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Lern- und Seminarzentrum - KIT Campus Süd Karlsruhe

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Städtebau: Der Neubau des Lernzentrums befindet sich an einem Kreuzungspunkt auf dem Campus Süd des KIT, der von allen Seiten fußläufig oder per Fahrradfrequentiert wird. An dieser Stelle kreuzen sich die u.a. Wege von und zum östlich gelegenen Audimax und der Mensa und zum im Norden liegenden Fasanengarten und zum Wildparkstadion. Städtebaulich klare Vorgaben erfolgen in erster Linie durch das prägnante Gebäude der Nanotechnologie genau westlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite, den Gerthsen-Hörsaal südlich der Nanotechnologie sowie das Fasanenschlösschen nördlich des Grundstücks. Weiterhin ist die Nord-Süd-Achse, der Wolfgang-Gaede-Weg, als Bindeglied zwischen der Engesserstr. und der Richard-Willstätter- Allee von großer Bedeutung. Der zentrale Eingangsbereich, die Übergangszone zwischen Innen und Außen liegt im Kreuzungspunkt der west-östlichen Bewegungsströme zwischen Mensa und Chemietürmen und dem Institut für Nanotechnologie und der erwähnten Nord-Süd-Achse. Diese Übergangszone wird durch die Arkaden entlang der West- und Teilen der Südseite des Lernzentrums gebildet, ähnlich wie beim gegenüberliegenden Nanotechnologiegebäude. Städtische Räume unter und an den Arkaden, insbesondere im südlichen Bereich, werden zukünftige Quartiere des studentischen Lebens. Das Lernzentrum ist als Gesamtkonzeption bestehend aus drei einzelnen Baukörpern geplant, erreicht aber bereits mit dem jetzt realisierten 1.Bauabschnitt eine städtebaulich schlüssige Lösung für das angrenzende Umfeld. Wie der 1. Bauabschnitt öffnen sich auch die weiteren Abschnitte an städtebaulich wichtigen Punkten zum Campus. Der 2. Bauabschnitt stellt das Gegenüber zum Fasanenschlösschen dar und entsteht in gebührendem Abstand zu diesem und bildet mit 1. und 3. Bauabschnitt einen begrünten Hof. Hier ist ein studentischer Pavillon im Außenbereich vorgesehen, der für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt werden kann. Der 3. BA erhält seinen Eingang an der Nord-Ost-Seite und fängt Bewegungsströme vom Audimax und der Chemie auf. Entwurf, Konstruktion, Gestaltung: Die Verbindung mehrerer unterschiedlicher Nutzungsbereiche wird durch den umgesetzten Entwurf nach außen getragen, wobei die Zusammenhänge deutlich gemacht werden. Der Baukörper bildet eine Einheit von zwei sowohl in ihrer Gestalt als auch in ihrer Geometrie differierender Raumgefüge, die sich durchdringen. Zum Einen gibt es den Hauptkörper, der die „geschlossenen“ Räume wie Labors, Seminar, Arbeits- und Nebenräume beinhaltet. Zum Anderen ist dieser Hauptbaukörper von einem offenen Raumzusammenhang durchzogen, der die Gemeinschaftsbereiche wie Foyer und studentische Arbeitsplätze aufnimmt. Diese Trennung von „offen“ und “geschlossen“ zeigt der Baukörper sowohl in seiner Ausformung der Fassade als auch in der Materialität. Der „geschlossene“ Baukörper hat eine Klinkerfassade aus Handformziegeln und die zur Belichtung der Seminarräume und Labors notwendigen Fensterbänder. Das Fassadenmaterial Ziegel, insbesondere der Handformziegel, verfügt über eine Farbigkeit, die sich zwischen den heterogenen angrenzenden Farb- und Materialeigenschaften von z.B. Nanotechnologiegebäude (Corten-Stahl), Fasanenschlösschen (farbiger Putz) und Hörsaal (Industrieriemchen) bewegt und so Bezug aufnimmt. Über diese Materialwahl steht der Neubau ganz selbstverständlich zwischen den verschiedenen vorhandenen Zeit- und Materialepochen ohne sich in den Vordergrund drängen zu müssen. Die Fassade schimmert zwischen Grau-, Beige- und Weißtönen, die sich in den umliegenden Gebäuden wiederfinden. Das Material hat somit bereits eine Bandbreite von Oberflächenanteilen die die Lebendigkeit, die das Lernzentrum an diesem Ort auslösen wird, formal ausdrückt und eine Überleitung von den verschiedenen Nachbarn schafft. Der „offene“ Bereich hingegen wird durch vollverglaste Pfosten-Riegel-Fassaden komplett transparent gehalten. Durchbrüche in Decken und durch die massiven Fassaden des geschlossenen Baukörpers verdeutlichen diese Offenheit. Hauptaugenmerk besteht hier in der Förderung von Kommunikation und Austausch. Flexible Raumstrukturen unterstützen die genauso flexible Raumnutzung in diesen Bereichen. Die Durchdringung beider Bereiche ist klar und deutlich wahrzunehmen und leitet den Nutzer wie selbstverständlich durch das Gebäude. Farblich kontrastieren im Gebäude die dunklen Fußböden mit den weißen oder gebrochen-weißen Wänden und Einbauten sowie den rohbelassenen Bereichen der Betonwände und -brüstungen des Atriums. So entsteht eine helle und freundliche Atmosphäre, die sich unaufgeregt in den Dienst der Nutzung stellt. Der im Foyer eingebaute geschliffene Gussasphalt findet im Außenbereich seine Entsprechung unterhalb der Arkaden in ungeschliffener Ausführung, so dass hier die Innen- Außenbeziehung nochmals verdeutlicht wird und ein „Fußabdruck“ des Gebäudes auf dem Grundstück entsteht. Die Grundkonstruktion des Gebäudes besteht aus Stahlbeton. Dieser Baustoff ermöglicht die frei spannende Konstruktion im Foyer des EG und in den offenen Arbeitsbereichen rund um das Atrium. Durch die Stützen der Arkaden, die quer spannenden Wände im 1.OG sowie die massiven Brüstungsteile am Atriumauge der Obergeschosse, die das Raumgefüge des offenen Bereichs bis in das 2.OG unterstreichen und flexibel nutzbare Flächen ermöglichen kann auf Stützen und Wände in diesen Bereichen komplett verzichtet werden. Auch die großen zusammenhängenden Laborräume können so stützenfrei überspannt werden. Zudem wird der notwendige bauliche Brandschutz des Sonderbaus über diese Bauart überall gewährleistet. Da es sehr schwankende Grundwasserstände im Gelände gibt und eine kostspielige Wasserhaltung verhindert werden sollte, ist nur eine Teilunterkellerung mit WU-Beton mit der optimalen Raumhöhe und -größe für die notwendige Haustechnik erstellt worden. So konnte die Bauzeit im kritischen Grundwasserbereich minimiert und letztlich sogar komplett ohne Wasserhaltung gebaut werden. Raumprogramm / Funktion: Das umzusetzende Raumprogramm ist folgerichtig in zwei Bereichen untergebracht. Durch einfache Zonierung sind die allgemeinen Bereiche, Labore, Seminar und Aufenthalt klar abgegrenzt und über die Ebenen immer wieder gleich angeordnet, so dass die Orientierung vom Haupteingang leicht fällt. Die Labore liegen in den Obergeschossen und sind mit den andienenden Nebenräumen wie Umkleiden, Lager und Aufsicht über zwei Zugänge vom offenen Bereich abgetrennt, so dass eine einfache Kontrolle dieses Bereichs möglich ist. Aus den zentralen Aufsichtsräumen können die Laborbereiche permanent über eingebaute Glasfelder eingesehen werden. Die Seminarräume gliedern sich zum Einen im EG an das Foyer haben aber gleichzeitig eine eigene Zugangsmöglichkeit von außen, so dass sie einer externen Vermietung zur Verfügung stehen. In den beiden Obergeschossen liegen die Räume an gleicher Stelle und sind über Treppe und Aufzug unmittelbar erreichbar, so dass eine Querung der offenen Bereiche nicht erforderlich wird. Foyer und Aufenthaltsbereiche sind zentral angeordnet und über Deckendurchbrüche über die Geschosse wahrnehmbar verschaltet. Ein zweites Treppenhaus verbindet unmittelbar diese beiden Bereiche miteinander. Nachhaltigkeit und Energieeffizienz: Das Lernzentrum wird aus beständigen und leicht zu reinigenden Werkstoffen erstellt. Die Fassaden bestehen aus quasi reinigungsfreien Handformziegeln. Fenster und Pfosten-Riegel Fassaden sind aus Aluminiumprofilen erstellt, die langlebig sind und sehr geringen Wartungsaufwand nach sich ziehen. Die Böden aus Gussasphalt und Kautschuk sind sehr unempfindlich was die Beanspruchung und Reinigung angeht. Die Wände sind lediglich in Teilbereichen verputzt und ansonsten roh belassen. Der Baukörper ist kompakt und weist so ein günstiges Verhältnis von Volumen zu Außenfläche auf. Eine natürliche Belüftung (mit Ausnahme der Labors) wird über öffenbare Fenster oder das zentral gelegene Atrium gewährleistet. Das Atrium ermöglicht einen Schornsteineffekt in den offenen Bereichen. Über die auf dem Dach befindlichen zu öffnenden Lichtkuppeln kann die unten über Fenster oder Oberlichter im EG oder die Arbeitsbereiche im 1. und 2.OG einströmende Luft abziehen und erzeugt dabei einen Luftstrom durch das ganze Gebäude, der für einen hohen Luftkomfort sorgt. Zudem wird dieser Effekt für eine zusätzliche Nachtauskühlung des Gebäudes genutzt, die in den Sommermonaten zu einer deutlichen Klimaverbesserung in den Arbeitsbereichen führt. Die notwendige Lüftungsanlage der Labors wird mit einer effizienten Wärmerückgewinnung >75% ausgestattet. Ein effektiver äußerer Sonnenschutz mit Lichtlenklamellen nutzt das Tageslicht aus, ohne den Wärmeeintrag zu groß werden zu lassen. Die Lamellen in den offenen Arbeitsbereichen um das Atrium sind zentral gesteuert und gewährleisten so einen umfassenden sommerlichen Wärmeschutz. Die statische Konstruktion des Flachdachs ist darauf ausgelegt, zu einem späteren Zeitpunkt eine Solaranlage aufnehmen zu können. Sämtliche notwendigen Zuleitungs- und Anschlussmöglichkeiten sind dafür vorgerüstet. Durch die eingebauten Materialien, Dämmstärken und Qualitäten der technischen Gebäudeausstattung konnte wie angestrebt ein Energieverbrauch des Neubaus von 30% unterhalb der gesetzlichen Mindestwerte erreicht werden. Ausstattung: Zentral im Foyer gelegen gibt es eine voll funktionsfähige und zu Zeiten der Nichtbenutzung abschließbare Cafeteria als Einbaukörper. Von hier aus können unter anderem auch zentral Fenster geöffnet oder der Sonnenschutz auf- bzw. zugefahren werden. Um die Cafeteria herum und in den offenen Arbeitsbereichen des 1. und 2.OG sind Tische und Stühle in unterschiedlichen Höhen aufgestellt, so dass verschiedene Arbeitssituationen geschaffen werden können, je nach Wunsch und Bedarf der Studierenden. Die Möbel sind zum größten Teil flexibel verschiebbar, so dass sich auch so verschiedenste Zusammenstellungen für Einzel- oder Gruppenarbeit realisieren lassen. Zudem gibt es hier auch Sitzmöbel die eher zum gemütlichen Verweilen und Sich-Austauschen geeignet sind. Wer es lieber etwas ruhiger haben möchte, kann sich in den abgetrennten Arbeitsraum im EG setzen und konzentriert arbeiten. In allen Arbeitsbereichen sind flächendeckend Netzwerk- und Stromanschlüsse vorhanden. In den offenen Arbeitsbereichen im 1. und 2.OG sowie in weiteren Räumen sind zudem Spinde und Schließfächer angeordnet, die frei genutzt werden können sowie zwei Trinkbrunnen. Zum Teil dienen diese Spinde als Umkleidespinde für die Praktikumslabors, wo die Straßen- in Laborbekleidung gewechselt werden kann. Die Laborbereiche sind mit Arbeitstischen, Abzügen, Laborspülen, Gasflaschen- und Chemikaliensicherheitsschränken, Mikroskopiertischen und Mikroskopschränken ausgestattet worden. Die Seminarräume haben jeweils verschiebbare Tafelanlagen, Beameranschlüsse und Bestuhlung. Die beiden Seminarräume im EG können bei Bedarf durch das Öffnen einer mobilen Trennwand zusammengeschaltet werden. Auch für diesen Bestuhlungsfall gibt es eine eigene Tafelanlage, so dass auch hier optimale Blickverhältnisse geschaffen werden können. Das Gebäude ist komplett behindertengerecht ausgebildet worden. Es ist vollkommen schwellenlos erreichbar. Zudem gibt es einen Aufzug, der alle Ebenen andient. Es ist ein Behinderten-WC vorhanden und alle Durchgänge und Türen sind so breit bemessen, dass Rollstuhlfahrer hindurch können. Kunst am Bau: Nach einem Wettbewerbsverfahren ist für das Lernzentrum der Entwurf des in München lebenden japanischen Künstlers Yoshiyuki Miura von einer Jury ausgewählt worden. Es ist eine plastische Installation, die im Atriumauge des Foyers von der Decke über 2.OG bis in das Foyer im EG reicht.

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