei Sälen aus den fünfziger und zwei kleineren Sälen aus den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts entstanden drei Neubaukinos. Insgesamt besitzt das Kino nun 1.650 Sitzplätze.
Masterplan: SAQ
Detail- und Ausführungsplanung: Hild und K
Revitalisierung Kino Zoo: Maske + Suhren Architekten und Designer
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